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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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auf dem Nachbargut verbracht hatten. Fast sah es so aus, als hätte Wandalenus seine finsteren Absichten aufgegeben, denn es wurden weder verdächtige Gestalten in der Nähe von casa alba oder Theodos Hof gesichtet, noch waren irgendwelche dubiosen Aufforderungen aus Metz oder Reims eingetroffen. Casa alba war in Winterruhe gesunken.
    Aber nun hatte der Frühling seinen Einzug gehalten, die ersten Zugvögel kehrten zurück und stimmten zusammen mit den daheimgebliebenen Vögeln ihre betäubenden Paarungsgesänge an.
    Wittiges hatte zusammen mit Pontus einige Vorkehrungen für die Sicherheit seiner Leute getroffen, die darin gipfelten, eine ständige Wachtruppe aufzustellen und eine zweite auf Theodos Hof zu postieren. Hauptsächlich ging es ihm dort um Violas Sicherheit. Fälle von Frauenraub waren nicht gerade selten, wenn es auch meist um Ledige ging, an deren Vermögen oder Erbe jemand gelangen wollte.
    Viola hatte sich anscheinend in ihre erzwungene Ehe gefügt. Sie begegnete Wittiges nicht mehr mit der aufreizenden Haltung von früher, und dennoch versetzte ihn jede Begegnung mit ihr in einen unerwünschten, schmerzlichen Taumel.
    Es würde eine lange Reise werden, weil er einerseits endlich die Nachforschungen nach Felix aufnehmen, aber auch in Marseille seinen Geschäften nachgehen wollte. Er reiste nur mit kleinem Gefolge und leichtem Gepäck, das hieß, lediglich ein Knecht begleitete ihn, was weder Pontus noch Aletha guthießen. Aber Wittiges hatte vor, in Marseille weitere Männer anzuheuern, um die Waren, die er einzukaufen gedachte, sicher nach casa alba zu schaffen. Was seine Nachforschungen betraf, kam er allein am besten zurecht, wie er aus seinen Spionagediensten in der Vergangenheit wusste. Als großer Herr mit entsprechendem Gefolge aufzutreten, hätte nur unerwünschte Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt. Geld führte er diesmal lediglich in geringer Menge mit sich. Als Mitglied einer großen Händlerbruderschaft hatte er in Reims einen Betrag hinterlegt und dafür ein Dokument erhalten, das ihm ermöglichte, bis zum angegebenen Betrag einzukaufen. Den Geldtransfer würden Reimser Händler übernehmen, die eine stetige Handelsroute in den Süden unterhielten. Ein Teil des Gelds stammte aus Violas Vermögen, denn Wittiges war knapp bei Kasse, da die Instandhaltung der Villa immer mehr Geld verschlang und er in letzter Zeit wenig Geschenke vom Hof erhalten hatte, die übliche Art für einen anstrustio an Geld zu kommen.
    Felix war vor rund einem Jahr verschwunden, und Wittiges fragte sich, wo er mit den Nachforschungen beginnen sollte.
    Chalon war sein erstes Ziel.
    Nach einer Woche in der Stadt hatte er den niederschmetternden Eindruck, gestrandet zu sein. Beinahe jeden Händler hatte er aufgesucht, auch die unbedeutenden, hatte mit ihnen getrunken und gegessen und hartnäckig in ihren Erinnerungen gewühlt.
    Über die Trauerfeierlichkeiten vor einem Jahr waren viele Geschichten im Umlauf. Eine befasste sich mit dem Streit der Königinnen Brunichild und Fredegund vor der Kirche, wo es darum gegangen war, welcher der beiden als der Ranghöheren der Zutritt als Erster zustand. Eine alberne Geschichte. An die Entführung eines Kindes erinnerte sich niemand. Mit jedem Tag, der ergebnislos verstrich, verdichtete sich der ganze Jammer eines Jahres bis zu tiefer Verzweiflung. Wo war Felix? Was war aus ihm geworden? Es musste eine Antwort auf diese Fragen geben. Hier, in dieser Stadt. Chalon kam ihm vor wie in Nebel gehüllt, in einen Nebel der Verweigerung, der Täuschung, den er zu durchdringen suchte, um dahinter die Wahrheit über seinen Sohn herauszufinden.
    Nach der ersten Woche besuchte er einen der großen Händler zum zweiten Mal, denn er hatte ihm von den Filzstoffen erzählt, von denen er Proben mitgenommen hatte, und der Mann hatte Interesse gezeigt.
    Nikomedes rieb den Stoff, zerrte und dehnte ihn, ließ von einem Sklaven eine Kanne Wasser bringen, goss Wasser über das Stoffstück und sah zu, wie die Tropfen sauber abperlten, ohne in das Gewebe einzudringen.
     „Nicht übel“, urteilte er schließlich, „gar nicht übel. Aber viel zu steif. Was soll man damit anfangen?“ Er seufzte und legte den Stoff auf ein Tischchen neben sich, wo schon andere Filzstücke lagen.
    Als gewiefter Verkäufer ließ sich Wittiges nicht täuschen. Der Mann hatte angebissen.
    „Das musst du wissen. Ich biete dir den Stoff nur einmal an. Glaub mir: Ich habe genügend Nachfrage und bin auf dich nicht

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