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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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beachten, konzentrierte sich ganz auf das, was er seinem Stiefvater sagen wollte. Deshalb erschrak er, als ein korpulenter amerikanischer Tourist ihn an der Schulter antippte.
    »Wollen die was von Ihnen?« Der Mann wies zum Empfang.
    Der Angestellte dort sah zu Noel herüber. Er hielt einen der gelben Umschläge für Mitteilungen in der Hand und gab sie jetzt einem Pagen, der sich in Bewegung setzte.
    Der Name auf dem Zettel war Noel unbekannt. KARRA. Darunter stand eine Telefonnummer, sonst nichts. Holcroft stutzte. Daß keine Bitte um Rückruf vermerkt war, schien ihm ungewöhnlich; zumindest für Südamerika. Senhor Cararra konnte sich noch einmal melden; er mußte jetzt New York anrufen. Er brauchte eine zusätzliche Rückendeckung.
    Und doch warf Holcroft im Zimmer noch einmal einen Blick auf den Namen: CARARRA. Seine Neugier erwachte. Wer war dieser Cararra, daß er erwartete, man werde nur auf seinen Namen hin zurückrufen, von dem er doch wußte, daß er Holcroft nichts sagte? Nach südamerikanischen Gepflogenheiten war das so unhöflich, daß es schon fast beleidigend war. Das Gespräch mit seinem Stiefvater konnte noch die paar Minuten warten, während er das feststellte. Er wählte die angegebene Nummer.
    Cararra war kein Mann, sondern eine Frau, und nach ihrer tiefen, angespannt klingenden Stimme zu urteilen eine Frau, die Angst hatte. Ihr Englisch war passabel, aber nicht gut. Doch das machte nichts. Was sie mitzuteilen hatte, war so eindeutig wie die Furcht, die sie ausstrahlte.
    »Ich kann jetzt nicht sprechen, Senhor. Rufen Sie diese Nummer nicht wieder an. Es ist nicht notwendig.«
    »Sie haben sie der Vermittlung genannt. Was haben Sie von mir erwartet?«
    »Das war ein... Jêrro .«
    » Yerro? Fehler?«
    »Ja. Ich werde Sie anrufen. Wir werden anrufen.«

    »Worum geht es? Wer sind Sie?«
    » Mas tarde!« Die Stimme ging in ein heiseres Flüstern über und war dann, nach einem Klicken in der Leitung, weg.
    Mas tarde... mas tarde . Später. Die Frau wollte ihn wieder anrufen. Holcroft verspürte plötzlich ein Gefühl der Leere in seinem Magen, das ihn so überfiel wie das abrupte Abreißen des verängstigten Flüsterns. Er konnte sich nicht erinnern, jemals eine so von Angst erfüllte Frauenstimme gehört zu haben.
    Sein erster Gedanke war, daß sie irgendwie mit den verschwundenen von Tiebolts in Verbindung stehen müsse. Aber wie? Und wie, um alles in der Welt, konnte sie von ihm erfahren haben? Wieder überfiel ihn das Gefühl der Furcht... und das Bild des schrecklichen, vom Todeskampf verzerrten Gesichtes im Flugzeug, in dreißigtausend Fuß Höhe. Man beobachtete ihn; Fremde spionierten ihm nach.
    Das Freizeichen aus dem Telefon riß ihn aus seinen Gedanken; er hatte vergessen aufzulegen. Er drückte den Knopf und meldete das Gespräch nach New York an. Er brauchte diesen Schutz schnell; das wußte er jetzt. Er stand am Fenster und starrte auf den Strand hinaus, wartete darauf, daß die Vermittlung ihn zurückrief. Auf der Straße unten blitzte etwas auf. Die Chromleiste eines vorbeifahrenden Wagens hatte einen Sonnenstrahl aufgefangen und ihn nach oben reflektiert. Der Wagen war an dem Teil des mit Planken belegten Weges vorübergefahren, wo er noch vor wenigen Minuten gestanden und abwesend zu den Hotelfenstern hinaufgeblickt hatte, in dem Versuch, sein Zimmer auszumachen.
    Die Fenster ... Der Blickwinkel. Noel trat näher an die Scheiben heran und vergegenwärtigte sich die Diagonale zwischen der Stelle unten an der Straße — wo er gestanden hatte — und seinem augenblicklichen Standpunkt. Er hatte das geübte Auge eines Architekten, und Winkel täuschten ihn nicht. Außerdem lagen die Fenster hier ziemlich weit auseinander, wie es sich angesichts der Zimmergrößen für ein erstklassiges Hotel an der Copacabana gehörte. Er hatte zu diesem Fenster heraufgeblickt und geglaubt, es sei nicht sein Zimmer, weil er hinter den Scheiben Bewegungen gesehen
hatte, aber es war sein Zimmer. Und da waren Leute gewesen.
    Er ging an den Kleiderschrank und sah sich seine Kleider an. Er hatte, was Einzelheiten anging, ebensoviel Vertrauen zu seinem Erinnerungsvermögen, wie er seinem Auge vertraute, wenn es galt, Winkel richtig einzuschätzen. Er stellte sich den Kleiderschrank vor, das Bild, das er ihm geboten hatte, als er sich am Morgen umgekleidet hatte. Er war in dem Anzug eingeschlafen, den er auf dem Flug von New York getragen hatte. Seine beige Hose hatte ganz rechts außen gehangen, fast an

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