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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Ohrs zwei Finger an den Hals und war einigermaßen beruhigt, als er den Pulsschlag spürte, der allerdings sehr unregelmäßig war. Nikodemus war zwar nicht tot, dennoch machte sich Wittiges nun große Sorgen um ihn. Schließlich  hatte er ihn nicht umbringen wollen.
    Leise Geräusche verrieten ihm, dass sich im Haus jemand regte, daher konnte er nicht länger bleiben, ohne Gefahr zu laufen, entdeckt zu werden. Er warf noch einen Blick auf das Schwert und den Gürtel und huschte hinaus.
    Es war der Vorabend von Karfreitag, die Stadt lag wie ausgestorben da, in schweigendes Dunkel gehüllt wie im Vorgefühl großen Unheils. Am Gründonnerstag hatte Christus die dunkelnsten Stunden seines Lebens durchlitten, und alle Christen nahmen daran Anteil, tauchten ein in seine unermessliche Verzweiflung, die am Karfreitag mit dem Tod am Kreuz eine letzte Steigerung erfahren sollte. Es war der alljährliche Weg durch die Finsternis, an dessen Ende das triumphale Licht der Auferstehung leuchten würde.
    Guntram hatte Wittiges beim Abschied zu den Feierlichkeiten in seine neue Kirche eingeladen. Wittiges hatte nicht vorgehabt, der Einladung Folge zu leisten, und nachdem er Nikomedes im Bett überfallen hatte, musste er erst recht schleunigst die Stadt verlassen. Ansonsten riskierte er, für seine Tat zur Rechenschaft gezogen zu werden. Dennoch drängte es ihn, etwas für Nikomedes zu tun, er durfte ihn nicht einfach aus seinen Gedanken verbannen und abreisen.
    Nach kurzem Nachdenken machte er sich auf den Weg.
    Der Gang durch die finstere Stadt war nicht ungefährlich, und er hatte keine allzu genaue Erinnerung, wo der jüdische Arzt wohnte, den er beim letzten Besuch in der Stadt kennengelernt hatte. Aber schließlich fand er das Haus. Im Türrahmen oben an der rechten Seite war ein winziges Kästchen eingelassen, ein jüdisches Glaubenszeichen, und daran erinnerte er sich.
    Er ließ den schweren Klopfer gegen die massive Tür fallen.
    Nichts rührte sich. Eigentlich war das zu erwarten gewesen. Aber so rasch gab er nicht auf. Unheil verkündend dröhnten die Schläge durch die Nacht. Endlich, in einer Lauschpause, hörte er Schritte, die sich der Tür von innen näherten.
    Trotz der späten Stunde war der Jude vollständig bekleidet. Hatte er sich noch rasch angezogen? Aus dem Flur wehte ein würziger Duft heran. Der Arzt hielt eine Kerze in der Hand, deren Licht in der Zugluft flackerte und jeden Moment zu verlöschen drohte.
    Der Mann sagte nichts, sondern starrte Wittiges nur wachsam an, die Lippen fest aufeinander gepresst.
    „Ich brauche deine Hilfe“, stieß Wittiges rasch hervor. „Bitte, begleite mich zu einem Kranken.“ Sollte er Nikodemus sofort erwähnen? Er hatte vor, den Arzt bis vor die Tür des Händlers zu begleiten, anzuklopfen und ihm alles Weitere zu überlassen, während er sich aus dem Staub machte.
    „Nein.“ Die Tür, nur einen Spalt breit offen, begann sich zu schließen.
    Wittiges drückte mit einer Hand dagegen. „Du musst mit mir kommen!“, forderte er lauter als beabsichtigt.
    Jetzt zeigte sich deutlich Furcht in dem schmalen, bärtigen Gesicht vor ihm. „Auf keinen Fall.“
    „Aber du musst dich um einen Mann kümmern, der ohne deine Hilfe stirbt. Selbstverständlich bezahle ich dich.“
    Hinten im Flur tauchte ein kleiner Junge auf. Mit beiden Händen hielt er einen Schürhaken umklammert.
    „Vater?“, rief er mit hoher, ängstlicher Stimme.
    Angesichts des mutigen Kleinen, der seinem Vater beispringen wollte, wurde Wittiges höchst unbehaglich zumute.
    Mit mehr Nachdruck als zuvor versuchte der Arzt, die Tür zu schließen, aber nun stemmte sich Wittiges mit aller Kraft dagegen, zwang sie weiter auf und schlüpfte in den Flur. Schreiend stürzte sich das Kind auf ihn, das Eisen hoch erhoben. Wittiges sprang zur Seite und ließ den Schlag ins Leere fahren. Bevor sich das Kind fassen konnte, hatte er den Schürhaken gepackt und ihn an sich gerissen.
    „Du brauchst keine Angst zu haben“, keuchte er, „du nicht und niemand hier im Haus. Vor allem dein Vater nicht. Ich will ja nur Hilfe von ihm.“
    Der Junge flüchtete zu seinem Vater, der schützend die Arme um ihn legte.
    „Bitte, beruhigt euch beide“, fuhr Wittiges flehend fort. „Und bitte, sag mir deinen Namen.“
    „Dich kenne ich doch“, sagte der Jude auf einmal. „Du warst letztes Jahr schon hier.“ Er musterte Wittiges eingehend und nickte, als wollte er seine Feststellung bestätigen. „Ich bin Samuel, der Arzt. Ja,

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