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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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wandte sich seinem Kollegen zu.
    »Was hältst du von ihm?« fragte er.
    »Ich weiß nicht«, antwortete der andere leise. »Der hat jetzt genug erfahren, um loszupreschen; vielleicht kommen wir ihm dabei auf die Sprünge. Er ist viel zu sehr Amateur, als daß er zum V-Mann taugt. Auftraggeber für einen Mord müßten verrückt sein, das Geld via Holcroft zu schicken. Der Tinamu würde es zurückweisen, wenn sie das täten.«
    »Aber er hat gelogen.«
    »Natürlich. Und recht schwach.«
    »Dann ist er tatsächlich ein Werkzeug der Gegenseite?«
    »Höchst wahrscheinlich. Aber ein Werkzeug wofür?«

11.
    Im Autoverleih, wo er den Wagen gemietet hatte, hatte man ihm gesagt, Portsmouth sei etwa siebzig Meilen von London entfernt, die Straßen gut beschildert und der Verkehr wahrscheinlich nicht stark. Es war fünf Minuten nach sechs. Er könnte vor neun Uhr in Portsea sein, dachte Noel, wenn er sich anstelle des Abendessens mit einem Sandwich begnügte.
    Er hatte ursprünglich vorgehabt, bis zum Morgen zu warten, aber ein Telefongespräch, das er führte, um die Richtigkeit der MI-5-Information zu überprüfen, ließ ihn diese Entscheidung umstoßen. Er erreichte Gretchen Beaumont, und was sie ihm sagte, veranlaßte ihn, sofort zu handeln.
    Ihr Mann, der Commander, tat augenblicklich im Mittelmeer Dienst; sie selbst würde morgen mittag einen > Winterurlaub< im Süden Frankreichs antreten, wo sie und der Commander gemeinsam das Wochenende verbringen wollten. Wenn Mr. Holcroft sie in Familienangelegenheiten sprechen wolle, so müsse das noch heute abend sein.
    Er sagte, er komme so rasch wie möglich, und dachte, während er auflegte, daß sie eine der seltsamsten Stimmen hatte, die ihm je zu Ohren gekommen waren. Nicht wegen der eigenartigen Mischung von Deutsch und Portugiesisch in
ihrem Akzent, die erklärlich war; vielmehr lag es an der schwebenden, zögernden Art ihrer Sprache. Zögernd oder ausdruckslos - das war schwer zu sagen. Die Frau des Commanders stellte im übrigen klar - wenn auch etwas stockend -, daß sich trotz des vertraulichen Charakters der zu besprechenden Angelegenheit ein Marineadjutant im Nebenzimmer aufhalten werde. Ihre Bedenklichkeit ließ in ihm das Bild einer verwöhnten Hausfrau im kritischen Alter entstehen, die sich vielleicht zu viel auf ihr gutes Aussehen zugute hielt.
    Fünfzig Meilen südlich von London wurde ihm klar, daß er schneller vorwärtskam, als er angenommen hatte. Der Verkehr war schwach, und auf dem Wegweiser, der sich im Licht seiner Scheinwerfer spiegelte, hatte er gelesen Portsea — 15 M.
    Es war gerade zehn nach acht. Er konnte langsamer fahren und versuchen, seine Gedanken zu ordnen. Die Wegbeschreibung, die Gretchen Beaumont ihm gegeben hatte, war eindeutig gewesen; er hätte keine Schwierigkeiten, ihr Haus zu finden.
    Für eine so ausdruckslos klingende Frau hatte sie sich bei der Beschreibung des Wegs überraschend bestimmt ausgedrückt. Das paßte so gar nicht zu ihrer Art zu sprechen, es war gewesen, als stießen plötzlich Zacken und Kanten durch Nebelschleier.
    Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Er, ein ihr Fremder, hatte sie mit seinem Anruf überfallen und von einer äußerst wichtigen Angelegenheit gesprochen, die er am Telefon nicht näher erklären konnte - nur im persönlichen Gespräch.
    Und wie würde er sie erklären? Wie konnte er der Frau eines britischen Marineoffiziers klarmachen, daß sie der Schlüssel war, der Schlüssel zu einem Safe, der siebenhundertachtzig Millionen Dollar enthielt?
    Nervosität überkam ihn; so würde er nicht überzeugend wirken. Und das war das Allerwichtigste; er durfte weder besorgt noch unsicher noch unnatürlich wirken. Und dann kam ihm in den Sinn, daß er ihr einfach die Wahrheit sagen könnte — so wie Heinrich Clausen die Wahrheit sah. Das war der beste Hebel, der ihm zur Verfügung stand; nichts würde überzeugender sein.

    O Gott! Bitte gib, daß sie versteht!
    Er bog, wie sie ihm gesagt hatte, links von der Hauptstraße ab, dann noch einmal links und fuhr danach die angegebenen eineinhalb Meilen durch die friedliche, von Bäumen gesäumte Vorstadtszenerie. Er fand das Haus leicht, parkte davor und stieg aus dem Wagen.
    Er öffnete das Tor und ging die Einfahrt hinauf zur Tür. Es gab keine Glocke; statt dessen einen Messingklopfer, den er vorsichtig betätigte. Das Haus war einfach angelegt. Breite Fenster im Wohnzimmer, kleine in dem daneben, auf der Schlafzimmerseite; die Fassade aus alten Ziegeln

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