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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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treiben. Und das schon seit über drei Monaten. Obwohl weder Captain Woofer noch die Kopfjäger der Inneren Angelegenheiten sich einen Vers darauf machen konnten, begann die ganze Geschichte an dem Morgen, nachdem ein lokaler TV-Sender den Film Das Haus der Lady Alquist brachte, in dem Charles Boyer versuchte, Ingrid Bergman zum Wahnsinn zu treiben, und zwar beinahe mit Erfolg.
    Wie alle Polizisten aus Erfahrung wissen: Die schönsten Geschichten schreibt das Leben selbst.
    Irgendwann im Februar, als der Captain und seine Frau Sybil zu einem Wochenendangelausflug nach San Diego fuhren, ließ irgend jemand ihr Haus bei einem örtlichen Immobilienmakler zu einem so lächerlich niedrigen Verkaufspreis ausschreiben, daß es bereits verkauft war, ehe die Woofers aus ihrem Kurzurlaub zurückkehrten. Die Beschreibung des Maklerbüros hätte auf etwa tausend Straßengauner passen können. Captain Woofer forschte in der Verbrecherkartei, sah sich über fünfhundert Fotos bekannter Hochstapler an – alles vergeblich. Die Woofers wurden in den folgenden zwei Wochen fast verrückt gemacht von Maklern und ihren kauflustigen Kunden, die ihnen geradezu die Bude einrannten, bis sie schließlich ein Schild Nicht zu verkaufen in ihren Vorgarten stellten. Die Transaktion wurde für null und nichtig erklärt, und der ganze Vorfall von den Einbruch-Diebstahl-Detectives als offensichtlicher Bubenstreich zu den Akten gelegt.
    Die Ermittlungen wurden allerdings wieder aufgenommen und die Abteilung für Innere Angelegenheiten zusätzlich eingeschaltet, als drei Wochen später die Autonummer von Captain Woofers Familienwagen im überregionalen Computer als gestohlen ausgeschrieben wurde, zur Zeit gefahren von bewaffneten und gemeingefährlichen Insassen. Darum war es verdammt kein bißchen komisch, als Sybil Woofer und ihre beste Freundin, Mrs. Commander Peterson, von zwei Cops mit Schrotflinten angehalten und gezwungen wurden, aus dem angeblich »gestohlenen« Kombiwagen auszusteigen, und das ausgerechnet vor dem eleganten Hermes-Laden in Beverly Hills.
    Während die beiden Frauen schrien und weinten, die Hände fest auf die frisch frisierten, blaugetönten Haare gepreßt, lief blitzschnell ein Haufen neugieriger Araber, Iraner, Texaner und anderes ausländisches Volk zusammen, um dann ungläubig die Köpfe zu schütteln und sich in ihrem exotischen Gebrabbel gegenseitig darüber auszulassen, welche Anarchie doch in Kalifornien herrsche, wo weibliche Desperados schon in der Maske harmloser Schaufensterbummlerinnen aus Van Nuys auftraten.
    Der peinlichste Vorfall aber hatte sich eine Woche vorher, als Al Mackey und Martin Welborn den Nigel-St.-Claire-Fall übernahmen, ereignet. Captain Woofer war in dieser Zeit dabei, getreu dem Aufruf des Deputy Chief Julian Francis zu besseren polizeilichen Beziehungen zum wachsenden Strom ethnischer Minderheiten in Los Angeles, einem Haufen gelangweilter Detectives im Mannschaftsraum mitzuteilen, daß er selbst ja schon immer nett zu den Schwarzen gewesen war. Woraufhin das Wiesel und das Frettchen wissende Blicke tauschten. Innerhalb einer Woche passierten dann zwei Dinge: Erstens fälschte jemand Captain Woofers Unterschrift auf einer Lohnabzugskarte mit der Bitte, fünf Prozent von Captain Woofers Polizeigehalt einzubehalten und als Wohltätigkeitsbeitrag an den United Negro College Fund zu überweisen. Zweitens erschien am darauffolgenden Montag eine Annonce im Anzeigenteil der größten Untergrundzeitung von Los Angeles. Sie lautete: »Männlich, Weißer, 59 Jahre alt, Pfeifenraucher, sauber, gehorsam, immer nett zu Negern, sucht jungen virilen Neger, zu dem er nett sein möchte. Gute Bezahlung zugesichert, wenn Pfeifenstiel über sieben Zoll.« Die beklagenswerte Annonce nannte dann Captain Woofers private Telefonnummer, unter der es wenig später alle dreieinhalb Minuten in seinem Haus klingelte, woraufhin die Kopfjäger von der Abteilung für Innere Angelegenheiten keinen Zweifel mehr hatten, daß das Schwein, das (mit einigem Erfolg) versuchte, Captain Woofer zum Wahnsinn zu treiben, ein Insider sein mußte. Das Mädchen, das die Annonce vom barzahlenden Kunden angenommen hatte, war unfähig, irgendeine hilfreiche Beschreibung zu liefern. Der Mann, der die Annonce aufgegeben hatte, trug angeblich eine Taucherbrille und einen nassen Anzug, als er in die Geschäftsstelle spazierte.
    Als die ungläubigen Kopfjäger fragten, ob ihr nicht aufgefallen sei, daß die Kleidung des Mannes doch recht

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