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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Nachmittagssonne hinaus und versuchte, sich einen Reim auf alles das zu machen, was er bisher erlebt hatte. Die weiche Seebrise liebkoste sein Gesicht, milderte seinen Ärger, seine Verstimmung. Er schlenderte auf den weißen Planken dahin, von denen aus man auf den makellosen Sandstrand der Guanabarabucht hinausblikken konnte. Hie und da blieb er stehen und lehnte sich an das Geländer, sah den größeren Kindern bei ihren Spielen zu. Die Beautiful People, damit beschäftigt, sich zu sonnen und andere zu beeindrucken. Grazie und Arroganz in einer Welt des Scheins. Überall war Geld, verkörpert in diesen goldenen, von Sonnenöl glänzenden Leibern, die zu vollkommen geformt, zu hübsch waren, zu makellos. Auch jetzt also: Wo war das Wesen hinter dem Schein? Irgendwie fehlte es an diesem Nachmittag an der Copacabana.
    Er kam an dem Strandstück vorbei, das vor seinem Hotel lag, und blickte zu den Fenstern auf, versuchte, sein Zimmer auszumachen. Einen Augenblick lang dachte er, er hätte es gefunden, begriff aber dann, daß er sich getäuscht hatte. Er konnte zwei Gestalten hinter dem Glas sehen.
    Er ging ans Geländer zurück und zündete sich eine Zigarette an. Sein Feuerzeug ließ ihn noch einmal an die dreißig Jahre alten Akten denken, die man so sorgsam gefälscht hatte. Hatte man sie nur seinetwegen abgeändert? Oder hatten sich im Lauf der Jahre schon andere für die von Tiebolts interessiert? Doch wie auch die Antwort darauf lauten mochte, er mußte einen neuen Ansatz finden. Oder neue Ansätze?
    La comunidad alemana. Holcroft erinnerte sich der Worte des Attachés in New York. Er erinnerte sich daran, wie der Mann gesagt hatte, es gebe drei oder vier Familien, die tonangebend in der deutschen Kolonie waren. Daraus folgerte, daß solche Leute auch die bestgehüteten Geheimnisse kennen mußten. Tausende verstecken ihr Ich... Ein Fremder, der nach Rio kommt und Deutsche sucht, die verschwunden sind, begibt sich auf eine gefährliche Suche... › la otra cara de los alemanes‹. Die schützen sich gegenseitig .

    Es gab eine Möglichkeit, die Gefahr auszuschalten, dachte Noel. Sie steckte in der Erklärung, die er dem Dolmetscher der Einwanderungsbehörde gegeben hatte. Er reiste viel, es war daher plausibel, daß irgendwo jemand an ihn herangetreten war, weil er nach Brasilien flog, und ihn gebeten hatte, die von Tiebolts aufzuspüren. Es mußte jemand sein, der sich von Berufs wegen mit derlei Erkundigungen befaßte, ein Rechtsanwalt oder ein Bankier. Jemand, dessen persönlicher Ruf untadelig war. Ohne gründlich darüber nachzudenken, wußte Holcroft, daß, für wen auch immer er sich zuletzt entschied, dieser Mann die Schlüsselrolle bei seiner Erklärung spielen würde.
    Ein Kandidat kam ihm in den Sinn, wobei ihm das Risiko klar war und auch die Ironie, die darin lag. Richard Holcroft, der einzige Vater, den er je gekannt hatte. Aktienmakler, Bankier, Marineoffizier... Vater. Der Mann, der einer wilden jungen Mutter und ihrem Kind eine Chance gegeben hatte, wieder zu leben. Ohne Furcht, ohne Makel.
    Noel sah auf die Uhr. Es war zehn Minuten nach fünf — nach drei Uhr in New York. Früher Nachmittag an einem Montag. Er glaubte nicht an Omen, aber er war gerade auf eines gestoßen. Jeden Montagnachmittag begab Richard Holcroft sich in den New York Athletic Club, wo alte Freunde locker Squash spielten und sich dann an dicken Eichentischen in der Bar zusammensetzten und in Erinnerungen schwelgten. Noel konnte ihn ausrufen lassen, allein mit ihm sprechen — ihn um Hilfe bitten. Hilfe, die ihm vertraulich zu leisten war, denn Vertraulichkeit war Voraussetzung seiner Tarnung und seines Schutzes. Jemand, irgend jemand war an Richard Holcroft herangetreten und hatte ihn gebeten, eine Familie namens von Tiebolt in Brasilien ausfindig zu machen. Da sein Sohn nach Rio reiste, hatte er, ganz naheliegend, seinen Sohn gebeten, Nachforschungen anzustellen. Es handelte sich um eine vertrauliche Angelegenheit, über die nicht gesprochen werden sollte. Niemand konnte Neugierige mit größerer Autorität abweisen als Dick Holcroft.
    Aber Althene sollte es nicht erfahren. Das war das Schwierigste daran. Dick betete sie förmlich an; es gab keine Geheimnisse zwischen ihnen. Aber sein Vater — verdammt, sein
Stiefvater — würde ihn nicht abweisen, wenn hinter seiner Bitte echte Not stand. Das hatte er noch nie getan.
    Er ging über den spiegelnden Marmorboden der Hotelhalle auf die Aufzüge zu, ohne seine Umgebung zu

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