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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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fünfzig Leute vernommen.«
    »Wir wissen nur das über den Fall, was in den Zeitungen gestanden hat.« Al Mackey sah zu Martin Welborn rüber und zuckte die Schultern. »Schultz und Simon sind nicht gerade die Geschwätzigsten. Sie haben uns nie um Hilfe gebeten.«
    »Aber ich bitte Sie um Hilfe«, sagte Captain Woofer und nahm die Pfeife aus den Zähnen. Er war in letzter Zeit ziemlich gealtert. Seine Glatze hatte sich ausgedehnt, er selbst war ein bißchen eingeschrumpft.
    »Was genau wollen Sie, Skipper?« fragte Martin Welborn.
    »Ich brauch Sie beide, um den Fall zu übernehmen«, sagte Captain Woofer. »St. Claire war ein berühmter Mann. Dieser Fall bleibt in den Schlagzeilen. So lange kriegt das Department Prügel. Fragwürdige Schießereien. Kriminelle Polizisten. Diese drittklassige Fernsehstation hat uns die ganze Zeit im Visier. Ich geh im September in Pension. Glauben Sie, daß ich in meinem Alter soviel Ärger vertragen kann? Jeden Tag ein neuer Tritt vors Schienbein, wenn diese Fernsehstation einen Bericht über Fortschritte in der Mordsache verlangt. Ich muß mich ständig zwingen, freundlich zu bleiben.« Captain Woofers Augen blickten sanft und feucht. Er sah außerordentlich klein und alt aus.
    »Aber wir sind keine Superspürhunde«, sagte Al Mackey.
    »Was würden Schultz und Simon sagen, wenn wir ihren Fall übernehmen?« fragte Martin Welborn.
    »Ich weiß nur zu gut, daß Ihr keine Superspürhunde seid«, erinnerte Captain Woofer sie. »Und ich scheiß drauf, was Schultz und Simon denken. Die haben ihre Chance gehabt. Und es gibt nur noch ein verfügbares Mordteam, das sind Sie. Außerdem sind Sie für diesen Fall das ideale Team.«
    Bevor einer der verblüfften Detectives fragen konnte, warum, wurden Captain Woofers Augen zu schmalen Schlitzen, und er sagte: »Sie haben den Mord an Clyde Barrington aufgeklärt, oder etwa nicht?« Captain Woofer warf ihnen seinen gerissensten Blick zu, kaute auf seinem Pfeifenstiel und ließ die Detectives auf seiner Bemerkung herumbeißen.
    Der Charakterschauspieler Clyde Barrington stammte aus dem Showbusineß, okay, aber wo gab's sonst noch Ähnlichkeiten? Al Mackey sagte: »Skipper, Clyde Barrington wurde nicht ermordet. Wir haben seinen Fall nicht aufgeklärt, weil's gar kein Mordfall war. Wir haben nur festgestellt, daß er seine Freundin getötet hatte und dann Selbstmord beging.«
    »Niemand bittet hier irgend jemanden, irgendwas zu klären. Mir gefällt's einfach, wie Sie beide jeden Mordfall durchsichtig machen, der mir mehr …« Er seufzte und sparte sich den Rest. In diesem Moment litt er genauso wie der arme alte Cal Greenberg, allerdings ohne Glenn-Miller-Konzert.
    Sie sollten also das Verbrechen nicht aufklären, sondern nur aus der Welt schaffen? Al Mackey und Martin Welborn sahen sich abermals an.
    »Captain«, begann Al Mackey, »hier liegen die Dinge anders. Es ist ziemlich schwierig, von Selbstmord zu sprechen, wenn in einem Gesicht zwei Kugeln, Kaliber 38, stecken und weit und breit keine Kanone gefunden worden ist.«
    »Ihr einfallsreichen Burschen habt doch vor zwei Jahren den Fall behandelt, in dem ein Kokaindealer sich selbst mit einem Beil umgebracht hat, oder?« Captain Woofer sah sie wieder prüfend an. »Ihr habt es doch nicht verlernt, euch was einfallen zu lassen, oder?«
    »Nein, nein, Sir«, sagte Al Mackey, »aber das Beil lag direkt daneben.«
    Bei einer auf Video aufgezeichneten Demonstration hatte Al Mackey die Tat mit dieser »Selbstmord«-Waffe vor der Kamera überzeugend rekonstruiert. Und er hatte auch den stets leicht zu überzeugenden Captain Woofer davon überzeugt, daß ein normal kräftiger Mann wie der Kokaindealer Dilly O'Rourke, äußerste Entschlossenheit zur Selbstzerstörung vorausgesetzt, sich tatsächlich selbst einen tödlichen Schlag auf den Vorderschädel beibringen konnte. Das hatte ihn einige Mühe gekostet, eingeschlossen die Einholung eines Expertengutachtens bei einem Pathologen über die Zerbrechlichkeit des menschlichen Schädels im Moment eines gewaltsamen Kontakts mit einem Beil.
    Das weiche Loch in seinem Hinterkopf war eine andere Story. Martin Welborn, in seiner Jugend Schüler eines Jesuitenseminars, hatte nach drei ergebnislosen Ermittlungswochen seltsamerweise vorgeschlagen, um die Antwort zu beten. Und sieh an, innerhalb einer Stunde wurden ihre Gebete erhört, nicht vom Gott der durchgefallenen Jesuitenschüler, aber immerhin von Herrn Buddha.
    Während sie Dillys ehemalige Bude zum

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