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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Ähnlichkeiten suchen, will ich Ihnen das nicht ausreden. Meine Schwester ist um einiges älter als ich. Sie stand meiner Mutter näher, sah, wie sie sich entwikkelte, sah die Vorteile, die meine Mutter aus ihrem Benehmen zog. Und, bei Gott, ihr waren solche Dinge wichtig. Sie hatte die Schrecken im Berlin der Nachkriegszeit selbst miterlebt. Mit dreizehn Jahren hat sie mit Soldaten geschlafen, um dafür etwas zu essen zu bekommen. Mit amerikanischen Soldaten, Mr. Holcroft.«
    Mehr brauchte er über Gretchen Beaumont nicht zu wissen. Jetzt hatte das Bild sich gerundet. Eine Hure, aus welchen Gründen auch immer, und das im Alter von dreizehn Jahren. Eine Hure — aus welchen anderen Gründen auch immer — mit über fünfundvierzig. Die Direktoren der Bank in Genf würden sie wegen moralischer Labilität von den Geschäften ausschließen.
    Aber Noel wußte, daß es dafür noch triftigere Gründe gab. Der Mann, von dem Gretchen Beaumont sagte, daß sie ihn verabscheute, mit dem sie aber lebte. Ein Mann mit eigenartigen dichten Augenbrauen, der ihm nach Brasilien gefolgt war.
    »Was ist mit ihrem Mann?«
    »Ich kenne ihn kaum.«
    Wieder wich sie seinem Blick aus, sah ins Feuer. Sie hatte Angst; irgend etwas verbarg sie. Was sie sagte, klang zu einstudiert, zu lässig. Was sie auch vor ihm verbarg, es hatte etwas mit Beaumont zu tun. Es brachte gar nichts, dem Thema noch länger auszuweichen. Die Wahrhaftigkeit zwischen ihnen mußte gegenseitig sein; je schneller sie das begriff, desto besser war es für sie beide.
    »Wissen Sie etwas über ihn? Wo er herkommt? Was er bei der Navy tut?«
    »Nein, nichts. Er ist Commander auf einem Schiff; das ist alles, was ich weiß.«
    »Ich glaube, er ist mehr, und ich glaube, Sie wissen das. Bitte, belügen Sie mich nicht.«
    Zuerst blitzte Zorn in ihren Augen auf, dann legte er sich ebenso schnell wieder. »Sie sagen da etwas sehr Seltsames. Weshalb sollte ich Sie belügen?«

    »Ich wollte, ich wüßte das. Sie sagen, Sie kennen ihn kaum, und doch scheinen Sie schreckliche Angst zu haben. Bitte .«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Wenn Sie etwas wissen, dann sagen Sie es mir. Wenn Sie von dem Dokument in Genf gehört haben, dann sagen Sie mir, was Sie gehört haben.«
    »Ich weiß nichts. Ich habe nichts gehört.«
    »Ich habe Beaumont vor zwei Wochen im Flugzeug von New York nach Rio gesehen. Er ist mir gefolgt.«
    Er konnte in Heldens Augen die Furcht lesen. »Ich glaube, Sie irren«, sagte sie.
    »Ich irre nicht. Ich habe seine Fotografie im Haus Ihrer Schwester gesehen. In seinem Haus. Es war der Mann. Ich habe diese Fotografie gestohlen, und dann hat man sie mir gestohlen. Nachdem jemand mich deswegen bewußtlos geschlagen hatte.«
    »Großer Gott ... wegen seiner Fotografie hat man Sie niedergeschlagen? «
    »Sonst fehlte nichts. Weder meine Brieftasche noch mein Geld noch meine Uhr. Nur sein Bild. Hinten stand etwas darauf.«
    »Was denn?«
    »Ich weiß nicht. Es war in Deutsch, und ich kann nicht deutsch.«
    »Erinnern Sie sich an irgendein Wort?«
    »Eines, glaube ich. Das letzte Wort. T-O-D. Tod .«
    »› Ohne dich sterbe ich .< Könnte es das sein?«
    »Ich weiß nicht. Was heißt das?«
    Sie sagte es ihm. »Meine Schwester würde so etwas schreiben. Ich sagte Ihnen ja, sie ist etwas melodramatisch.« Jetzt log sie wieder; das wußte er.
    »Eine Widmung also?«
    »Ja.«
    »Das haben die Engländer auch gesagt, und ich habe es ihnen nicht geglaubt. Beaumont war im selben Flugzeug wie ich. Man hat mir das Bild weggenommen, weil irgendeine Nachricht darauf stand. Um Himmels willen, was geht hier vor ?«
    »Ich weiß nicht!«

    »Aber etwas wissen Sie.« Noel versuchte, sich zurückzuhalten. Sie sprachen leise, flüsterten fast, aber ihre Auseinandersetzung drang doch an die anderen Tische. Holcroft griff über den Tisch und legte die Hand auf die ihre. »Ich frage Sie noch einmal. Sie wissen etwas. Sagen Sie es mir.«
    Er konnte ein leichtes Zittern ihrer Hand spüren. »Was ich weiß, ist so verwirrend, daß es keinen Sinn gibt. Es ist eigentlich mehr das, was ich fühle, als das, was ich weiß.« Sie entzog ihm die Hand. »Vor einigen Jahren war Anthony Beaumont Marineattache in Rio de Janeiro. Ich kannte ihn nicht gut, erinnere mich aber, daß er ziemlich oft in unser Haus kam. Er war damals verheiratet, interessierte sich aber für meine Schwester; zum Zeitvertreib, würden Sie vielleicht sagen. Meine Mutter hat das gefördert. Er war ein Marineoffizier mit hohem

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