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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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nehmen?
    Während er noch darüber nachdachte - voller Furcht, sie zu verlieren -, legte sie ihm die Hand auf die Brust, sah an ihm vorbei und seufzte leise.
    Wittiges umfasste erneut ihren Nacken, drückte entschlossen ihren Kopf an seine Brust, während er ihr mit der anderen Hand den Umhang von den Schultern streifte. Eins war sicher: Das Mädchen war eine Entschädigung für alles, womit er sich bei den Awaren herumplagen musste. Behutsam nestelte er die erste Fibel an ihrem Gewand auf und hielt den Atem an. Was für eine Haut! Was für zarte Schultern. Sein Herz quoll über vor Zärtlichkeit. Anscheinend merkte sie das, denn ihre starre Haltung wurde nachgiebiger. Eindeutig zitterten Wittiges die Finger, während er die zweite Fibel löste und achtlos fallen ließ. In den Ohren trug sie lange Gehänge mit großen Goldkugeln an den Enden. Ihren Gürtel öffnete er fast ohne hinzusehen, dann hatte er sie nackt vor sich und konnte sie auf das Lager hinunterdrücken.
    Wittiges hatte das Gefühl, Stunden allein mit dieser fast rituellen Entkleidung zugebracht zu haben. Nun ließ sich seine Leidenschaft nicht länger zügeln, es schmerzte, nur noch einen einzigen Augenblick abzuwarten. Ihm brannte der Unterleib. In einem wilden Rausch riss er sich die eigenen Gewänder herunter.
    Als er in sie eindrang, schrie sie auf, und schon einen Moment später entlud er sich. Es war, als platze ihm das Trommelfell, zerreiße sein Herz, dröhne sein Kopf wie unter einem Paukenschlag. Zu rasch, viel zu rasch kam die Erlösung.
    Undeutlich nahm er ein Geräusch von nebenan wahr, wo Venantius sein Lager hatte, dann entschwanden jeder Gedanke und jede Erinnerung an den Gefährten, während er das Mädchen überall küsste und streichelte. Ja, jetzt konnte er ihre zarten Glieder und Gelenke, die feinen Rundungen des fast knabenhaften und doch eindeutig weiblichen Körpers genießen und würdigen. Wenn die Awaren je etwas Wertvolles und Anerkennenswertes hervorgebracht hatten, dann diese Frau.
    Sie war eng wie eine Jungfrau. Auch das war ein unerwartetes Geschenk. Allmählich gab sie ihre Zurückhaltung auf, als hätte er sie mit seinen Zärtlichkeiten entflammt. Dieses langsame Anschwellen ihrer Leidenschaft brachte ihn fast um den Verstand. Und dann umklammerte sie ihn, diese Spielgefährtin einer wunderbaren Nacht, schloss die Beine um seinen Rücken, bewegte sich, nahm seinen Rhythmus auf, aber langsamer und träger, und diese letzte kleine Hemmung trieb ihn in eine Ekstase, wie er sie noch nie erlebt hatte. Das war Seligkeit, Vergessen und Taumel in einem.
    Irgendwann mitten in der Nacht stand er auf und ging nach draußen, um seinen glühenden Körper abzukühlen. Sein Kopf dröhnte unerträglich, aber nur solange er seine Aufmerksamkeit auf diesen Schmerz lenkte.
    Die Hütte stand abseits am Rand der Siedlung. Wenige Schritte weiter konnte er durch eine Lücke im Gebüsch bis zur Donau hinuntersehen. Es war eine Mondnacht, aber die volle runde Scheibe verblasste gerade. Über dem Fluss trieb Dunst in langen dünnen Schwaden. Am gegenüberliegenden Ufer stiegen bewaldete Kuppen auf, über denen sich weit hinten am Horizont ein schwacher Streifen beginnender Helligkeit zeigte. Der heisere Schrei von Wildgänsen zerriss die nächtliche Stille. Sie kamen von Süden und verkündeten auf dem Weg nach Norden den triumphalen Sieg des Frühlings über den Winter.
    Die kühle Luft tat Wittiges gut. Der Winter war bis in den April hinein in mehreren Schüben immer wieder zurückgekehrt, aber nun, Anfang Mai, ließ sich in der Luft endlich die wärmere Jahreszeit erahnen. Das Gras war längst grün. Wittiges fühlte sich gereinigt von allem Zorn und aller Verbitterung. Es war ihm immer noch ein Rätsel, warum Brunichild ausgerechnet ihn, kurz nachdem er sie aus der Gefangenschaft in Rouen befreit hatte, mit dieser Mission betraut hatte, die ihm wie eine Strafe vorkam. Er hatte ihr die Freiheit zurückgegeben, und sie bedankte sich, indem sie ihn gegen seinen Willen zu unberechenbaren Barbaren in diese Einöde schickte.
    Hatte sie etwas vor ihm zu verbergen? War etwas Wichtiges in Rouen vorgefallen? Sosehr er darüber nachdachte, ihm wollte keine Erklärung für diese grausame Laune der Königin einfallen.
    Um der Abschiebung wenigstens einen ehrenvollen Anstrich zu geben, hatte man ihm den Rang eines patricius, eines obersten Heerführers, verliehen. Als ob ihm ein klangvoller Titel hier von Nutzen sein könnte. Baian schiss doch darauf,

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