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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sollte man Ihnen sagen.«
    »Ich werde fragen.«
    »Wer wird sich um die juristische Seite dieser Agentur in Zürich kümmern?«
    »Die Anwälte der Bank, nehme ich an.«

    »Das nehmen Sie an?«
    »Ist das so wichtig?«
    »Es geht um sechs Monate Ihres Lebens. Da würde ich schon meinen, daß es wichtig ist.«
    »Unseres Lebens.«
    »Wir werden sehen. Ich bin nicht das älteste Kind von Wilhelm von Tiebolt.«
    »Ich habe Ihnen doch schon von Le Mans aus gesagt«, meinte Holcroft, »daß ich Ihre Schwester bereits aufgesucht habe.«
    »Und?« fragte Helden.
    »Ich denke, das wissen Sie? Sie ist nicht dazu fähig. Die Direktoren in Genf werden sie nicht akzeptieren.«
    »Dann gibt es noch meinen Bruder Johann. Er ist dem Alter nach der Nächste.«
    »Das weiß ich. Ich möchte über ihn sprechen.«
    »Nicht jetzt. Später.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich habe Ihnen schon am Telefon gesagt, daß es in meinem Leben viel zuviel Dringendes gegeben hat. Und viel zuviel Lügen. Auf diesem Gebiet bin ich Expertin; ich erkenne einen Lügner, wenn ich seine Worte höre. Sie lügen nicht.«
    »Vielen Dank.« Noel war erleichtert; sie hatten jetzt immerhin eine Basis, um zu reden . Das war sein erster konkreter Schritt. Trotz allem sonst fühlte er sich in gewisser Weise erleichtert. Sie ließ die Waffe sinken.
    »Jetzt müssen wir hineingehen. Da ist ein Mann, der Sie sprechen möchte.«
    Für Holcroft war das wie eine kalte Dusche. Er durfte das, was er über Genf wußte, niemandem anvertrauen, der nicht der Familie von Tiebolt angehörte. »Nein«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Ich spreche mit niemandem. Was ich mit Ihnen besprochen habe, bleibt unter uns. Keiner sonst erfährt davon.«
    »Geben Sie ihm eine Chance. Er muß wissen, daß Sie mir keinen Schaden zufügen wollen. Oder anderen. Er muß überzeugt werden, daß Sie nicht zu etwas anderem gehören.«
    »Zu was?«
    »Das wird er Ihnen erklären.«

    »Er wird mir Fragen stellen.«
    »Sagen Sie nur, was Sie sagen wollen.«
    »Nein! Sie verstehen nicht. Ich darf nichts über Genf sagen, und Sie dürfen das auch nicht. Ich habe doch versucht, Ihnen das zu erklären -«
    Er hielt inne. Helden hob die Pistole. »Ich habe noch immer die Waffe in der Hand. Steigen Sie aus.«
    Er ging den kurzen Weg zur Haustür voraus. Abgesehen von dem schwachen Licht, das durch die Fenster drang, war es dunkel. Die Bäume der Umgebung ließen das Mondlicht kaum durch, und die spärlichen Strahlen, die durch das Blattwerk fielen, schienen sich in der Luft aufzulösen.
    Noel spürte, wie ihre Hand um seine Hüfte griff, spürte den Lauf der Pistole im Kreuz.
    »Hier ist ein Schlüssel. Öffnen Sie die Tür. Er kann sich nicht gut bewegen.«
    Drinnen war der kleine Raum ganz so, wie man ihn in einem solchen Haus auf dem Land in Frankreich erwarten durfte, mit einer Ausnahme: zwei Wände waren voller Bücher. Alles war so einfach, daß es beinahe primitiv wirkte – klobiges Mobiliar, ohne erkennbare Feinheiten, ein schwerer, altmodischer Schreibtisch, ein paar nicht eingeschaltete Lampen mit einfachen Schirmen, ein Holzboden und dicke, verputzte Wände. Die Bücher paßten irgendwie nicht dazu.
    In einer Ecke des Zimmers saß ein ausgemergelter Mann in einem Rollstuhl. Er befand sich zwischen einer Stehlampe und einem kleinen Tisch; das Licht fiel ihm über die linke Schulter, er hielt ein Buch im Schoß. Sein Haar war weiß und dünn und sorgfältig über seinen Schädel gekämmt. Holcroft schätzte ihn auf etliches über siebzig. Trotz seines abgemagerten Aussehens konnte man an seinem Gesicht die Kraft ablesen, die in ihm steckte, und die Augen hinter den silbergeränderten Brillengläsern blickten aufmerksam. Er trug eine bis oben zugeknöpfte Strickjacke und Cordhosen.
    »Guten Abend, Herr Oberst«, sagte Helden. »Hoffentlich haben wir Sie nicht zu lange warten lassen.«
    »Guten Abend, Helden«, erwiderte der alte Mann und legte das Buch weg. »Sie sind da und offensichtlich unversehrt. Das ist alles, worauf es ankommt.«

    Noel sah wie hypnotisiert zu, wie sich die hagere Gestalt auf die Armlehnen des Rollstuhls stützte und langsam erhob. Er war ungewöhnlich groß, einsfünfundachtzig oder so. Er fuhr fort, mit unverkennbar deutschem und unverkennbar von aristokratischer Herkunft geprägtem Akzent zu sprechen.
    »Sie sind der junge Mann, der Miß Tennyson angerufen hat«, sagte er und stellte damit keineswegs eine Frage. »Man kennt mich einfach als Oberst – Colonel ist

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