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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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werden ließ, zu Zielscheiben des allgemeinen Gespötts.
    Denn plötzlich ertönte draußen vor dem Künstlerstudio laut und schrill eine Alarmanlage. Buckmore Phipps sah Gibson Hand an und dann auf seine Uhr und sagte: »Is erst drei Uhr. Irgend jemand probiert da wohl bloß seine Alarmanlage aus, sonst nichts.«
    »Entschuldigen Sie, Officers«, sagte der Grieche, der sich ganz sicher nicht danach sehnte, mit einem Türken eine Zelle im Knasthotel zu teilen. »Vielleicht sollten Sie mal aus dem Hinterfenster schauen, das könnte vielleicht da beim Batbite-Spezialitätenshop sein. Der schließt heute schon mittags. Ich war zufällig da und …«
    Gibson Hand ging langsam zum Fenster, spähte in den Gang hinunter und sah, daß die Hintertür des Batbite-Spezialitätenshops aus den Angeln gerissen war.
    »Da läuft tatsächlich 'n Vier-fünf-neun-Einbruchdiebstahl, Buckmore! Da müssen wir uns kümmern!«
    Kein Wunder, daß die Modellierklasse einen einzigen gemeinsamen Seufzer der Erleichterung ausstieß und in Windeseile davonstürmte, gemeinsam mit dem Private First Class Gladstone Cooley, dem der mürrische schwarze Cop hastig die Papiere zurückgegeben hatte. Die beiden Straßenmonster donnerten bereits die Hintertreppe hinunter, ganz wild darauf, den Dieb zu erwischen, während er noch seine Hand in den Bonbons hatte.
    Nur daß sie in dem Batbite-Spezialitätenshop gar keine Bonbons verkauften. Sie verkauften Ledermasken für Sklaven, durchlöcherte Lederklatschen für Herren, Polizeiknüppel für Sklaven und Herren. Sie verkauften Handschellen, Peitschen und sogar Eiserne Jungfrauen (sie kosteten eine Menge Dollars im Verhältnis zu dem bißchen Vergnügen), außerdem andere Folterinstrumente, die, wie Buckmore Phipps und Gibson Hand hätten zugeben müssen, auch ihnen bei ihren nächtlichen Hintertreppenvernehmungen ganz gute Dienste leisten könnten.
    Sie erwischten einen ausgeflippten Heroinfixer namens Jukebox Johnson, einen völlig heruntergekommenen Ex-Diskjockey, der mit einem Stapel von Sadomacho-Magazinen gerade zum zweiten Male zu seinem vom Autofriedhof stammenden Chevy lief. Jukebox Johnson war einer von diesen glücklosen Dieben, die immer vor der Polizei wegliefen, obwohl er gar nicht schnell genug rennen konnte, sogar dann, wenn er in gezogene Waffen und in Scheinwerfer blickte. Er war im Laufe seiner fünfzehnjährigen erfolglosen Einbrecherkarriere bereits fünfmal von Cops angeschossen worden.
    Er gehörte zu den Ganoven, über die sich die Cops öfter unterhielten: »Kennst du den alten Jukebox?«
    »Oh, klar, den hab ich schon 'n paarmal angeschossen.«
    Aber heute gab es keinen Grund, Jukebox Johnson anzuschießen. Der reiste nämlich mit halber Kraft voraus, sozusagen, und war dabei in seinem Tran felsenfest davon überzeugt, volle Pulle zu fahren. Er hatte beschlossen, auf Tour zu gehen, nachdem er sich mit zwei Gramm reinen Heroins fröhlich angetörnt hatte. Und jetzt sah er bereits fliegende Giraffen und riesige bunte Käfer, die sich gegenseitig auffraßen, als Gibson Hand ihn sehr unsanft beim Kragen packte und vom Boden hochriß.
    »Jukebox, was, zum Henker, machst du hier?« sagte Buckmore Phipps angewidert. »Is doch noch verdammt hellichter Tag!«
    »Hi, Buckmore. Hi, Gibson.« Jukebox Johnson lächelte blöde über einer Reihe krummer, schwarzer Zahnstummel. »Kann das erklären. Also, hab da neulich diese S & M –, diese Sadomacho-Freaks kennengelernt. Die tragen 'nen großen Stock bei sich. Nennen den ihre Zuchtrute. Der Große schlägt damit ständig auf seinen Freund los, ob er's nun verdient oder nicht. Scheint trotzdem ein nettes Pärchen zu sein. Die haben mich für diesen Job angeheuert. Haben mir erzählt, sie brauchten noch 'n paar Gerätschaften für ne Party heut abend. Haben mir dafür 'n ganzes Stück reinen weißen Chinesen geboten. Is doch 'n tolles Angebot, oder?«
    »Verdammt! Am hellichten Tag? Ich sollte dich die Straße runterrennen lassen und 'n paarmal auf dich schießen«, sagte Gibson Hand angeekelt.
    »Was ist hier los, Officers?« fragte ein Mann, der in diesem Moment auf sie zugelaufen kam, nachdem er eben seinen Lincoln am Straßenrand geparkt hatte.
    »Tut mir leid, daß ich's getan hab, Buckmore«, winselte Jukebox Johnson. »Werd völlig nervös bei diesen Freaks mit all ihren Peitschen und dem Zeugs. Hab schon daran gedacht, für diese anderen Jungs vom Straßenraub und bewaffneten Banküberfall zu arbeiten, bloß um mal wieder 'n klaren Kopf

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