Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag
über einem Fundament aus Stein-solid, für die Dauer gebaut, ganz sicher nicht auffällig und wahrscheinlich nicht teuer. Er selbst hatte solche Häuser entworfen, gewöhnlich an der Küste, für Ehepaare, die noch nicht sicher wußten, ob sie sich ein Haus leisten konnten. Das ideale Heim für einen Berufssoldaten mit dem Budget eines Berufssoldaten. Ordentlich, adrett und praktisch.
Gretchen Beaumont machte ihm selbst auf. Welches Bild auch immer er sich nach dem Telefonanruf von ihr gemacht hatte, es zerstob, als er sie sah. Ihr Anblick riß ihn um wie ein Schlag in den Magen. Er hatte noch nie eine so schöne Frau gesehen. Daß sie eine Frau war, war dabei fast zweitrangig. Sie war wie eine Statue, das Ideal eines Bildhauers, immer wieder in Ton verfeinert, ehe der Meißel am Stein angesetztwurde. Sie war mittelgroß, mit langem blondem Haar, das ein feinknochiges, perfekt proportioniertes Gesicht einrahmte. Zu perfekt, zu statuenhaft... zu kalt. Und doch milderten die großen, weiten Augen diese Kälte etwas; sie waren hellblau und musterten ihn jetzt fragend, weder freundlich noch unfreundlich.
»Mr. Holcroft?« fragte sie mit jener hallenden, traumartigen Stimme, die Zeugnis von Deutschland und Brasilien ablegte.
»Ja, Mrs. Beaumont. Vielen Dank, daß Sie mich empfangen. Ich bitte um Entschuldigung für die Störung.«
»Bitte, kommen Sie herein. «
Sie trat zur Seite, um ihn einzulassen. Unter der Türe hatte er sich auf ihr Gesicht konzentriert, auf die außergewöhnliche Schönheit, der die Jahre keinen Abbruch taten; jetzt war es
unmöglich, ihren Körper nicht wahrzunehmen, den ihr durchscheinendes Kleid noch betonte. Auch der Körper war außergewöhnlich, aber auf ganz andere Art als das Gesicht. Da war keine Kälte, nur Hitze. Das durchsichtige Kleid klebte förmlich an ihrer Haut, es war nicht zu übersehen, daß sie keinen Büstenhalter trug, und der weit ausgeschlagene Kragen, der bis zur Mitte ihrer großen Brüste aufgeknöpft war, unterstrich das noch. In dem schwellenden Fleisch konnte er deutlich ihre Brustwarzen sehen, die sich gegen den weichen Stoff preßten, als wäre sie erregt.
Als sie sich bewegte, gingen die langsamen, fließenden Bewegungen ihrer Schenkel und ihres Beckens in den Rhythmus eines sinnlichen Tanzes über. Sie schritt nicht, sie glitt - ein außergewöhnlicher Körper, der danach schrie, daß man ihn betrachtete, als Vorspiel, bevor man in ihn eindrang und ihn befriedigte.
Und doch war das Gesicht kalt und die Augen fern; fragend, aber fern. Und Noel war verwirrt.
»Sie hatten eine lange Reise«, sagte sie und wies auf eine Couch an der Wand. »Bitte, setzen Sie sich. Darf ich Ihnen einen Drink anbieten?«
»Das wäre sehr nett. «
»Was hätten Sie gerne?« Sie blieb vor ihm stehen, versperrte ihm einen Augenblick lang den kurzen Weg zu der Couch, und ihre hellblauen Augen ließen die seinen nicht los. Ihre Brüste zeichneten sich deutlich - so nahe - unter dem durchsichtigen Stoff ab. Ihre Brustwarzen zeigten nach oben, hoben sich bei jedem Atemzug; wieder in jenem unverkennbaren Rhythmus eines erotischen Tanzes.
»Scotch, wenn Sie welchen haben«, sagte er.
»In England ist das Whisky, nicht wahr?« fragte sie und ging auf die Bar an der Wand zu.
»Ja, Whisky«, sagte er, sank in die weichen Kissen der Couch und versuchte, sich auf Gretchens Gesicht zu konzentrieren. Es fiel ihm schwer, und er wußte, daß sie sich bemühte, es ihm schwerzumachen. Die Frau des Commanders brauchte keine sexuelle Reaktion zu provozieren; sie hätte sich nicht so anzuziehen brauchen. Aber sie hatte sich so angezogen und provozierte ihn. Warum?
Sie brachte seinen Whisky. Er griff danach und berührte dabei ihre Hand und registrierte, daß sie sie nicht zurückzog, sondern kurz seine gekrümmten Finger mit den ihren drückte. Dann tat sie etwas sehr Seltsames; sie setzte sich auf ein ledernes Fußkissen, das unmittelbar vor ihm lag, und blickte zu ihm auf.
»Halten Sie nicht mit?« fragte er.
»Ich trinke nicht.«
»Dann sollte ich vielleicht auch nicht trinken.«
Sie lachte kehlig. »Ich habe keinerlei moralischen Einwände. Das würde zur Frau eines Offiziers auch nicht passen. Ich bin einfach nicht imstande zu trinken oder zu rauchen. Beides steigt mir sofort in den Kopf. «
Er sah sie über den Rand des Glases an. Sie blickte ihn unergründlich an, ohne zu blinzeln, fest und doch fern; er wünschte plötzlich, sie möchte wegsehen.
»Sie sagten am Telefon, daß
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