Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
Vom Netzwerk:
an einer Beerdigung teilgenommen ...“ Wie konnte er unverfänglich nach der Awarin fragen?
    Unverkennbar blitzte Neugier in Samurs schwarzen Augen auf und ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
    „Du denkst an Pferd? Dein Pferd?“
    Sicher hatte irgendwer Samur nicht nur von der Beerdigung, sondern ebenso von Bautos Opferung erzählt.
    „Auch“, antwortete Wittiges. „Dabei weiß ich nicht mal, für wen ich mein Pferd geopfert habe. Ich kenne ihren Namen nicht.“
    Samur nickte.
    „Erst Pferd, dann Sohn. Du hast um Sohn geweint? Mein Vater hat viele Söhne, du nur einen.“
    Hatte der Aware ihn nicht verstanden? Kaum denkbar. Wittiges nahm an, dass er absichtlich nicht auf seine Frage geantwortet hatte. Wie ungeheuer gern hätte Wittiges in diese glatte, höflich kalte Miene geschlagen. Aber er beherrschte sich. Sein Widerwille gegen den Awaren war unwürdig, der Mann hatte ihm keinerlei Anlass dazu gegeben. Im Gegenteil, er hätte sich höflich dafür bedanken sollen, dass er ihm die Pferde gebracht hatte, das unerwünschteste Geschenk, das er je erhalten hatte. Es war eine groteske Situation, in die sie beide verstrickt waren. Und es ließ sich nicht leugnen, dass Samur etwas in ihm auslöste, das über Widerwillen oder Abscheu hinausging. Der Mann hatte etwas Unergründliches an sich, das ihn in tiefe Unruhe versetzte. Hätte er bloß gewusst, was in diesem fremden Geist vorging.
    „Wer hat dir mitgeteilt, dass Felix entführt wurde? Könnte es sich nicht auch Bertho handeln, den kleinen König?“
    Samur neigte den Kopf und dachte offensichtlich erst einmal nach. „Alle sollen denken, Bertho entführt. Ich hab dux Gogo gehört, er vergessen, ich verstehe manches. Ich bin sicher: Felix ist entführt, nicht Bertho. Bote Königin Brunichilds, der Nachricht gebracht, ich hab später selber gesprochen, er liebt sehr Awarengold.“
    Um Samurs Hals lag ein Goldring, der vorn in Drachenköpfen auslief. Der Gürtel des Mannes war reichlich mit barbarischen Goldornamenten besetzt und die Schwertscheide vollkommen mit punziertem Goldblech beschlagen. Allerdings hatte Samur bei seinem Eintreffen am Tag zuvor einen schlichten dunklen Umhang über der Pracht getragen statt seines alten stinkenden Fellmantels. Den Umhang musste er in seiner Kammer gelassen haben. Samur war ein Prinz, das hatte Wittiges fast vergessen, ein offenkundig reicher Prinz. Wieso hatte er sich dazu herabgelassen, die Aufgabe eines Knechts zu übernehmen und die Pferde zu überbringen? Und auf der Reise nach Metz hatte er Fränkisch schon besser gesprochen, ein Mann voller Überraschungen.
    „Was du tun jetzt?“
    Wittiges runzelte die Stirn. „Nun, was wohl? Ich geh auf die Suche nach meinem Sohn. Wie du richtig erwähnst hast, habe ich nur den einen, da lohnt sich der Aufwand.“
    Samur nickte bedächtig. „Dann viel Glück.“ Es schien, als wollte er noch etwas hinzufügen, aber da stupste ihn das Pferd an. Er begann es zu streicheln und in seiner Sprache mit ihm zu reden. Es klang sehr zärtlich.
    Pontus zeigte sich geradezu erleichtert über Wittiges’ Entschluss, sich persönlich auf die Suche nach Felix zu begeben, und Aletha drängte ihn, bald aufzubrechen. Sie wollte nicht, dass er ihretwegen auch nur einen Tag zögerte. Vielleicht gab ihr der Gedanke, ihn auf der Suche nach Felix zu wissen, ein wenig Kraft. Aber ihre Haut wurde immer durchscheinender, die Schatten unter ihren Augen tiefer. Jedes Mal aufs Neue erschreckte ihn ihr Anblick. Außerstande abzureisen, solange er keinerlei Hoffnung hegte, sie lebend wiederzusehen, hielt er endlich den überfälligen Gerichtstag ab und dachte zwischen den Verhandlungen beständig an sie und wie es wäre, wenn er wieder wochenlang fernblieb. Das Gericht tagte unter einer alten Eiche am Rand des Mühldorfs. Um unliebsame Zwischenfälle zu verhindern, hatte Wittiges einige schwer bewaffnete Knechte mitgebracht, die ringsum Aufstellung nahmen. Auf die Verhandlung der kleineren Streitigkeiten folgte die des einzigen schwerwiegenden Falls.  
    Den Mann, der die Frau seines Nachbarn erst vergewaltigt und dann getötet hatte, ließ Wittiges an Ort und Stelle aufhängen. Das Angebot einer Wergeldzahlung wischte er wegen der doppelten Missetat beiseite, ebenso den Protest des Mannes, der auf das Geld gehofft hatte. Kalt drohte er ihm, ihn von seinem Land zu verjagen, wenn er keine Ruhe gäbe. Damit war der Gerichtstag beendet. Wittiges hatte damit gerechnet, dass ihn Pontus, der ihn zu den

Weitere Kostenlose Bücher