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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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sie zerbrechen so leicht. Oder es liegt am neuen Müller. Am besten, wir schmeißen den Kerl raus. Warum reitest du nicht Bauto? Wo ist er überhaupt?“ Pontus schob Wittiges von sich und schaute kurz dem Knecht nach, der die Stute in den Stall führte. Wittiges antwortete nicht, da packte ihn Pontus an den Schultern. Die beiden Männer sahen sich an und Pontus schien einiges in Wittiges Augen zu lesen, das seine Laune merklich dämpfte. „Erzähl’s mir später“, murmelte er. „Jetzt komm erst einmal hinein.“ 
    Auf dem Weg zum Haus wandte sich Wittiges nach dem Jungen um. Er stand immer noch im Eingang.
    „Was ist mit ihm?“ Wittiges deutete auf das Kind.
    „Wann immer er kann, kommt er her und fragt nach Felix. Armer Kerl.“
    „Was ist mit Felix?“ Auf einmal wurde Wittiges von einer schrecklicher Furcht ergriffen.
    „Später. Iss und trink erst einmal. Du musst doch halb verdurstet sein.“
    „Ich will wissen, was mit Felix ist: Jetzt!“
    Aletha war zu Theodos Hof hinübergeritten und wurde nicht vor dem Abendessen zurückerwartet, so hatte Wittiges Gelegenheit, vorerst mit Pontus allein zu sprechen. Anfangs stockend und allmählich flüssiger berichtete er diesem in möglichst ruhigem Ton das Wesentliche über seine Mission zu den Awaren.
    Was das Schicksal Bautos betraf, teilte er nur dessen Tod mit und weigerte sich, nähere Erläuterungen abzugeben. Der Hengst hatte die Reise nicht überlebt, mit dieser Erklärung mussten sich Pontus und alle anderen, die noch fragen sollten, zufriedengeben.
    „Ein Unfall? Oder war’s im Kampf?“, fragte Pontus dennoch.
    Statt zu antworten, starrte Wittiges ins Leere. Er brachte es nicht über sich, sich in eine Lügengeschichte zu flüchten, außerdem fühlte er sich auf einmal so erschöpft, dass ihm nicht einmal eine einfiel.
    Auch Pontus hatte an dem kleinen Hengst gehangen. Er strich sich über das stoppelige Kinn, äugte forschend zu Wittiges hinüber und nickte schließlich. „Wie du meinst. Hast du die Falben auf der Weide gesehen? In ihnen lebt er weiter“, bemerkte er nachdenklich. „Und er hatte nicht mehr allzu viele Jahre vor sich.“
    Das war wohl als Trost gemeint. Zum Glück hakte Pontus nicht noch mal nach. Später sicher, darauf konnte Wittiges wetten. Abgesehen davon würde sich die Wahrheit ohnehin herumsprechen, dafür würden die Knechte und Krieger sorgen, die ihn auf der Reise begleitet hatten.
    Sie saßen in einem kleinen intimen Innenhof mit überdachtem Umgang, auf den die Schlafgemächer der Familienmitglieder hinausgingen. Eine junge Sklavin, der Wittiges kaum einen Blick schenkte, bediente sie mit der Unauffälligkeit und Umsicht, die Aletha sie gelehrt hatte, und zog sich dann auf einen Befehl von Pontus zurück. In der Hofmitte plätscherte ein Brunnen, der von der Leitung gespeist wurde, welche die ganze Villa mit Wasser aus einer Quelle versorgte, die einige Meilen entfernt einer Anhöhe im Wald entsprang. Die alte Leitung, die im Wesentlichen noch aus der Römerzeit stammte, war das Erste, was sie vor elf Jahren, als Wittiges das Gut übernommen hatte, instand gesetzt hatten. Jedes Mal, wenn er nach einer Reise das Wasser plätschern hörte, musste er an diesen ebenso mühseligen wie hoffnungsfrohen Beginn denken. Diesmal mit tiefer Wehmut.
    „Es tut mir leid, dass Felix nicht hier ist.“ Pontus schlug Wittiges sacht aufs Knie. „Aber ich denke, Brunichild wird gut auf ihn achtgeben.“
    Inzwischen hatte Wittiges von Felix’ Reise nach Chalon erfahren. Sie passte ihm ganz und gar nicht, obwohl er nicht hätte sagen können, warum. Es war mehr als die Enttäuschung, seinen Sohn bei der Ankunft nicht vorzufinden.
    „Ja, sicher“, murmelte er matt.
    „Was bedrückt dich sonst noch?“, fragte Pontus in seiner unverblümten Art.
    Wittiges schrak zusammen. „Nichts, ich bin bloß müde. Und reicht es nicht, dass Gogo und die anderen vom königlichen Rat glauben, ich hätte versagt? Ich glaube es ja selbst“,  bekannte er mit einem Anflug von Sarkasmus. „Wenn du erlaubst, zieh ich mich für eine Weile zurück.“
    Wittiges stand auf, kam aber nicht weit. Aletha trat in den Hof, sah ihn, stockte und rannte die letzten Schritte auf ihn zu.
    Ganz sacht drückte etwas Wittiges’ Herz zusammen.
    „Ich wusste, du kommst heil zurück“, stammelte sie, Tränen der Freude in den Augen.
    Zögernd nahm er seine Frau in die Arme, presste sie dann aber fest an sich. Als sie sich von ihm freimachte und ihn überglücklich

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