Der Hollywood-Mord
mehr Superwürfe geschafft als Roger Staubach in seiner ganzen Footballkarriere«, stöhnte das Frettchen.
»Dann ruh dich mal aus«, beklagte sich das Wiesel. »Meine Rippen sehen aus, als hätt ich grade 'n Zehnrundenkampf gegen Larry Holmes hinter mir.«
»Ich werd dir den Ball zuwerfen und die Kontrolle verlieren und noch 'n Fenster kaputtschmeißen. Das fehlt uns grade noch. Scheiß drauf, machen wir Pause.«
Damit nahmen die beiden Rauschgiftfahnder, heute in Trainingshemden, Jeans und Turnschuhen statt in Lederjacken und Stiefeln, ihren Football und gingen einen halben Häuserblock weit die Oxford Avenue hinunter zu ihrem grünen Toyota zurück, in dem sie ihre anderen Requisiten verwahrten.
In den letzten zwei Tagen hatten sie zur Tarnung Football auf der Straße gespielt, während sie ein bestimmtes Haus südlich vom Los Feliz Boulevard observierten. In den zwei Tagen davor waren sie als Gärtner aufgetreten, nachdem sie zum Glück ein Haus an der Straße gefunden hatten, dessen Besitzer im Urlaub waren. Das Frettchen hatte den Rasen siebenmal gemäht. Das Wiesel hatte das gesamte Unkraut umgegraben, die Rosen beschnitten, den Efeu zurückgeschnitten, und als sie dann ums Verrecken nichts mehr zu tun hatten, hatten sie einfach noch mal von vorn angefangen. Sie hatten von dieser Stelle aus zwar einen herrlichen Aussichtspunkt, von dem aus sie das fragliche Haus ganz hervorragend beobachten konnten, aber nach zwei Tagen übereifriger Gartenarbeit war dort selbst für eine hungrige Schnecke nicht mehr das winzigste bißchen zu holen. Darum hatten sie schließlich ihr Gartengerät zusammengepackt, als es dort so aussah, als ob ein Heuschreckenschwarm in den Garten eingefallen wäre. Dann blieb ihnen überhaupt nichts anderes mehr übrig als dieses endlose Fang-den-Ball-Footballspiel.
Der Besitzer des Hauses, das unter Beobachtung stand, dealte nach dem Bericht eines gewöhnlich zuverlässigen Polizeispitzels namens Sox Wilson mit Haschpaketen so groß wie Gurken und hatte groß geprahlt, daß er noch diese Woche seinen silbernen Mercedes 450 SL aus der Garage rollen lassen und ganz frische Ware von seinen asiatischen Verbindungsleuten im Hafengebiet von San Pedro bekommen würde.
Im Grundbuchamt des County war der Besitz urkundlich auf den Namen von Randolph Waterman eingetragen, der das Haus an ein Urlauberehepaar vermietet hatte, das wiederum untervermietet hatte, anscheinend an den Haschdealer oder eben seiner Freunde. Die Narcs, die Leute von der Drogenfahndung, konnten allerdings über den Namen des Dealers nichts weiter rausbringen, als daß alle ihn Bill nannten.
»Bill und wie weiter, verdammt noch mal?« hatte das Wiesel Sox Wilson gefragt.
»Weiß nich, weiß nich, Wiesel«, jammerte Sox Wilson, »wenn ich lüg, flieg ich.«
»Wenn du lügst, glühst du in der Hölle«, korrigierte ihn das Wiesel.
»Wennste lügst, verglühste für immer«, verbesserte das Frettchen alle beide und reinigte sich mit seinem Stilett genüßlich die Fingernägel.
»Sie nennen ihn Bill.« Sox Wilson blieb bei seiner Aussage. »Ganz einfach Bill.«
Nun war es zwar nicht üblich, sich Blasen an die Hände zu mähen und den ganzen Tag lang bis zur Erschöpfung Fußbälle durch die Gegend zu werfen, nur um einen Drogenhändler hops zu nehmen, aber zufällig wohnte Captain Woofer in dieser Straße. Und als er hörte, daß dort mit harten Drogen gedealt wurde (Wiesel war so blöd gewesen, es ihm zu erzählen), befahl er den beiden Drogenspezis, aus ihren Lederklamotten zu steigen und sich so ordentlich wie nur irgend möglich anzuziehen, ohne allerdings gleich ihre Bärte und Pferdeschwänze stutzen zu müssen, und dem Hurensohn das Handwerk zu legen, der es wagte, die Straße zu beschmutzen, in der der Captain seit dreiundzwanzig Jahren residierte. Es war zur Zeit beinahe die einzige Ermittlung, um die sich Captain Woofer überhaupt richtig kümmerte, vielleicht abgesehen von dem Mord an Nigel St. Claire. Darum vermuteten das Wiesel und das Frettchen, daß man ihnen kräftig in die Eier treten würde, wenn sie's nicht schafften, Ganz-einfach-Bill in den nächsten paar Tagen einzubuchten.
Tatsächlich aber lief da noch ein anderer Ermittlungsfall, der Captain Woofer weit mehr Sorgen machte als Ganzeinfach-Bill und Nigel St. Claire zusammen. Es waren Nachforschungen der höchsten Geheimstufe, die die Abteilung für Innere Angelegenheiten betrieb. Offensichtlich versuchte irgend jemand, Captain Woofer zum Wahnsinn zu
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