Der Hollywood-Mord
und einen Detective versetzt wegen schleppender Ermittlungsarbeit, die sich zu lange hingezogen und dem Captain eine Niederlage beschert hatte. Einpeitscher Woofer konnte ein richtiger mieser Eiertreter sein, wurde gesagt. Aber Martin Welborn schien das alles überhaupt nicht zu interessieren, worüber sich Al Mackey um so größere Sorgen machte.
»Wir haben allerdings noch 'n paar andere Fälle, an denen wir arbeiten, Captain.« Das war Al Mackeys letzter Versuch.
»Was zum Beispiel?«
»Nu ja, da gibt's diese Kubanerin, die von ihrem Mann mit diesem alten englischen 45er Armeerevolver acht Fuß weit aus der Perücke gepustet wurde. Da arbeiten wir immer noch dran«, sagte Al Mackey.
»Eine Frau aus Kuba«, seufzte Captain Woofer.
»Dann ist da dieses koreanische Mädchen, das als Zufallsopfer erschossen wurde. Als diese Motorgang im Auto mit 'ner anderen Bande abrechnen wollte und auf der Straße rumballerte. Und sie steigt zufällig an der falschen Haltestelle aus dem Bus.«
»Ein koreanisches Mädchen«, erwiderte Captain Woofer.
»Es war ein Doppelmord«, erinnerte ihn Al Mackey. »Die Kugel ging erst durch das Baby, das sie in ihren Armen trug, bevor sie selbst getötet wurde.«
»Ein koreanisches Baby«, stöhnte Captain Woofer auf und veränderte seine Sitzposition.
Es hatte also keinen Zweck. Captain Woofer war wild entschlossen. Sie würden einen Mordfall mit denkbar schlechten Erfolgschancen erben, und obgleich Al Mackey, was seine Beförderungschancen betraf, längst keine Illusionen mehr hatte, so hatte er sich doch immer gewünscht, seine Karriere hier bei den Hollywood Detectives zu beenden. Er war einfach zu alt, um sich noch in die Eier treten und versetzen zu lassen.
Und dann erwischte Captain Woofer Martin Welborn auch noch auf dem Bein, das nach der unumstößlichen Überzeugung von Al Mackey absolut das falsche war. Captain Woofer sagte: »Ich sehe nichts, was Ihre Zeit noch besonders in Anspruch nimmt. Der Meadows-Fall dürfte wohl abgeschlossen sein, oder?«
Al Mackey warf Martin Welborn einen schnellen Blick zu. Martys abwesende braune Augen fielen tiefer in ihre Höhlen zurück. Sein Blick wurde ziellos. Sein heiteres Grinsen verschwand. Er war sichtlich konfus.
»Danny Meadows ist nicht abgeschlossen«, wiederholte Martin Welborn.
»Ja, aber was fehlt denn da noch?« fragte Captain Woofer.
»Ich hab gedacht, Mami und Papi wollen sich schuldig bekennen?«
»Danny Meadows ist nicht abgeschlossen«, wiederholte Martin Welborn.
»Verdammt, ich sitz einfach nicht bequem«, jammerte Captain Woofer. Er merkte immer noch nicht, daß Martin Welborn merkwürdig schräg guckte. »Müssen Sie noch weitere Beweise ranschaffen, oder was sonst?«
»Danny Meadows ist nicht abgeschlossen«, beharrte Martin Welborn.
»Die Leute lassen sich Zeit«, sagte Al Mackey schnell und warf Marty aufmunternde Blicke zu. »Ich mein, sicher werden sie sich schuldig bekennen. Wahrscheinlich Bewährung für Mama, 'n bißchen Knast für Paps.«
»Aber damit ist der Fall doch abgeschlossen?« sagte Captain Woofer, während er Martin Welborns Blick suchte.
»Ja, Captain, er ist abgeschlossen«, sagte Al Mackey zu Martin Welborn, der ihn aber nicht zu hören schien.
»War ja sowieso kein besonderer Mordfall«, bemerkte Captain Woofer. »Das Kind wär besser dran gewesen, wenn's richtiger Mord gewesen war. Aber was soll's, ich meine, Sie sollten Ihre laufenden Fälle in Ordnung bringen und mit Schultz und Simon über den Kuddelmuddel reden, den die in der St.-Claire-Sache angerichtet haben. Ich hab da einige Theorien, daß …«
Danny Meadows ist nicht abgeschlossen.
Martin Welborn konnte Captain Woofer kaum hören. Seine Stimme kam wie aus einer Höhle irgendwo weit weg. Wie aus einer Katakombe. Im Jesuitenseminar hatten sie ihm erzählt, daß sich in Katakomben oft die seltsamsten Dinge ereignet hatten. Stimmen hatten ihren Klang verloren, man hatte den Eindruck, als kämen sie aus einer anderen Welt oder mischten sich mit den Stimmen der verstorbenen Heiligen in den Grabkammern.
Das war wirklich kein besonderer Mordfall, hatte Captain Woofer gesagt.
Es war überhaupt kein Mord. Und sie, als altgediente Mordspezialisten, hätten ihn überhaupt nicht übernehmen müssen, als die Nachricht über Sprechfunk kam. Es war nicht mal ein Code-drei-Ruf gewesen, nicht mal ein Mord-Code.
Die Nachbarin, die den Jungen an der Verandatür hatte wimmern hören, war selbst viel zu hysterisch, um noch hysterisch auf
Weitere Kostenlose Bücher