Der Hügel des Windes
hätte, ginge es nicht, die Straße ist ein Sturzbach aus Schlamm und Wasser. Der Hügel rutscht ab, hörst du es?« Ich hörte nur sein verzweifeltes Keuchen, den prasselnden Regen, der auf die Casella trommelte, und den Wind, der an den Fensterscheiben rüttelte.
»Ich komme, bring du dich in Sicherheit, bitte.«
Mein Vater unterbrach das Telefonat, ohne mir noch eine beruhigende Antwort mitzugeben.
Ich verlor keine Zeit und verließ sofort das Haus. Draußen war es dunkel, es schüttete wie aus Kübeln. Von dem kurzen Weg bis zum Auto war ich schon bis auf die Haut durchnässt.
Schnell durchquerte ich das Dorf. Auf der Landstraße allerdings musste ich abbremsen, sie war völlig überschwemmt, und ich lief Gefahr, im Graben zu landen.
Als ich am Rossarco vorbeifuhr, drückte ich lange auf die Hupe, um meinem Vater zu signalisieren, dass ich unterwegs zu seinen Freunden war. Eine schöne Illusion, die vom Donnern und Tosen im Entstehen erstickt wurde.
Als ich die eingeebnete Fläche unterhalb des Piloru erreichte, begann ich wieder zu hupen. Ich fuhr mit dem Wagen, so weit ich konnte, durch den schlammigen Aushub und stieg vor den baufälligen Ruinen der fehlgeschlagenen Ferienanlage aus.
Als Türen und Fenster dienten feste Plastikplanen. Ich öffnete sie eine nach der anderen und schrie in die Dunkelheit: »Kommt raus, sofort raus hier, sonst werdet ihr unter dem Erdrutsch begraben.«
Ich sah vier oder fünf Männer herausrennen, die in einer fremden Sprache fluchten.
»Schnell, ins Auto«, brüllte ich und stieg mit ihnen ein. »Sind das alle?«
»Ja, alle, alle«, erwiderte der neben mir. Die anderen hatten sich dichtgedrängt auf die Rückbank gequetscht. Also ließ ich den Panda an und hoffte, dass er stark genug war, sich aus diesem Schlammmeer herauszuarbeiten. Ich hatte nicht die geringste Lust, gerade jetzt zu sterben, da mein Sohn auf die Welt kommen sollte. Wir hörten ein dumpfes Grollen, wie ein Klageruf aus den Tiefen der Hölle. DerHügel bewegte sich nicht. Ich warf den Rückwärtsgang ein und setzte zurück, folgte meiner groben Erinnerung an den Hinweg. Dann bog ich rechts ab und erreichte über eine kurze Rampe die Bundesstraße 106.
Wir waren gerettet.
Ich richtete die Scheinwerfer auf den Hügel: keine Bewegung.
»Nix rutschen«, sagte einer der Männer. »Ich zurück gehen schlafen.«
»Warte. Das ist gefährlich!«, versuchte ich ihn abzuhalten.
»Regen zu Ende. Wir aussteigen«, meinte ein anderer, dem es im engen Auto zu stickig wurde.
Wir stiegen alle aus. Es hatte aufgehört zu regnen, und hinter unseren nassen Rücken, über dem Meer, klarte es allmählich auf.
Von diesem Moment an konnte ich die Silhouette des großen Olivenbaums sehen, der wie ein windgepeitschter Sonnenschirm auf dem Hügel stand, dazu meinen Vater, der sich winzig und rastlos vor dem Schlund bewegte, und schließlich den Abhang mit den Ausgrabungsstellen, wie er langsam in die Tiefe sackte.
Die Szene war nicht dramatisch, keine rollenden, alles vernichtenden Felsblöcke, keine Staubwolken, keine mitgerissenen Bäume, die ihre Wurzeln in den Himmel reckten, selbst das Donnergrollen war wie in einem Tagtraum gefangen, das ferne Echo eines Gewitters. Und wäre nicht mein Vater da oben gewesen, den ich nun nicht mehr sehen konnte, hätte ich diese Momente ohne übermäßige Sorge durchlebt.
Doch dann, etwa auf halber Höhe des Piloru, gewann der Erdrutsch an Kraft und Tempo, warf sich zu Erdwällen auf,stürzte auf die Häuser, die er innerhalb von Sekunden unter sich begrub, ergoss sich wie eine Magmawelle über die gesamte Ebene des ehemals geplanten Feriendorfes und schwappte bis auf einen Abschnitt der 106.
Die Immigranten sahen mich verängstigt an. »Danke, Cumpà, danke, Bruder«, sagten sie im Chor. Erst jetzt hatten sie realisiert, dass sie nur durch ein Wunder am Leben waren.
Ich rief meinen Vater an. Sein Handy war stumm, tot. Erfüllt von einer bösen Vorahnung, stieg ich ins Auto. Papa ist vom Abgrund verschlungen worden, dachte ich schaudernd. Oder hat sich verschlingen lassen. Jetzt ist er für immer auf seinem Hügel begraben, neben Mama. Vielleicht war dies das Ende, das er sich gewünscht hatte.
Im Wegfahren kamen mir ein paar Mannschaftswagen der Carabinieri entgegen, drei Feuerwehrautos und sogar ein Minivan mit dem Logo eines Privatsenders.
Mein Handy klingelte, als die 106 hinter mir lag. Ich dachte, es sei Simona.
»Hallo, ich bin’s«, sagte mein Vater. Ich war so froh,
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