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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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angewiesen.“
    „Na schön! Kommen wir zum Geschäft!“ Nikomedes breitete die Arme aus. Seine fette Gestalt war in ein weites, wallendes Gewand gehüllt, das über den Gürtel hing und ihn verdeckte, sich bei dieser raumgreifenden Bewegung aber spannte.
    Der breite Ledergurt, den er um die dicke Mitte trug, wurde sichtbar.
    Wittiges blinzelte ungläubig.
    Hatte Nikomedes diesen Gürtel bereits beim ersten Besuch getragen? Dann hätte ihm die Schließe auffallen müssen.
    „Schöne Schließe.“ Scheinbar beiläufig deutete er darauf.
    „Was?“ Nikomedes ließ verdutzt die Arme sinken.
    „Die Schließe. Gute Arbeit.“
    Nikomedes fasste sich an den Gürtel, rüttelte daran, sodass der ganze Bauch bebte, und lächelte breit. „Stammt aus Spanien.“ Er raffte den Stoff so, dass er die Schließe nicht mehr verdeckte. „Kommt dir das Muster bekannt vor?“
    Und ob!, dachte Wittiges erregt. Als er die Schließe zum letzten Mal gesehen hatte, hatte sie Cnivas Gürtel zusammengehalten. Es war eine schwere Schließe mit eingelassenen Karfunkeln, die an der Oberseite völlig plan geschliffen waren. Silberstege begrenzten die einzelnen Segmente, meist Dreiecke, die sich zu einem einfachen Muster zusammensetzten, das in der Gesamtwirkung aber bestechend kunstvoll wirkte.
    „Du hast die Schließe nicht für dich anfertigen lassen?“, erkundigte er sich, während ihm der Mund trocken wurde.
    „Nein, ich habe sie fertig gekauft, und nun lass uns über den Preis für den Stoff reden und wann du liefern kannst. Aber erst einmal nur einige Zoll. Und gibt es den Stoff breiter?“
    Wittiges stürzte sich in die Verhandlung über Preis, Lieferbedingungen, Stofffarbe und Dicke und war die ganze Zeit über kaum bei der Sache. Wie sollte er das Gespräch wieder auf die Schließe bringen? Er verging beinahe vor Ungeduld, fragte sich aber, ob das Verschwinden von Felix überhaupt etwas mit dem von Cniva zu tun hatte. Es war nicht mehr als eine Ahnung, dass es einen Zusammenhang gab.
    „Ich würde dir die Schließe gern abkaufen“, wagte er sich endlich vor, als das Geschäft mit dem Stoff so gut wie abgeschlossen war.
    Nikomedes schlug sich auf den feisten Wanst. „Dacht ich’s mir doch! Sie gefällt dir. Ich hab gemerkt, wie du sie immer wieder angestarrt hast. Aber sie ist nicht zu verkaufen, sie gefällt mir selbst. Sie passt zu mir.“
    „Dann könntest du mir wenigsten verraten, woher du sie hast.“ Wittiges hatte Mühe, seiner Stimme einen gleichmütigen Klang zu verleihen. Er hatte sich geradezu in den Gedanken verbissen, Cnivas Gürtelschließe gefunden zu haben.
    „War ein Gelegenheitskauf“, winkte Nikomedes ab. „Ich kann dir nicht sagen, wo sie angefertigt wurde. Wie gesagt, in Spanien, aber wer will das so genau wissen?“
    „Ich. Solche Arbeiten werden für den Hof in Toledo angefertigt, ich kenne mich da aus“, erklärte Wittiges großspurig. „Hat sich der Gelegenheitskauf hier ergeben?“
    „Allmählich wird deine Fragerei lästig. Hat sie etwas mit deinen Erkundigungen zu tun, die du auch bei anderen Händlern eingezogen hast? Es spricht sich herum, weißt du. Geht es um dieses Kind?“
    Wittiges hatte keineswegs allen verraten, warum er die vielen Fragen stellte, nur einigen hatte er zumindest die halbe Wahrheit gestanden. Irgendetwas hielt ihn davon ab, mehr zu sagen.
    „Und wenn?“
    Nikomedes wuchtete sich von seinem Stuhl hoch. „Vergiss diese Suche, sie bringt nichts. Und nun sag mir, ob du an Geschäften mit mir interessiert bist oder nicht. Ich will nicht den ganzen Tag mit dir verschwenden.“
    Das war ein grober Verstoß gegen das Gesetz der Höflichkeit. Wittiges sah aber ein, dass er nicht weiterkam und so verabschiedete er sich, nicht ohne vorher die ausgehandelten Kontraktsbedingungen zu bestätigen, um den Anschein des üblichen Geschäftsgebarens aufrecht zu erhalten. 
    Noch am gleichen Tag wurde er von einem Hofbeamten Guntrams, der ihn am späten Nachmittag in seiner Unterkunft aufspürte, zu einer Audienz in den Palast gebeten. Anscheinend stimmte, was Nikomedes erwähnt hatte: Über ihn wurde bereits in der Stadt geredet.
    Er hatte nicht einmal ein Gewand, das dem Anlass entsprach und musste der Aufforderung in seinen notdürftig ausgeklopften und gelüfteten Reisekleidern nachkommen. Vor Jahren hatte er Unterhandlungen für Brunichild geführt, bei denen es um das Wergeld für ihre ermordete Schwester gegangen war. Daher erinnerte sich Guntram noch sehr gut an ihn. Der

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