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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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strahlen konnten, öffnete er seine Brieftasche und legte noch zwei Zehner auf den Haufen Kleingeld.
    »Wollen wohl heute abend ne Weile hierbleiben, ja?« kicherte Wing. Er reckte seine Hände aus den Ärmeln, rieb sie kräftig gegeneinander und schenkte abermals einen Doppelten ein.
    »Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Ich brauche Hilfe. Ich hab gehört, Sie können Leuten helfen, die 'n Problem haben wie ich.«
    Aber Wing konnte einfach nicht aufhören, ständig hinter der Bar hin und her zu gleiten. Immer in Richtung Geldhaufen. Immerhin war's sein schlimmster Tag gewesen.
    »Verdammt noch mal, Wing, hören Sie mir zu«, jammerte Al Mackey. »Sie dürfen mir auch 'n bißchen Geld klauen, wenn ich besoffen bin.«
    »Wie wärs mit noch 'nem Doppelten?«
    »Ich hab den hier doch noch nich mal intus. Hörn Se mir endlich zu, verdammt!«
    »Okay, okay«, sagte Wing, riß sich zusammen und glättete seine Antennenhaare an den Seiten seines fettigen kleinen Kopfes. »Also, ich hör zu.«
    »Ich hatte dieses Problem … kürzlich mal, und …«
    »Ja, ja«, sagte Wing. »Ja, ja.«
    »Hörn Se auf mit diesem verdammten Jaja! Hört sich an wie ne Japse aus 'nem Massagesalon, die ich kenn.«
    Wing griff schnell unter die Bar, brachte ein anderes Glas zum Vorschein und schenkte einen zweiten Doppelten ein. Damit hatte Al Mackey zwei Drinks vor sich stehen. »Sie müssen trinken«, erklärte Wing. »Dann könn Se besser reden.« Dann grapschte Wing einen Zehner von der Bar und glitt zur Kasse, wo er zwei Einer in seinem weiten smaragdgrünen Ärmel verschwinden ließ, bevor er mit dem Wechselgeld wieder zurückhüpfte.
    »Okay, ich trink«, seufzte Al Mackey, verputzte den ersten doppelten Tullamore Dew und griff gleich nach dem zweiten. »Ich glaub, ich brauch …«
    »Akupunktur? Kann ich arrangieren. Is gut gegen …«
    »Ich brauch keine verdammte Akupunktur! Ich brauch ne … ne Nutte!«
    »Ne Nutte? Sonst nix? Ich denk, ihr Detectives habt links und rechts was zu vögeln?«
    »Wing, ich komm beim Picken nicht mal rein und raus!« schrie Al Mackey. »Das is mein Problem!«
    »Könn Se nich genug kriegen?«
    »Nein! Ich hab ne weiche Nudel«, flüsterte er.
    »Mach mal Pause, und der Schwanz wird härter.« Wing grinste durchtrieben.
    »Hörn Se auf mit Ihren philosophischen Sprücheklopfereien! Ich hab 'n schlaffen Hammer, Wing! Ich krieg 'n nich mehr hoch, also kann ich doch gleich Priester werden.« Al Mackey putzte den Doppelten in zwei Schlucken weg. Wo war das noch, Martys altes Seminar?
    Wing gackerte voller Mitgefühl und klaute zwei Vierteldollarstücke, bevor Al Mackey das Glas wieder abgesetzt hatte. »Vielleicht könnt ich Ihnen helfen.«
    »Sie müssen mir helfen, Wing!«
    »Seit wann is das schon?«
    »Fast vier Monate!«
    »Na schön, aber so was verlernt man nich«, sagte Wing, wischte mit einem Handtuch über die Bar und fegte dabei eine verirrte Vierteldollarmünze direkt in seinen smaragdgrünen Ärmel.
    »Ich hab's aber fast verlernt!«
    »Nee, nee, das is wie Zahlenschreiben. Das kann jeder. Wenn heut 'n Hühnchen da wär oder zwei, könnt ich's Ihnen beweisen.«
    »Hühnchen! Geier! Irgendwas! Bloß, daß se endlich diesen verdammten Albatros wegscheuchen!«
    »Okay, ich mach das nich für jeden«, sagte Wing und holte eine kleine Elfenbeinschachtel aus seiner Hosentasche.
    »Is das was für 'n Geschlechtstrieb?« flüsterte Al Mackey.
    »Sie müssen leiser sprechen«, zischte Wing und warf dem Pärchen am Ende der langen Bambusbar, das still vor sich hin trank, einen schnellen Blick zu. »Wollen Sie, daß die uns hören?«
    Als Al Mackey sich umdrehte, um zu ihnen rüberzuschauen, ließ Wing abermals einen Vierteldollar in seinem Ärmel verschwinden. »Das hat noch nie versagt«, sagte er und nahm ein mit blauem Stoff umwickeltes Päckchen aus der Elfenbeinschachtel. Al Mackey lehnte sich über die Bar, und Wing öffnete das winzige Päckchen und zeigte ihm vielleicht ein Viertelgramm körniges Pulver. Dann faltete er den Stoff sorgfältig wieder zusammen.
    »Das kostet fünfzig Dollar. Großhandelspreis, weil Sie 'n guter Gast sind.«
    »Fünfzig Dollar!« schrie Al Mackey.
    »Das is echt gemahlene Elchschaufel. Müssen Se sich auf Ihren Pimmel streuen.«
    »Fünfzig Dollar! Warum soviel?«
    »Mein Se, daß es einfach is, heutzutage in Chinatown son verdammten Elch aufzutreiben?« sagte Wing gereizt und ließ schon wieder zwei Vierteldollar verschwinden, während Al Mackey nach seiner

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