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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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mitzumischen und um sich zu treten und Schläge anzutäuschen und die Leute in den Schwitzkasten zu nehmen und Würgegriffe anzubringen und all diese anderen Sachen zu machen, damit es krachte.
    Nachdem sie ein paar Minuten zugeschaut hatten, waren sie von den beiden Schwulen, die sich die Nasen blutig schlugen, restlos bedient. Der Meister in dem Jaguar sah den Schwarzweißen, sagte adios und brauste davon.
    »Hey, Girls, hört sofort auf«, sagte Gibson Hand, ohne die geringsten Anstalten zu machen, aus dem Wagen zu steigen. »Wenn ihr nicht sofort aufhört, schneid ich euch die Lippen ab, und dann seid ihr ausm Geschäft.«
    »Wir haben heute noch gar keine besonderen Vorkommnisse«, erinnerte ihn Buckmore Phipps. »Sollen wir nicht besser 'n paar Anzeigen schreiben?«
    »Okay«, seufzte Gibson Hand, und die beiden Straßenmonster stiegen aus dem Wagen, um ein bißchen Schreibkram zu erledigen und den Sergeant glücklich zu machen. Sie waren gerade dabei, die Formulare auszufüllen, als ein Kombiwagen vorbeikam und langsamer fuhr.
    Der Fahrer steckte seinen Kopf aus dem Fenster und sagte: »Ihr dürft euch nicht festhalten lassen, wenn nicht ein echter Grund zur Anzeige vorliegt!«
    »Wer ist das?« sagte Gibson Hand zu den beiden Kombattanten, die sich die blutigen Nasen abwischten.
    »Hab ich noch nie gesehen.« Einer der Kämpfer zuckte die Achseln.
    »Keiner, den ich kenn«, sagte der andere.
    Dann hielt der Wagen an, und der Fahrer stieg aus. Er hatte einen Schreibblock in der Hand. Oben auf dem Kopf war er kahl, aber an den Seiten hingen ihm die Fransen bis unter die Ohren. Er trug eine steife Safarijacke und eine goldgefaßte Sonnenbrille.
    »Ich hätt gern Ihre Namen, Officers.«
    »Wofür denn?« fragte Buckmore Phipps.
    »Haben Sie irgendeinen Grund, diese beiden Männer festzuhalten? Oder tun Sie das nur, weil sie auf der Selma Avenue spazierengegangen sind?«
    »Warten Se mal ne Minute …«, blubberte Gibson Hand.
    »Es ist kein Verbrechen, auf der Selma Avenue zu gehen, zu stehen oder zu sitzen, ganz egal, was Sie sich dabei denken mögen. Und es ist, wie Sie wissen, auch kein Verbrechen, homosexuell zu sein.«
    Buckmore Phipps wurde blaß ums Doppelkinn. »Machen Se mal ganz schnell die Fliege, Vögelchen«, warnte er.
    »Ihr da, Männer«, sagte der Störenfried zu den Prügelknaben. »Ihr habt das Recht, euch hier auf der Selma Avenue aufzuhalten. Ihr habt das Recht, in Autos einzusteigen. Im Moment gilt es als öffentliches Ärgernis, sich gegen Bezahlung lieben zu lassen. Das trifft für jede Art von Sex zu. Es gilt als öffentliches Ärgernis, sich in der Öffentlichkeit in einer bestimmten Art zu benehmen. Das trifft für beide Geschlechter zu. Aber das ist alles. Ihr braucht es nicht zuzulassen, daß diese Officers euch belästigen.« Er unterstrich seine Ausführungen mit einem kräftigen Fingerstoß, der Buckmore Phipps unglücklicherweise direkt ins rechte Auge traf.
    In dem Fall, der schließlich im Saal des Stadtgerichts von Los Angeles endete, spielten dann die beiden ursprünglichen Kombattanten, die sich um den Kunden auf der Selma Avenue gestritten hatten, gar nicht die Hauptrollen. Es ging letztlich im Namen des Volkes gegen Thurgood Poole, den Kämpfer für die Rechte der Homosexuellen, der behauptete, er habe auf der Selma Avenue lediglich die Rechte zweier Mitglieder der homosexuellen Gemeinschaft zu schützen versucht.
    Die anderen Zeugen, sowohl die Straßenmonster als auch die beiden Prügelknaben, sagten aus, sie hätten alle vier absolut das Recht gehabt, Thurgood Poole die Nase und das Schlüsselbein zu brechen, ihm die Schulter auszurenken und auf seinen Nieren herumzutanzen.
    Der Kämpfer für die Rechte der Homosexuellen kam wegen eines tätlichen Angriffs auf einen Polizeibeamten ins Gefängnis und dann vors nächsthöhere Gericht, wo er allen vier Zeugen gegenübergestellt wurde. Die beiden Mitglieder der homosexuellen Gemeinschaft, die er zu schützen versucht hatte, erzählten der Jury, daß er sich nur als zudringlicher Wichtigtuer aufgeführt habe, der schließlich nicht einfach herumrennen und auf fleißige Polizeibeamte einstechen könne, Beamte wie Officer Phipps und Officer Hand, die in ihren doppeltgenähten Freizeitanzügen und mit Krawattennadeln im Gerichtssaal saßen und all den alten Damen in der Jury süß zulächelten.
    Thurgood Poole kriegte im Schnellverfahren kurz und bündig ein Urteil auf Bewährung und eine Geldstrafe von fünfhundert Dollar, und

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