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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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ungewöhnlich war, sagte das Mädchen: »Wo, zum Teufel, leben wir denn hier, etwa in Wahoo, Nebraska? Das hier ist Hollywood, USA!«
    Schon glaubten alle, daß die bösartigen Attacken auf Captain Woofer endlich vorbei seien, als sich wieder etwas ereignete, der wohl direkteste und persönlichste Anschlag buchstäblich unter Captain Woofers verstopfter Nase. Der Täter mußte ihm sehr nahe stehen, er mußte wissen, daß Captain Woofer in jener Woche einen Riesenschnupfen hatte. Seine Mandeln waren geschwollen, seine Augen tränten, seine Nase war absolut dicht, und zwei Flaschen Spray hatten sie nicht durchlässiger gemacht. Captain Woofer hatte sich im Drehstuhl zurückgelehnt, sein schmerzender Hintern ruhte im Gummiring, die hochgelegten Beine sollten den Entzündungsschmerz lindern helfen, dazu die Spraytropfen in den Nasenlöchern. Nichts funktionierte. Er hatte sich die Erkältung eingefangen, als er eine ganze Nacht lang in seinen Rhododendronbüschen gehockt und das Haus seines mysteriösen Nachbarn auf der Oxford Avenue beobachtet hatte.
    Er litt fürchterlich und fühlte sich miserabel, als er dem Wiesel und dem Frettchen den Befehl gab, den Hurensohn von einem Drogenhändler endlich zu schnappen, und ließ keinen Zweifel daran, daß er ihnen in die Eier treten würde, falls sie versagten. Und das machte sie ausgesprochen rachsüchtig. Aber keineswegs gegen Ganz-einfach-Bill, den angeblichen Haschdealer.
    Am selben Nachmittag, als das Wiesel und das Frettchen auf ihrem Beobachtungsposten in der Oxford Avenue arbeiteten, kam Captain Woofer langsam aus seinem Büro in den Mannschaftsraum herüber, gab vor seinen Truppen eine seltsame Erklärung ab und kippte dann plötzlich in den Schoß des armen alten Cal Greenberg.
    Die Sanitäter wurden gerufen, die Captain Woofer in aller Eile in ein aufnahmebereites Krankenhaus brachten, in dem ein Arzt Dienst hatte, der nicht an Schnupfen litt und deshalb feststellen konnte, daß Captain Woofers Atem sehr eindringlich roch. Dieser Befund, zusammen mit der Tatsache, daß seine geweiteten Pupillen wie große schwarze Knöpfe wirkten, veranlaßte den Arzt, im Polizeidepartment anzurufen, und so wurde plötzlich Captain Woofer selbst zum Verdächtigen in einer Untersuchung der Abteilung für Innere Angelegenheiten.
    Die Kopfjäger, die den Film Das Haus der Lady Alquist nicht gesehen hatten, waren trotzdem in der Lage, Captain Woofer von jeglicher Beschuldigung eines unehrenhaften Benehmens freizusprechen. Es war ganz offensichtlich, daß er wiederum das Opfer eines weiteren Versuchs geworden war, ihn zum Wahnsinn zu treiben. Vorübergehend sogar mit Erfolg.
    Sie entdeckten, daß an Captain Woofers heißgeliebter Bruyere manipuliert worden war, wahrscheinlich als er zur Toilette ging, um sein meist erfolgloses morgendliches Geschäft zu verrichten, und zweifelsohne von einem, der wußte, daß Captain Woofer die Angewohnheit hatte, seine Pfeife auf der Handtuchablage im Waschraum zurückzulassen, zusammen mit seiner Jacke und seinem Koppel. Sein Revolver lag auf dem Boden neben dem WC. Denn nach all diesen Anschlägen auf ihn in diesen Tagen fühlte er sich überhaupt nirgendwo mehr richtig sicher.
    Irgend jemand mußte dann in die Männertoilette geschlichen sein, Captain Woofers gestopfte und gefüllte Bruyere geleert und mit äußerst hochklassigem reinem Haschisch oder Marihuana neu gefüllt haben, jedenfalls nach den Ergebnissen des Polizeilabors. Danach kam eine Schicht Tabak auf die starke Spezialmischung, die Pfeife wurde wieder gestopft und zurückgelegt. Infolge seines starken Schnupfens roch Captain Woofer nichts. Und deshalb konnte er auch kaum etwas schmecken, aber er erinnerte sich später doch daran, daß ihm der Tabakgeschmack gleich besonders herb erschienen war. Nachdem er eine halbe Pfeifenfüllung geraucht hatte, spürte Captain Woofer, daß irgend etwas nicht in Ordnung war. Trotzdem rauchte er weiter. Dann stand er schwankend auf, spazierte aus dem Mannschaftsraum und gab jene selbst für ihn ungewöhnlich absonderliche Erklärung ab.
    Ehe er so plötzlich in den Schoß des armen alten Cal Greenberg kippte, zeigte er auf eine sechzigjährige Stenotypistin namens Gladys Bruckmeyer, die nur noch ihre Zeit absitzen und ihre Pensionierung bekommen und sich dann in ein Mobilheim in Apple Valley zurückziehen wollte. Captain Woofer richtete einen anklagenden Finger auf sie und schrie dann mit einer Stimme voll ehrlicher Entrüstung: »SIE! DAS IST IHRE

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