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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Abendkleidern der Hotelgäste wirkten sie deplaziert und waren sich dessen auch bewußt, blickten verlegen und irgendwie verängstigt.
    Harmlos, dachte Holcroft. Und dann wurde ihm klar, daß er damit ein vorschnelles Urteil fällte.
     
    Sie saßen in einer der hinteren Nischen der schwach beleuchteten Bar, die Cararras auf der einen Tischseite und Noel auf der anderen. Ehe sie hineingegangen waren, hatte Holcroft sich daran erinnert, daß die Botschaft ihn zurückrufen wollte. Er sagte am Empfang Bescheid, man solle ihm das Gespräch in die Bar legen. Aber nur, wenn die Botschaft anrief — sonst niemanden.
    »Sagen Sie mir zuerst, wie Sie erfahren haben, daß ich die von Tiebolts suche«, sagte Noel, als ihre Getränke vor ihnen standen.
    »Das habe ich Ihnen doch gesagt. Ein Angestellter bei der Einwanderung. Man hat am letzten Freitag diskret in den Abteilungen verbreitet, daß ein Amerikaner kommen und
sich nach einer deutschen Familie namens Tiebolt erkundigen werde. Derjenige, an den er sich wenden würde, sollte einen anderen anrufen, einen Mann von der polícia do administração. Das ist die Geheimpolizei.«
    »Das weiß ich schon. Er hat sich als ›Dolmetscher‹ bezeichnet. Ich möchte wissen, warum man es Ihnen gesagt hat.«
    »Die von Tiebolts waren Freunde von uns. Sehr gute Freunde. «
    »Wo sind sie?«
    Cararra wechselte einen kurzen Blick mit seiner Schwester. Dann sagte das Mädchen:
    »Warum suchen Sie sie?«
    »Das habe ich bei der Einwanderungsbehörde doch gesagt. Verwandte in den Vereinigten Staaten haben ihnen Geld hinterlassen. «
    Bruder und Schwester sahen einander wieder an, und wieder war es die Schwester, die sprach. »Ist es ein großer Betrag?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Holcroft. »Das ist eine vertrauliche Angelegenheit. Ich bin nur ein Mittelsmann.«
    »Ein was?« Das war wieder der Bruder.
    » Un tercero «, antwortete Noel und sah die Frau an. »Warum waren Sie gestern am Telefon so verängstigt? Sie haben mir Ihre Nummer hinterlassen, und als ich zurückrief, haben Sie gesagt, das hätte ich nicht tun sollen. Warum?«
    »Ich habe einen... einen Fehler gemacht. Mein Bruder hat gesagt, es sei ein schlimmer Fehler. Mein Name, die Telefonnummer — es war falsch, sie zu hinterlassen.«
    »Es würde die Deutschen ärgern«, erklärte Cararra. »Wenn sie Sie beobachtet haben, wenn sie ihre Mitteilungen abfangen, würden sie sehen, daß wir Sie angerufen haben. Das wäre für uns gefährlich.«
    »Wenn sie mich beobachten, wissen sie, daß Sie hier sind.«
    »Wir haben darüber gesprochen«, fuhr die Frau fort. »Wir haben unsere Entscheidung getroffen — wir müssen das Risiko auf uns nehmen.«
    »Welches Risiko?«
    »Die Deutschen verachten uns. Unter anderem sind wir portugiesische Juden«, sagte Cararra.

    »Selbst jetzt denken die noch so?«
    »Natürlich tun sie das. Ich habe gesagt, daß wir den von Tiebolts nahestehen. Vielleicht sollte ich das erklären. Johann war mein liebster Freund; er und meine Schwester wollten heiraten. Die Deutschen haben das nicht zugelassen.«
    »Wer könnte sie daran hindern?«
    »Eine ganze Reihe Männer. Mit einer Kugel in Johanns Kopf.«
    »Mein Gott, das ist doch verrückt!« Aber es war nicht verrückt, und das wußte Holcroft. Er selbst war eine Zielscheibe gewesen, oben in den Bergen; die Schüsse hallten ihm immer noch in den Ohren.
    »Für gewisse Deutsche wäre eine solche Ehe die letzte Beleidigung«, sagte Cararra. »Es gibt Leute, für die sind die von Tiebolts Verräter an Deutschland. Diese Leute führen immer noch Krieg, jetzt, drei Jahrzehnte danach. Man hat den von Tiebolts hier in Brasilien großes Unrecht zugefügt. Sie verdienen alles, was man für sie tun kann. Man hat ihnen das Leben schwergemacht — wegen Dingen, die schon vor Jahren hätten vergessen sein sollen.«
    »Und Sie haben sich überlegt, daß ich etwas für sie tun könnte? Wie sind Sie darauf gekommen?«
    »Weil mächtige Männer versucht haben, Sie zu stoppen; die Deutschen haben hier großen Einfluß. Deshalb müssen Sie auch ein mächtiger Mann sein; einer, den die Graffs in Brasilien von den Tiebolts fernhalten wollen. Für uns bedeutete das, daß Sie unseren Freunden nicht schaden wollten, und wenn Sie ihnen nicht schaden wollten, so mußten Ihre Absichten gut sein. Ein mächtiger Amerikaner, der ihnen helfen könnte.«
    »Sie sagen, die >Graffs in Brasilien‹. Das ist Maurice Graff, nicht wahr? Wer ist das? Was ist er?«
    »Der Schlimmste der

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