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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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klang fragend; der Fremde, der am Tisch stand, war nicht sicher, daß er den richtigen Mann gefunden hatte.
    »Ja, ich bin Holcroft«, sagte Noel vorsichtig.
    »Anderson, von der amerikanischen Botschaft, Sir. Kann ich Sie sprechen?«
    Die Cararras erhoben sich gleichzeitig vom Tisch und verließen die Nische. Der Mann von der Botschaft trat zurück, als Cararra auf Holcroft zuging.
    Cararra flüsterte: »Adeus, senhor.«
    » Adeus «, flüsterte auch die Frau und berührte Noel am Arm.
    Ohne den Mann von der Botschaft anzusehen, verließen Bruder und Schwester schnell die Bar.
     
    Holcroft setzte sich neben Anderson in den Wagen der Botschaft. Sie hatten kaum eine Stunde Zeit, um den Flughafen zu erreichen; falls die Fahrt länger dauerte, würde er den Avianca-Flug nach Lissabon verpassen, wo er Anschluß an eine Maschine der British Airways nach London hatte.
    Anderson hatte sich — widerstrebend und etwas geziert — bereit erklärt, ihn zu fahren.
    »Wenn Sie aus Rio verschwinden«, hatte Anderson gemeint, »dann will ich fahren wie ein geölter Blitz und zahle die Geschwindigkeitsüberschreitungen von meinen Spesen. Sie sind eine Plage.«
    Noel schnitt eine Grimasse. »Sie glauben mir kein Wort von dem, was ich gesagt habe, wie?«
    »Verdammt noch mal, Holcroft, muß ich es Ihnen noch einmal sagen? Da steht kein Wagen vor dem Hotel; da ist keine zerschossene Scheibe. Es gibt nicht einmal Hinweise darauf, daß Sie überhaupt einen Wagen gemietet haben!«
    »Ich war doch dort! Ich habe einen gemietet! Ich war bei Graff!«
    » Angerufen haben Sie ihn. Sie haben ihn nicht besucht. Noch einmal, er sagt, er habe einen Anruf von Ihnen bekommen — angeblich, weil Sie sich sein Haus ansehen wollten -, aber dann seien Sie nicht erschienen.«

    »Das ist eine Lüge! Ich war dort! Nachdem ich weggefahren war, versuchten zwei Männer, mich umzubringen. Einen von ihnen habe ich... zum Teufel, ich habe mit ihm gekämpft ... in seinem Haus.«
    »Sie sind besoffen, Mann.«
    »Ein Scheiß-Nazi ist Graff! Nach dreißig Jahren ist er immer noch ein Nazi, und ihr behandelt ihn, als wäre er ein Staatsmann. «
    »Sie haben verdammt recht«, sagte Anderson. »Graff ist etwas ganz Besonderes. Er wird beschützt.«
    »Damit würde ich nicht auch noch prahlen.«
    »Sie haben das alles ganz verkehrt mitgekriegt, Holcroft. Graff war im Juli 1944 an einem ganz bestimmten Ort in Deutschland, der sich Wolfsschanze nannte. Er ist einer der Männer, die versucht haben, Hitler zu töten.«

10.
    Diesmal gab es kein grelles Sonnenlicht vor seinem Hotelzimmerfenster; keine goldenen, eingeölten Leiber von schon älteren Kindern, die im weißen Sand der Copacabana spielten. Die Straßen von London waren vom Nieselregen gesprenkelt, und zwischen den Häusern und durch die Gassen fegte der Wind. Fußgänger rannten von Türnischen zu Busschlangen, U-Bahn-Stationen, Pubs. Es war eine jener Stunden in London, in denen die Engländer das Gefühl hatten, der Tretmühle der täglichen Plackerei zu entrinnen; sich einen Lebensunterhalt zu verdienen hieß noch nicht leben. Nach Noels Erfahrung gab es keine andere Stadt auf der ganzen Welt, die dem Ende des Arbeitstags so viel Vergnügen abgewann. Ein Fluidum der Erleichterung und Freude herrschte auf den Straßen, trotz des Regens und des Winds.
    Er wandte sich vom Fenster ab und trat vor die Kommode, auf der seine silberne Reiseflasche stand. Der Flug nach London hatte beinahe fünfzehn Stunden gedauert. Und jetzt, wo er da war, wußte er nicht recht, wie er weitermachen sollte. Er hatte versucht, im Flugzeug nachzudenken, aber die
Ereignisse in Rio hatten ihn förmlich benommen gemacht, und was er dort erfahren hatte, war so widersprüchlich, daß er sich wie in einem Labyrinth verloren vorkam. Der fremde Dschungel, in dem er sich befand, war zu dicht. Und er hatte seinen Weg gerade erst begonnen.
    Graff ein Überlebender der Wolfsschanze? Einer der Männer der Wolfsschanze? Es war nicht möglich. Die Männer der Wolfsschanze waren dem Genfer Vertrag verpflichtet, der Erfüllung von Heinrich Clausens Traum, und die von Tiebolts waren Teil jenes Traums. Graff wollte die von Tiebolts vernichten, so wie er den Tod von Heinrich Clausens Sohn auf einem verlassenen Parkplatz oberhalb von Rio und später aus einem Wagenfenster in einer nächtlichen Straße angeordnet hatte. Er gehörte nicht zur Wolfsschanze. Das konnte er einfach nicht.
    Die Cararras. Über sie war er sich ebenfalls nicht im klaren. Was, um

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