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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Stimme zu nehmen, als sie ihn mit diesen kleinen kalten Augen ansah und sagte: »Is nich das Ende der Welt, Al. Vielleicht beim nächsten Mal. Ein fertiger Film ist nie so gut wie Tagesmuster oder so schlecht wie der Rohschnitt. Denk daran.«
    »Leb wohl, Billie!« schrie er.
    Die Filmphilosophie half auch nichts. Martin Welborn fand wenig später einen völlig zerzausten Al Mackey vor, der mit einer roten Rose in der Hand, die ihm eine sympathische Wächterin geschenkt hatte, vor dem Holmby-Hills-Anwesen auf ihn wartete.
    Al Mackey weigerte sich auf der ganzen Heimfahrt, über seine abendlichen Erlebnisse zu sprechen. Er verabschiedete sich ungewöhnlich kurz von seinem Partner, der ihn bis zu seinem Apartment gefahren hatte, und war später zu verzweifelt, um den Kater aus dem Bett zu kicken. Dies schien das Tier zu verwirren und wütend zu machen, und es reagierte, indem es die Seidenborte von der Bettdecke loskratzte und abriß.
    Sonntagabend, während Martin Welborn sich mit Deedra Briggs traf, erkannte Al Mackey, daß ihm nur eine Hoffnung blieb, dies alles zu überleben, und die saß sicher nicht an der Bar des Glitter Dome, sondern in der Tasche von Wing selbst. Mit grimmigem Gesicht zog er sich für die wichtige Fahrt nach Chinatown an, während Martin Welborn nackt neben Deedra Briggs auf weichen Bodenkissen lag und hinunter auf die Lichter von Westwood Village schaute.
    »Und du kannst auch kochen«, sagte Martin Welborn und streichelte mit einem Finger ihre weiche Hüfte.
    Sie lachte und sagte: »Du selber hast aber auch ein paar echte Talente, Sergeant Ellbogenflicken.«
    »Ich kann's nicht glauben, daß es dich wirklich gibt«, sagte er. »Du bist wie ein …«
    »Ein Traum«, flüsterte sie und küßte ihn zärtlich.
    »Nein, ich wollt sagen, wie ein Gebet.«
    »Das ist ein ziemlich komischer Vergleich«, sagte sie und küßte ihn wieder. »Du bist ein merkwürdiger Polizist, Martin Welborn.«
    »Du bist die schönste Frau, die ich …«
    »Und du bist ein göttlicher, zärtlicher Liebhaber«, sagte sie und legte ihr Gesicht auf seine nackte Brust.
    »Ich bin ziemlich aus der Übung. Und sehr viel Übung hatte ich sowieso nie, um ehrlich zu sein.«
    »Göttliche, zärtliche Liebhaber werden geboren und nicht gemacht, entschuldige das Wortspiel.«
    »Warum bleibst du eigentlich im Showbusineß?« fragte er. »Wenn du son Horror davor hast?«
    »Weil ich noch nie einen wie dich getroffen hab.«
    »Das klingt wie ne Zeile aus 'nem Drehbuch.«
    »Ist es auch.« Sie lachte in sich hinein. »Ein schlechtes Skript. Irgendwann hab ich mal gern gespielt. Egal, ob ich gut war oder nicht. Ich brauchte das nötiger, als ich erklären kann. Aber jetzt bin ich älter geworden und ein bißchen weise, hoff ich.«
    »Dann steig doch aus«, sagte er.
    »Kommst du dann wieder und bist mein Lover und läßt mich Pasta für dich kochen?«
    »Ich laß mich gern überzeugen«, sagte Martin Welborn.
    »Ich mich auch, Sergeant Ellbogenflicken«, sagte sie. »Ich mich auch.«
    Und während Martin Welborn voll damit beschäftigt war, Deedra Briggs dazu zu überreden, über eine höhere Mauer zu springen als er damals, als er das Jesuitenseminar verließ, schlich Al Mackey mit düsterem Blick in den Glitter Dome, in dem es an diesem Sonntagabend sehr ruhig war.
    Wing war äußerst niedergeschlagen. Den ganzen Abend hatte er keinen einzigen betrunkenen Gast gehabt. Er hatte keinen Cent gestohlen. Er hüpfte gleich viel fröhlicher auf und ab, als er Al Mackey entdeckte. Noch war nicht alles verloren!
    »Ein Drink auf meine Rechnung, damit es 'n fröhlicher Abend wird!« schrie Wing und schenkte Al Mackey einen einstöckigen Tullamore Dew ein. Allzu dankbar wollte er sich auch nicht zeigen.
    »Ich muß Sie mal privat sprechen«, sagte der Detective.
    »Schauen Sie sich um«, sagte Wing und zeigte auf ein Pärchen am anderen Ende der langen Bar. »Privater geht's doch gar nicht, oder?«
    Al Mackey kippte den Tullamore Dew hinunter, knallte das Glas auf den Tisch und sagte: »Dann 'n Doppelten.« Dann öffnete er seine Brieftasche und legte einen Zwanziger vor sich auf die Bar.
    Wing lachte still in sich hinein, als er zur Kasse glitt, um den Zwanziger kleinzumachen. Seine Antennenhaare stellten sich auf, als er mit einer Handvoll Kleingeld zurückgehüpft kam. Er wechselte die Scheine immer in viele Einer und Silbermünzen, damit er es bei seinen Gaunereien leichter hatte. Al Mackey war's egal. Damit Wings kleine Augen noch heller

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