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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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ihren Edeldamen begleiten, Ehefrauen und Töchtern von Chilperichs Gefolgsleuten.
    Sobald der König sie erblickte, winkte er sie zu sich und deutete leutselig auf den Mann neben sich.
    „Schau, wer hier ist! Er ist gerade angekommen.“
    Fredegund studierte rasch die Miene ihres Mannes, bemerkte die leicht zusammengezogenen Augenbrauen und fragte sich, ob seine Anspannung etwas mit dem Gast zu tun hatte, dem sie sich nun zuwandte.
    „Bischof Bertram!“, rief sie freudig überrascht. „Du bist auch hier? Dich habe ich wahrhaftig nicht erwartet. Wie willst du es wochenlang ohne die Jagd auf Wildschweine und Auerochsen aushalten?“ Natürlich wusste sie, dass der Bischof von Le Mans erwartet wurde, schon deshalb, weil er ihr eine Geheimbotschaft geschickt hatte. Irgendwann würde ihnen sein Leichtsinn noch zum Verhängnis werden.
    Bertram verneigte sich gerade so tief, dass die münzgroße kahle Stelle oben auf dem Hinterkopf sichtbar wurde, die kleinste Tonsur, die gerade noch als solche erkennbar war.
    „Königin“, sagte Bertram ernst, „ich sehe, es geht dir gut, und es schmeichelt mir, dass du dir Gedanken um mich machst.“
    Jovial schlug ihm Chilperich auf die Schulter. „Du kannst meine Auerochsen in den Wäldern vor der Stadt jagen, wenn du mir versprichst, das nächste Mal deine Meute mitzubringen“, rief er so laut, dass einige der hohen geistlichen Herren aufmerkten. Bertram lächelte schief. An seinen Jagdhunden nahmen einige der Bischöfe schon seit Längerem Anstoß. Sie meinten, Jagdhunde in einer Bischofsresidenz gehörten als zu weltlich verboten. Für gewöhnlich scherte er sich wenig darum, fand es aber unnötig, dass Chilperich seine Vorlieben für weltliche Vergnügungen so laut hinausposaunte. War das eine Ohrfeige oder nur Dummheit? Und konnte es sich Chilperich angesichts der bevorstehenden Gerichtsverhandlungen überhaupt leisten, ihn vor den Kopf zu stoßen? Immerhin hatte er sich bisher meistens auf die Seite des Königs geschlagen.
    „Ich habe dir zwei Welpen aus meiner Zucht als Gastgeschenk mitgebracht. Einer meiner Männer hütet sie dort drüben.“ Bertram deutete in eine Ecke, wo einige seiner Gefolgsleute um einen Weidenkorb herumstanden.
    Chilperich grinste jungenhaft über das ganze Gesicht, nur der Ausdruck der Augen blieb kühl und wachsam. „Das beste Geschenk, das du mir machen konntest. Wenn du erlaubst, schau ich sie mir sofort an.“
    Bertram zog die Brauen hoch. „Immer noch der Alte. Begeistert sich wie ein Kind.“ Er sah dem König nach, der rasch davoneilte.
    Schön wär’s, dachte Fredegund. Nein, er ist nicht mehr der Alte seit ihm Brunichild entwischt ist. Das konnte sie Bertram nicht sagen, obwohl er wahrscheinlich eher als einer der anderen Bischöfe Verständnis für diese Verstimmung haben würde. Tatsächlich war Bertram so wenig Kleriker wie nur irgend möglich. Ein äußerst ansehnlicher, tatkräftiger Mann von Anfang dreißig, ein Krieger, der Frauen schätzte und keinen Hehl aus seiner Vorliebe für die Jagd, für Reichtum und Genuss machte.
    „Erwartet ihr Bischöfe aus Austrasien?“, fragte Bertram leise. Sie waren beiseite getreten, damit Fredegunds Edeldamen nicht mehr mithören konnten.
    „Nein,“, entgegnete Fredegund. „Allerdings seltsam, dass du fragst. Aegidius von Reims bekundete Interesse an der Synode. Er hätte gern persönlich eine Grenzangelegenheit seiner Diözese geklärt. Chilperich hat ihn daraufhin offiziell eingeladen, aber Aegidius sagte auf einmal ab.“
    „Verstehe. Brunichild hat sich eingemischt, sie ist wieder zu Hause, und schon beginnt der Ärger von Neuem. Du magst deine Schwägerin nicht, nicht wahr?“, murmelte Bertram und ließ Fredegund nicht aus den Augen. 
     „Ich habe nichts gegen sie“, widersprach Fredegund heftig. „Nein, wirklich“, bekräftigte sie. „Und ich wäre dir dankbar, wenn du nicht so skeptisch dreinschauen würdest. Warum sollte ich etwas gegen eine Witwe mit drei kleinen Kindern haben, die täglich von einem Haufen Ehrgeizlingen bedrängt wird, die ihr die Macht streitig machen?“ Sie lächelte ihn an und kämpfte mit dem aufgekommenen Unmut. Sie hatte genug von Bertram und der Unterhaltung mit ihm. Nur zu gut hatte sie die Untertöne herausgehört. Obwohl er sich nie anmaßen würde, deutlicher zu werden, wusste sie genau, woran er dachte: an die Ermordung Gailswinthas und Sigiberts und ihre Rolle dabei. Sie wusste von den Gerüchten, die über sie verbreitet wurden. Für

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