Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
Vom Netzwerk:
Verhandlungen begleitet hatte, wegen des Todesurteils zürnte.
    „Ich fange an, zu glauben“, sagte dieser stattdessen auf dem Rückweg, „dass du allmählich deinen Verstand wiederfindest.“ Und als Wittiges vor Überraschung nichts darauf erwiderte, fügte er hinzu: „Der Mann hat wegen seiner Frau keine Träne vergossen, und der andere hat nur bekommen, was er verdient hat. Du weißt, ich hasse das Töten, aber diesmal war es richtig.“
    Als sie den großen Innenhof betraten, kam ihnen Aletha, auf Violas gestützt, mit schleppenden Schritten entgegen. Erst durchzuckte Wittiges eine wilde Freude, dann schaute er genauer hin, rannte auf sie zu, hob sie hoch und trug sie zurück ins Haus. Dort bettete er sie behutsam auf eine Liege. Er setzte sich zu ihr. „Lass das“, raunte er ihr zu. „Ich will nicht, dass du dich meinetwegen auf die Füße quälst.“
    „Dann mach dich auf die Suche nach Felix“, murmelte sie und legte den Kopf an seine Schulter.
    Abends suchte Viola ihn auf- zur blauen Stunde, bevor die Dämmerung das Tageslicht endgültig auslöschte. Wie immer zu dieser Zeit klang das Plätschern des Brunnens wie Musik, und die Rosen dufteten in betörender Intensität. Auch Viola duftete, sie hatte sich in ein Gewand aus leichtestem hellgelbem Leinen gehüllt, das sich bei jedem Schritt an ihre langen, wohlgeformten Beine schmiegte. Ein Gürtel aus bestickter Seide saß hoch unter der Brust und betonte die weiblichen Rundungen. Aus der Frisur, einem komplizierten, oben auf dem Kopf mit Seidenbändern zusammengehaltenen Gebilde, ringelten sich einzelne Locken bis auf die nackten Schultern herab.
    „Was willst du?“, fragte er abwehrend. „Schickt Aletha dich?“
    „Nein, ich komme aus eigenem Antrieb.“
    „Dann geh gleich wieder.“ Er vermied es, sie noch einmal anzusehen. Ungerührt setzte sie sich neben ihn.
    „Du machst es ihr nicht einfacher. Weder das Leben noch das Sterben“, sagte sie mit ruhiger Stimme. So ernst, so gefasst kannte er sie gar nicht. „Du kannst nur noch eines für sie tun: such Felix. Besser heute als morgen. Das würde auch Pontus sagen, wenn du ihn fragst.“
    Sobald er die Augen schloss, hatte er das Gefühl, dass sein Leben an ihm vorüberzog, das glückliche Leben, das er hier geführt hatte und das nun vorbei war. Es stimmte, sie hatte recht. Es war höchste Zeit, sich auf die Suche zu machen.
    „Wirst du hierbleiben und dich um sie kümmern?“
    Viola lachte. „Na, hör mal, wohin sollte ich denn? Ohne Cniva und Alexander halte ich es auf Theodos Hof nicht aus. Wann reist du ab? Und glaub mir, Pontus und ich, wir tun alles, was in unseren Kräften steht, damit Aletha das Unglück überlebt und wieder zu Kräften kommt. Ich hab von meiner Großmutter Barchild einiges gelernt.“
    Wittiges lauschte dieser weichen warmen Stimme, die ihm unendlich wohltat und ein wenig Frieden schenkte. Unverdienterweise hatte er noch immer Verbündete, das hatte er vergessen. „Ich reise morgen ab.“ Er stand auf und lächelte Viola ruhig an. „Und jetzt geh ich und sag es Pontus.“ Auf einmal war es ihm völlig unverständlich, dass er die Suche nach seinem Sohn so lange aufgeschoben hatte. Allerdings wusste er nur zu gut, wie gering die Chance war, überhaupt eine Spur von ihm zu finden. 
    Am nächsten Morgen erklärte Samur überraschend, ihn begleiten zu wollen, um Königin Brunichild seine Aufwartung zu machen. Gern hätte Wittiges die Begleitung abgelehnt, fand aber keinen vernünftigen Grund dafür. Als er nachfragte, ob ihn Gogo nicht zurückerwarte, zuckte Samur die Schultern und erklärte, in seinen Entscheidungen völlig frei zu sein. Er gehe, wohin er wolle.
    Noch am Abend hatte Pontus drei Knechte ausgewählt, die sich während der Reise um Schutz, Quartiere, Gepäck und Pferde kümmern sollten. In Chalon würden sie umkehren, da Wittiges sich allein besser in der Lage glaubte, etwas über Felix herauszufinden. Von früheren Handelsreisen kannte er die Stadt flüchtig. Er setzte darauf, dass die dortigen Kaufleute genau wie die Händler anderswo über das Kommen und Gehen in der Stadt bestens unterrichtet waren.
    Bei Sonnenaufgang brachen er und die Männer auf. Sie wandten sich direkt nach Süden, um die Seine zu erreichen und ihrem Lauf zu folgen, der in die richtige Richtung wies. Leider war die Straße, die sie zunächst nehmen mussten, nur ein holpriger Karrenweg, der sich durch tiefen Wald schlängelte. Wittiges hoffte, vor Einbruch der Dunkelheit ein

Weitere Kostenlose Bücher