Der Hollywood-Mord
hat andere Pflichten und …«
Das beruhigte den Deputy Chief Francis. Er lächelte und breitete die Hände aus. »Gentlemen«, sagte er, »ich habe den ganzen Tag Zeit. Meine Zeit ist Ihre Zeit.«
»Oh, Gottverdammich!« stöhnte der arme alte Cal Greenberg, während seine blutunterlaufenen Augen unter die geäderten Lider rollten. Meine Zeit ist Ihre Zeit! Verfügen Sie über mich!
»Greenberg, was, zum Teufel, fehlt Ihnen?« fragte Captain Woofer nochmals.
»Er ist krank«, meldete sich Al Mackey. »Er fühlt sich nicht gut. Vielleicht sollten wir den armen alten Cal 'n Augenblick an die frische Luft bringen?« Al Mackey hatte drei Dollar eingesetzt. »Vielleicht sollten wir den Chief gehen lassen?«
Aber alles war vergebens. Deputy Chief Francis lächelte väterlich und sagte: »Sie sind 'n verdammt aufmerksames Publikum gewesen. Und ich sollte die Frage des … Officers beantworten.« Es war schon idiotisch, einen schmierigen Hippie als Officer anzusprechen. »Ja, ich bin tatsächlich der Meinung, daß der Zustrom der Vietnam-Veteranen, die den vielen unmoralischen Einflüssen, denen sie in jenem unglücklichen Teil der Welt ausgeliefert waren, vielleicht nicht ausreichend widerstehen konnten, seine verheerenden Auswirkungen auf die …«
Er konnte den Satz nicht beenden. Einundzwanzig Männer und Frauen (alle diejenigen, die ihren Einsatz verloren hatten) brüllten los wie Rindviecher, während das Wiesel und das Frettchen wie Hyänen grinsten. Sie hatten dreiunddreißig Dollar gewonnen.
Das Stöhnen und Brüllen der Verlierer erschreckte den Officer vom Dienst ein Stockwerk tiefer, der gerade einen Bericht über ausländische Terroristen gelesen hatte, die Police Departments mit Nervengas überfielen, das bei den Opfern unwillkürliches Stöhnen auslöste, bevor es sie lähmte. Der von plötzlicher Panik gepackte Officer war drauf und dran, Alarm auszulösen.
Captain Woofer entschuldigte sich bei Deputy Chief Francis für das seltsame Benehmen einiger seiner Detectives. Es sei nur so zu erklären, daß die Vielzahl schwerer Verbrechen, in die Los Angeles Officers verwickelt waren, inzwischen auch auf das sittliche Verhalten altgedienter Kollegen wie den armen alten Cal Greenberg abgefärbt habe. Deputy Chief Francis war ganz seiner Meinung. Dann schüttelte er freundlich eine Anzahl von Händen und nannte Captain Woofer »Roger«, genau wie in den alten Zeiten, in denen sie beide noch Sergeant waren und für die Polizei Reklame machten. Captain Woofer errötete und antwortete sanft »Danke … Julian«, so leise, daß es keiner von den anderen hörte.
Außer dem Frettchen, das die beiden anschaute und sagte: »Einpeitscher Woofer biedert sich beim Hosenscheißer an. Ich glaub, das sind schwule Bullen.«
Dann nahm das Wiesel dem armen alten Cal Greenberg die letzten beiden Dollars ab und sagte: »Hosenscheißer kommt nicht aus der Tür. Immer, wenn er stehenbleibt, kriegt er die Schnauze voll Scheiße. Amtsärsche, wenn du mich fragst.«
Das Frettchen, feige schielend wie ein Kojote, zählte seine Beute und sagte: »Das brauch ich dringend. Gestern nacht bin ich in ne Würfelrunde geraten und hab in einer Runde dreimal Mist gebaut. Ich war den ganzen Morgen sauer.«
Der arme alte Cal Greenberg suchte in seiner Schublade nach einer Schachtel Abführmittel, denn in seinem Bauch ging es drunter und drüber. »In meinem Alter bin ich zufrieden, wenn ich in einer Runde einmal verlier.«
Fünf Minuten später wurden Al Mackey und Martin Welborn zu einem vertraulichen Gespräch zu Captain Woofer gerufen, der noch verstopfter war als der arme alte Cal Greenberg.
3
Das Busineß
Der Grund für Captain Woofers gestörtes Innenleben war der seit vier Wochen ungeklärte Mord an Nigel St. Claire, dem Präsidenten der Filmabteilung in einem der großen Studios, der, wie jeder, der jemand war im Showbusineß, niemals östlich vom La Cienega Boulevard tot aufgefunden worden wäre, wenn er nicht Geschäfte mit Goldwyn, Paramount oder Hollywood General gemacht hätte.
Immerhin mußte man sich im Busineß, wie die Branche sich selbst nannte, nach Hollywood selbst begeben und seinen Lunch im St. Germaine nehmen oder im Ma Maison zu Abend speisen, weil die Gegend richtig »in« war, seit Araber, Iraner, Texaner und andere Ölfritzen Beverly Hills mit ihren Dollarmillionen überrannt hatten. (Ein Öl-Multi konnte plötzlich genauso akzeptiert werden wie ein deutscher Stahlexporteur oder italienischer
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