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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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er hatte überdies mehr Beulen, Brüche und Quetschungen zu beklagen als beide Footballteams im Endspiel um die Super Bowl zusammen. Die beiden prügelnden Strichjungen kriegten sogar noch ein Dankschreiben des Commanders der Hollywood-Police-Station, weil sie ihrer Bürgerpflicht bravourös genügt hatten, als sie zwei angegriffenen Polizisten zu Hilfe geeilt waren.
    Alles in allem war es ein wunderschöner Tag für die Straßenmonster geworden, an dem sie ihren Streß gleich tonnenweise losgeworden waren. Solche Tage, an denen sie so gute Polizeiarbeit wie im Fall Thurgood Poole leisten konnten, ereigneten sich nicht allzu oft. Aber während sie am Waterloo von Thurgood Poole noch ihre Freude hatten, war ein geiler Spiraleneinsetzer aus einer Kugelschreiberfabrik in Burbank gerade dabei, ihnen die gesuchte Jackin Jill in die fetten Flossen zu liefern.
    Sein Name war Bruno Benson, und er hatte es schon lange satt, den ganzen Tag herumzuhocken und die kleinen Federn in die Hülsen zu stecken. Tatsächlich fühlte er sich so krank davon und war so geil geworden, daß er beschloß, seine vierzehnte Bombendrohung des Monats loszulassen und den Rest des Tages freizunehmen, den Sunset Strip runterzukurven und vielleicht eine Dreißig-Dollar-Nutte aufzureißen, die ihm wie eine Taschenlampe die Batterien leernuckeln konnte.
    Während der Mittagspause schlenderte er durch die Hintertür der Fabrik ins Freie, sprang hinter das Steuer eines der Lieferwagen, überfuhr einfach einen Zaun zur Zufahrtsstraße und rollte weiter bis zur Tankstelle an der Ecke, von wo aus er den Fabrikmanager anrief und ihm denselben Spruch durchsagte, den er schon dreizehnmal vorher gesagte hatte: Da sei in einem der Kartons im Warenlager eine Bombe versteckt, die irgendwann vor Schichtende hochgehe, wenn man auf der Bank der Bushaltestelle gegenüber den TV-Studios der NBC nicht sofort hunderttausend Dollar in einem Paket hinterlegen würde.
    Natürlich hatte der Fabrikmanager das Geldpaket noch kein einziges Mal hinterlegt, aber das störte Bruno Benson nicht im geringsten. Denn jedesmal, wenn der Manager diese Bombendrohung erhielt, war er seitens der Gewerkschaft und der Versicherung verpflichtet, die Cops zu rufen und anschließend die Arbeitnehmer darüber zu informieren, daß möglicherweise eine Bombe versteckt worden sei, und ihnen freizustellen, sich für den Tag zu verabschieden oder weiterzuarbeiten.
    Während seiner dreiwöchigen Beschäftigung hatte Bruno Benson insgesamt 485 Dollar verdient, Überstunden eingeschlossen. Aber er hatte zu Lasten der Gesellschaft Kosten von 230.687 Dollar verursacht, was ihn nach seiner Meinung längst zum teuersten Arbeitnehmer von Burbank gemacht hatte, den bekannten Fernsehstar Johnny Carson mal ausgenommen.
    Während also Bruno Benson wieder mal einen Nachmittag frei hatte, an einer kleinen Flasche Jim Beam herumnuckelte und in all seiner Geilheit in dem entliehenen Pickup-Lastwagen zum Sunset Strip fuhr, um sich seine Nutte zu suchen, erzählte Jackin Jill im Red-Valentine-Massagesalon ihrer Freundin Juicy Lucy, daß sie nicht mehr in dem Salon arbeiten würde, weil die Brüder einem hier einen viel zu hohen Anteil vom Verdienst einbehielten, und daß sie sich viel besser stellen würde, wenn sie sich als Selbständige bei einem der Telefonmassagedienste auf die gelben Telefonbuchseiten setzen ließe. Was bedeutete, daß sie an dem Hundert-Dollar-Gerippe, das um acht Uhr zu einem flotten Dreier wiederkommen wollte, nicht mehr interessiert war.
    Inzwischen amüsierten sich das Wiesel und das Frettchen auf dem Dach über dem Thai-Restaurant beim Taubenschießen mit Plastikschleudern und Schrotkügelchen. Sie hatten eine Weile Frisbee gespielt, bis das Wiesel sich zu einem blöden Hinter-dem-Rücken-herum-Wurf hinreißen ließ und die Scheibe weit rüber bis zur Western Avenue segelte, direkt auf den Karren eines betrunkenen Lumpensammlers, der Gott im Himmel sofort einen Dankesblick schickte, die Scheibe an den nächstbesten vorbeisausenden Rollerskater verkaufte und sich für den Erlös sofort ein halbes Fläschchen Sneaky Pete genehmigte.
    Es passierte, als das Frettchen seiner entschwindenden Frisbeescheibe hinterherschaute, daß sein Blick auf das Restaurant und den schwarzen Bentley fiel, der dort langsam vorfuhr und anhielt.
    Als sich die beiden Narcs noch um das Fernglas stritten, hatte der Fahrer, der nicht mal aus dem Wagen gestiegen war, offenbar festgestellt, daß der Mensch, den er

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