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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Tischtuch ab; ihre Lippen öffneten sich erstaunt. Dann sagte sie, als erwachte sie soeben aus einem Trancezustand: »Johann? Was gibt es da zu sagen?«
    »Ihre Schwester erzählte, er habe Sie alle drei aus Brasilien hinausgeschafft. War das schwierig?«
    »Es gab Probleme. Wir hatten keine Pässe, und es gab Männer, die uns daran hindern wollten, uns welche zu beschaffen.«
    »Sie waren Einwanderer. Zumindest waren das Ihre Mutter,
Ihr Bruder und Ihre Schwester. Sie mußten doch Papiere haben.«
    »Die Papiere, die es damals gab, wurden, sobald sie ihren Zweck erfüllt hatten, verbrannt.«
    »Wer wollte Sie daran hindern, Brasilien zu verlassen?«
    »Männer, die Johann vor Gericht bringen wollten.«
    »Weswegen?«
    »Nach Mutters Tod nahm Johann ihre geschäftlichen Interessen wahr. Sie hat zu ihren Lebzeiten nie zugelassen, daß er viel tat. Viele Leute hielten ihn für rücksichtslos, ja skrupellos. Man warf ihm vor, er habe Bücher gefälscht, Steuern hinterzogen. Ich glaube nicht, daß daran etwas Wahres war; er war einfach schneller und intelligenter als die anderen.«
    »Ich verstehe«, sagte Noel und erinnerte sich an die Formulierung von MI-5: >von krankhaftem Ehrgeiz besessen, ein Streber<. »Wie hat er es geschafft, sich den Gerichten zu entziehen und Sie aus dem Land zu bringen?«
    »Mit Geld. Und nächtlichen Zusammenkünften an ungewöhnlichen Orten, mit Männern, deren Namen er nie genannt hat. Eines Morgens kam er nach Hause und sagte Gretchen und mir, wir sollten packen — für eine eintägige Reise. Wir fuhren zum Flughafen und wurden mit einem kleinen Flugzeug nach Recife gebracht, wo uns ein Mann erwartete. Wir erhielten Pässe, die auf den Namen Tennyson ausgestellt waren. Und ehe Gretchen und ich wußten, wie uns geschah, saßen wir in einem Flugzeug nach London.«
    Holcroft beobachtete sie. Nicht die leiseste Andeutung einer Lüge. »Um dort unter dem Namen Tennyson ein neues Leben zu beginnen«, sagte er.
    »Ja. Völlig neu. Wir haben alles hinter uns gelassen.« Sie lächelte. »Und ohne damit Zeit zu verlieren.«
    »Ein bemerkenswerter Mann. Warum sind Sie nicht mit ihm in Verbindung geblieben? Sie hassen ihn ja offensichtlich nicht.«
    Helden runzelte die Stirn, als wüßte sie selbst nicht recht, wie sie antworten sollte. »Ihn hassen? Nein. Ich mag ihn vielleicht nicht, aber ich hasse ihn auch nicht. Wie die meisten brillanten Menschen meint er, er müsse alles in die
Hand nehmen. Er wollte mein Leben für mich führen. Das konnte ich nicht akzeptieren.«
    »Warum ist er Journalist geworden? Nach allem, was ich über ihn gehört habe, hätte er doch das Zeug dazu, ein Presseimperium aufzubauen.«
    »Das wird er auch wahrscheinlich eines Tages, wenn er das will. Wie ich Johann kenne, hat er gedacht, es bringe ihm einen Namen ein, wenn er für eine große Zeitung schreibt. Besonders in der Politik, wo er sehr gut ist. Und damit hatte er recht. «
    »Wirklich?«
    »Sicher. Nach ein oder zwei Jahren hielt man ihn für einen der besten Korrespondenten in Europa.«
    Jetzt , dachte Noel. MI-5 bedeutete ihm nichts. Genf war alles. Er beugte sich vor.
    »Man hält ihn auch noch für etwas anderes ... Auf dem Montmartre sagte ich, ich würde Ihnen sagen — und nur Ihnen, weshalb die Briten mich verhört haben. Es ist wegen Ihres Bruders. Sie meinen, ich versuchte aus Gründen, die nichts mit Genf zu tun haben, mit ihm Verbindung aufzunehmen. «
    »Aus was für Gründen?«
    Holcrofts Augen ließen die ihren nicht los. »Haben Sie je von einem Mann gehört, den man den Tinamu nennt?«
    »Den Meuchelmörder? Sicher. Wer hat das nicht?«
    In ihren Augen war nichts. Nichts außer vager Verwirrung. »Ich zum Beispiel«, sagte Noel. »Ich habe von bezahlten Mördern gehört und von Mordverschwörungen, aber von Tinamu habe ich nie gehört.«
    »Sie sind Amerikaner. Seine Taten werden von der europäischen Presse mehr ausgeschlachtet als von der Ihren. Aber was hat er mit meinem Bruder zu tun?«
    »Der britische Geheimdienst meint, er könnte der Tinamu sein .«
    Heldens Gesichtsausdruck erstarrte vor Schreck. Ihr Staunen war so vollkommen, daß ihre Augen plötzlich leblos wirkten, so ausdruckslos wie die eines Blinden. Ihre Lippen zitterten, und sie versuchte zu sprechen, konnte aber keine Worte finden. Schließlich kamen sie, fast unhörbar.

    »Das kann nicht Ihr Ernst sein.«
    »Ich versichere Ihnen, daß es das ist. Und, was viel wichtiger ist, die Briten meinen es ernst.«
    »Das ist doch

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