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Der Hoteldetektiv

Der Hoteldetektiv

Titel: Der Hoteldetektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Cordes
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Nacht des zweiundzwanzigsten Oktober, rief
    Professor Sapphos mich an. Ich erinnere mich so genau, weil es,
    während ich noch mit ihm sprach, zu regnen anfing.
    »Jörg, ich kann morgen früh nicht kommen.«
    Ich brummte verständnislos, denn er hatte mich aus tiefem Schlaf
    geweckt.
    »Ich habe einen Anfall von Malaria, Jörg.«
    »Das tut mir leid, Professor.«
    »Aber Madame muß ihre Injektion bekommen!«
    »Ja, ich weiß. Ich kenne das Medikament und werde den Hotel-
    arzt bitten –«
    »Nein, Jörg, das geht nicht«, unterbrach er mich. »Ich schicke
    Ihnen meinen Assistenten.«
    »Sind Sie auch sicher, daß er vertrauenswürdig ist?«
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    »Natürlich, Jörg. Absolut!«
    »Dann sagen Sie mir seinen Namen. Und beschreiben Sie ihn.«
    »Doktor Marakides. Er ist etwa einsfünfundsiebzig groß. Er wird
    einen braunen Anzug tragen, mit einem feinen blauen Nadelstrei-
    fen. Ich – gebe ihm meinen Siegelring mit. Daran werden Sie ihn
    erkennen.«
    »Danke, ich glaube, das genügt.«
    »Und er wird sich natürlich ausweisen.«
    »Ja, natürlich.«
    »Auf Wiedersehen, Jörg!«
    Das vielzitierte Klick erfolgte, die Leitung war tot.
    Ich zündete mir eine Zigarette an und dachte eine Weile nach.
    Aber ich kam zu dem Schluß, daß die Stimme des Professors ganz
    normal geklungen hatte.
    Nur daß er mich mitten in der Nacht anrief, um genau zu sein,
    um ein Uhr fünf, war doch seltsam.
    Er wohnte übrigens im Nachbarhotel, dem Blauen Delphin. Ich wählte seine Nummer. Sein Anschluß war besetzt.
    Ich rief Westmann an. Er war hellwach, und ich erfuhr, daß Pro-
    fessor Sapphos ihn soeben auch angeläutet hatte.
    »Ich glaube, dahinter steckt nichts«, sagte Westmann. »Es wird
    wohl tatsächlich so sein, daß er eine Malaria-Attacke hat.«
    Da war aber noch etwas, was mich stutzig machte: daß Sapphos
    seinen Assistenten Marakides nie zuvor erwähnt hatte.
    Dr. Marakides kam am Morgen um Punkt acht Uhr und sah aus,
    wie von Sapphos beschrieben; er trug auch den Siegelring.
    Er gab Gloria ihre Injektion. Ich war dabei, sah wie er die Ampul-
    le aufbrach, die er einer frischen Packung des Medikamentes ent-
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    nahm, welche die gleiche Aufschrift trug wie die Injektionen, die
    Sapphos bisher gegeben hatte.
    Gloria wurde müde danach, entspannte sich.
    Gewöhnlich schlief sie ein bis zwei Stunden und rief mich durch
    ein vereinbartes Klingelzeichen. Ich brachte ihr dann einen frisch gepreßten Orangensaft, mit einem winzigen Schuß Campari ge-würzt.
    Auch an diesem Morgen kam das Klingelzeichen.
    Aber es hörte nicht auf, während ich mir schnel das weiße kurze
    Jackett des Zimmerkel ners überzog, mir noch rasch mit der Bürste
    über meine ewig widerspenstigen Haare fuhr – hoffentlich würde
    mein werdender Sohn die nicht erben.
    Ich rannte im Laufschritt den Korridor entlang zu der kleinen
    Beiküche, die Westmann eigens für Gloria im dritten Stock einge-
    richtet hatte und aus der ich zu jeder Zeit, falls Gloria es wünschte, kalte Getränke und kleine Imbisse servieren konnte.
    Gloria war nicht im Salon wie üblich.
    Ich klopfte an die Schlafzimmertür.
    Ein Laut wie ein Stöhnen antwortete mir.
    Gloria lag auf dem Bett.
    Das Gesicht seltsam flach, hohlwangig und weiß, die Augen rie-
    sige Höhlen in dieser Blässe.
    Gloria öffnete den Mund, aber nur seltsame rauhe Laute kamen
    aus ihrer Kehle.
    Ich riß die Vorhänge auf. Sonnenlicht flutete ins Zimmer. Ich
    sah, daß Glorias Haut an den Armen und im Gesicht eine violette
    Tönung hatte.
    Gift. Ich weiß noch, daß es genau das eine Wort war, das ich in
    diesem Moment dachte: Gift.
    Ich raste zum Telefon, wählte Sapphos Nummer.
    Die Leitung war tot.
    Westmann! – Er war im Büro.
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    »Den Arzt«, sagte ich, »schnell!«
    »Was ist passiert?«
    »Marakides war nicht Sapphos' Assistent!«
    Und Gloria sah mich an, mit Augen – ich kann's einfach nicht
    beschreiben.
    Und dann war Westmann da, und Dr. Köhler.
    Westmann hielt Glorias Hand, während Köhler sie untersuchte.
    Westmanns neue Sekretärin, die Jinny abgelöst hatte, stürzte herein.
    Ein Telex flatterte in ihrer Hand. Darauf stand: »Eine Million
    Dollar sind bei der National Bank für Onyx zu hinterlegen. Sonst
    stirbt Gloria Lange.«
    Dr. Köhler richtete sich auf. Er sah uns an. Das Lächeln, mit dem
    er so sparsam umging, kräuselte seine Lippen.
    »Keine Angst«, sagte er. »Das alles ist ein großer Bluff. Gloria ist nur auf einem Trip.«
    »Nur!« Ich kriegte kein Wort mehr

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