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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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entdeckte, bei der sie schließlich ihr Lager aufschlugen. Ulf verfügte offensichtlich über die Augen und Ohren eines Luchses und bewegte sich im Wald völlig geräuschlos.
    „Warum schläfst du nicht?“, fragte Wittiges. „Du hast morgen einen langen Heimweg vor dir.“ Er war immer noch wütend auf den Jungen. Einer der Knechte würde ihn nach Hause begleiten müssen, das hieß, für die weitere Reise auf diesen Mann zu verzichten. Außerdem fragte er sich, ob die beiden das Schmiededorf jemals erreichen würden, ohne in einen Hinterhalt zu geraten.
    „Ich geh nicht zurück“, bekannte Ulf entschlossen. „Nimm mich mit - oder ich verschwinde. Dein Knecht kann nicht ständig auf mich aufpassen.“ Eine Fülle sandfarbenen Haars, das er für einen Unfreien viel zu lang trug, fiel ihm ins Gesicht und verdeckte die immer noch blau angelaufene Wange.
    „Dann bringt er dich eben gefesselt nach Hause“, erklärte Wittiges leidenschaftslos.
    „Lieber sterbe ich.“ Ulf sagte das so trocken und dennoch überzeugend, dass es Wittiges kalt überlief.
    Von der Schwellung abgesehen, sah das Bürschchen recht ansehnlich aus. Für einen Jungen seines Alters hatte er ungewöhnlich breite Schultern und seine fließenden, kraftvollen Bewegungen ließen den athletischen Kämpfer erahnen, der aus ihm werden würde. Ein wirklich attraktives Kind, dabei meist freundlich und offen.
    „Du kehrst morgen heim, glaub mir“, gab Wittiges barsch zurück.
    „Ich sterbe lieber als, als ...“ Ulf suchte nach Worten.
    Wittiges war schon aufgefallen, dass Ulfs Sprache eher schlicht war, der einzige Makel an ihm. Aber vielleicht sprach selten jemand mit ihm. Otho bellte sicher nur Befehle oder raunzte das Kind an, wenn er es nicht schlug. Rasch packte er den Jungen im Nacken.
    „Das wollen wir doch mal sehen.“ Dann wusste auch er nicht weiter. Ulf hielt sich überraschend still, und so schaute auch Wittiges auf die andere Seite des Feuers hinüber. Samur hatte sich aufgesetzt und beobachtete die beiden, die Mundwinkel in einem eigentümlichen Grinsen verzogen.
    „Bei den Awaren“, sagte er mit schwerer Stimme, „wird aus Junge früh ein Mann. Ich kaufe Jungen, ist guter Sklave.“
    Als Felix erwachte, war der Tag schon angebrochen. Jemand hatte ihn auf eine Pritsche gelegt und mit einer Decke zugedeckt. Sobald er sich regte, trat jemand an sein Lager heran und hieß ihn mit einem Wink aufstehen. Hastig zog er sich an, seine Kleidung lag auf einem Schemel neben dem Bett bereit.
    Unter ständiger Bewachung verbrachte er die nächsten Tage im Pferdesattel und die Nächte auf abgelegenen Landgütern. Nachts wurde er sogar gefesselt, aber sonst in Ruhe gelassen. Die Landschaft, durch die er kam, war ihm völlig unbekannt. Ab und zu sah er durch das Buschwerk am Straßenrand hindurch einen breiten Fluss glänzen, der mächtige Schleifen zog, an den sie aber nie näher heranritten. Und endlich, eine Woche nach seiner Entführung, erreichten er und seine Bewacher eine Villa am Hang eines kleinen Hügels, von dem aus er eine große befestigte Stadt erblickte. Inzwischen sprach einer der Männer hin und wieder auf Fränkisch mit ihm und hatte ihn sogar nach seinem Namen gefragt. Aber darauf hatte er nicht geantwortet. Was hätte er denn antworten sollen? Felix oder Bertho? Er hätte ihnen gern erklärt, dass er nur der Sohn eines anstrustios sei und nicht der kleine König von Austrasien. Falls sie ihm glaubten, würde das seine Chance, zu überleben, erhöhen? Daran hatte er entschieden Zweifel.
    Die Männer brachten ihn in einem Zimmer unter, das auf einen hübschen Innenhof hinausging, und der ihn an Zuhause erinnerte. Vor der Tür stand ein Wachtposten, und zwei weitere hielten sich beständig im Hof auf, an ein Entkommen war nicht zu denken. Abends brachte man ihm etwas zu essen, danach führte man ihn in einen großen Saal und hieß ihn dort auf einem Scherenstuhl Platz nehmen. Zu den Männern, die er kannte, waren weitere hinzugekommen. Sie unterhielten sich, warfen ab und zu einen Blick auf ihn und sprachen weiter. Schließlich hörte er eine Stimme aus dem Vorraum dringen und sprang auf.
    „Alexander!“, schrie er. „Ich bin hier!“
    Der große schlanke Mann, der eintrat, war tatsächlich sein Onkel, der Bruder seiner Mutter. In seinem Haar zeigten sich erste Silberfäden, dabei war er erst knapp über dreißig. Ein sehr gut aussehender Mann, der lange am Hof von Toledo gelebt hatte und dort eine Stellung als hoch geachteter

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