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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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is.«
    »Wie woll'n se die denn überhaupt zwingen, das, was sie geklaut haben, zurückzuzahlen?«
    »Ja, paß auf. Die stellen den Knackis fünf Dollar am Tag für Zimmer und Essen in Rechnung und besorgen ihnen Jobs, damit se überhaupt was an die Opfer und an 'n Staat zurückzahlen können! Sie harken Laub zusammen für drei Eier die Stunde, und der Staat kassiert 'n paar Eier am Tag für Wiedergutmachung, und dann könn se jede Nacht loszischen und ne Beute im Wert von dreihundert zusammenklauen, damit se sich neue Luxusschuhe kaufen können, die se dann im Haus von ihrer Freundin verstecken, wo se sowieso schon feine Anzüge hängen haben und Armbanduhren und Farbfernseher stehen haben und genug Dope haben, um die Alte bei Laune zu halten. Und immer noch kriegen se Essen und 'n Zimmer und ne brandneue Laubharke für fünf Dollar am Tag!«
    »Ich hab den falschen Job«, sagte Gibson Hand. »Du auch. Weil du nämlich kein Spook {9} bist. Die nehmen dich nicht so einfach in son Programm, da mußte erst krumm werden.«
    Das beunruhigte Buckmore Phipps. Manchmal sagte Gibson Hand Sachen, die ihn daran erinnerten, daß Gibson Nigger war. So was wie Spook. Und plötzlich kam Buckmore Phipps zu der Einsicht, daß er weiße Leute fast genauso haßte wie schwarze! Vielleicht ist, in gewisser Hinsicht, jeder ein Nigger! Es war die schrecklichste philosophische Erkenntnis, die er je hatte.
    »Muß mal pinkeln«, sagte er unsicher und fuhr den Streifenwagen in eine Tankstelle.
    Buckmore Phipps kletterte hinter dem Steuer hervor und ging zu der Tür für Männer. Abgeschlossen! Alle Tankstellenlokusse der Stadt waren abgeschlossen. Bestimmt aus Angst davor, daß sie ihnen das verdammte Klopapier klauen könnten.
    »He, Kid, hol den Scheißhausschlüssel«, sagte er zu einem Teenager, der gerade einen Pontiac volltankte und das Rückfenster putzte.
    »Sofort, Officer«, sagte der Junge.
    »Ich muß dringend pissen. Hol den Schlüssel, oder ich baller das verdammte Schloß raus!« Buckmore Phipps war in einer äußerst unerfreulichen Stimmung angesichts der schrecklichen Möglichkeit, daß wirklich alle Leute Nigger wären. Sogar er selber!
    »Vielleicht ham sich da 'n paar Schwule drin eingeschlossen«, bemerkte Gibson Hand. »Wennste pißt in diesen Toiletten, haste am besten deinen Schwanz in einer Hand und deinen Knüppel inner anderen.«
    Nachdem der Kleine mit dem Schlüssel angerannt gekommen war, entdeckte Buckmore Phipps, daß sich da drin keine Schwulis eingeschlossen hatten. Es war der Tag, an dem Teddy Kennedy verkündete, daß er sich aus dem Präsidentschaftsrennen zurückziehen werde. Wenn's was gab, was noch schlimmer war als ein Demokrat, war's ein liberaler Demokrat.
    Impulsiv sagte er: »Lang mich ma das Handmikro rüber, Gibson.«
    Der Funkstreifenwagen war nur ein paar Schritte von der Tür entfernt geparkt, deshalb reichte das aufgewickelte Mikrofonkabel vom Auto bis zur Toilette. Buckmore Phipps drückte den Sendeknopf auf dem Handmikrofon, zog dreimal die Wasserspülung und sendete das Tosen des rauschenden Wassers direkt in den Kopfhörer eines Telefonisten der Funkzentrale in der Innenstadt, der daraufhin sofort rief: »Was ist los, zum Teufel? Is 'n Polizist von der Straßenpromenade in Venice abgestürzt?«
    Buckmore Phipps betätigte die Wasserspülung wieder und wieder, und am Schluß schickte er noch einen Gruß über das Mikrofon: »Mach's gut, Teddy!«
    »Buckmore, du solltest dich nicht so knietief in die Politik einmischen«, sagte Gibson Hand. »Das bekommt deinem Köpfchen überhaupt nicht.«
    Buckmore Phipps war in einem Wahljahr kaum aufzuhalten, aber fürs erste hatte er von der Politik genug, und er nahm gleich darauf einen Funkauftrag zur Selma Avenue an, wo sich zwei Strichjungen um die Gunst eines Kunden in einem weißen Jaguar prügelten, der sich nicht entscheiden konnte, welchen Jungen er nun mitnehmen wollte.
    Die Straßenmonster mochten keine Prügeleien. Außer, sie waren darin verwickelt. Sie wurden beim Anblick der sanften Schläge und der schlaffen Klapse und der Gesichtskratzereien, die da ausgetauscht wurden, ganz nervös. Nicht nur unter den Schwulen in der Selma Avenue, sondern sogar bei Schlägereien in Bars konnte man von den Leuten heutzutage eigentlich mehr Einsatz erwarten. Tatsache ist, daß die meisten Leute es vorzogen, wie Baseballspieler zu kämpfen. Ne Menge Show, und am Ende war keiner verletzt. Die Straßenmonster waren dann immer ganz scharf darauf,

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