Der Hüter des Schwertes
und deutete auf die zwei Soldaten, die ihm am nächsten standen. Ein Lichtblitz, heller als die Sonne, entsprang seiner freien Hand – nicht der, in der er den Stock hielt – und schoss den beiden Soldaten ins Gesicht. Sie waren geblendet, ließen die Schwerter fallen, rissen die Hände vor die Augen und schrien.
Der letzte Soldat zog sich in die Ecke neben der Theke zurück, weil er sich plötzlich in der Unterzahl fand. Conal, der dort vor einem Bier saß, witterte seine Chance und schlug dem Mann mit seinem schweren Bierkrug auf den Kopf. Der Soldat ging zu Boden wie ein Sack Kartoffeln; das Bier spritzte umher.
Conal blickte traurig auf die Spritzer. »Dieses Bier sehe ich nie wieder«, seufzte er.
Martil schenkte ihm keine Beachtung und drehte sich stattdessen zu Barrett um. »Ich danke dir für deine Hilfe«, sagte er freundlich. Wie immer nach einem Kampf war sein Zorn verraucht.
»Und ich danke dir für deine«, grummelte der Zauberer, der sich auf seinen Zauberstock stützte.
Martil hielt inne, weil er nicht wusste, was er jetzt tun sollte. Die Soldaten zu attackieren hatte ihm eine ganz neue Größenordnung von Problemen eingebrockt. Zunächst einmal konnte er nicht mehr in dem Gasthaus übernachten. Und was würde die Miliz unternehmen? In der lokalen Vertretung waren genug Männer, um für reichlich Ärger zu sorgen.
»Wir sollten gehen. Die Männer werden nicht mehr lange blind sein, und dann wirst du wieder kämpfen müssen!«, warnte ihn Barrett. »Ich will nicht abermals meine Kräfte verschwenden.«
Martil stimmte ihm zu. Er griff nach Karia, und sie rannten nach oben.
»Lasst euer Gepäck hier! Dafür haben wir keine Zeit!«, rief Barrett scharf, doch Martil ignorierte ihn. Karia klammerte sich an ihn; er musste oben noch das hakelige Türschloss öffnen, bevor er ins Zimmer stürmte und mit der freien Hand seine schweren Satteltaschen packte. Er rannte hinunter und in den Hinterhof zum Stall, wo Conal hektisch versuchte, seinen Esel zu satteln. Barrett führte ein schwarzes Pferd mit einem Sattel, wie ihn die Soldaten benutzten, aus dem Stall.
»Die hättest du besser hiergelassen. Taschen und Lebensmittel lassen sich überall beschaffen«, sagte Barrett.
»Nicht solche wie die«, antwortete Martil und setzte sowohl das Kind als auch die Taschen ab, um Tomon zu satteln.
Er hatte schon zahllose Male ein Pferd gesattelt, doch zu wissen, dass jeden Augenblick ein Dutzend von Havrick aufgehetzte und gewaltbereite Milizsoldaten auftauchen konnten, reichte aus, um diese Aufgabe plötzlich zu einem sehr schwierigen Unterfangen zu machen. Die Schnallen wollten nicht richtig schließen, Tomon wollte nicht stillhalten. Martil musste sich auf die Zunge beißen, um nicht zu fluchen.
»Wohin gehen wir?«, fragte Karia. Martils Stimmung hatte auf sie übergegriffen. Sie hatte Angst.
»An einen sicheren Ort. Ich werde euch dorthin führen«, sagte Barrett beruhigend.
Endlich war Martil fertig, und sie verließen den Hof des Gasthauses. Barrett ritt voraus, Conals Esel war so schnell, wie es seine kurzen Beine zuließen, und Karia saß wie gehabt vor Martil auf Tomon.
»Etwas langsamer jetzt«, schlug Conal vor, als sie sich dem Tor des Dorfes näherten.
»Was?«, fragte Barrett.
»Es wird selbstverständlicher wirken, und man wird nicht versuchen, uns aufzuhalten«, erklärte Conal.
Die Wachposten am Tor waren zwei Männer der Miliz und wandten die Blicke kaum von ihrem Feuer ab, als die Männer und das Mädchen an ihnen vorbeiritten. Conals Vorschlag erwies sich als wohlüberlegt, aber so langsam zu reiten, war unvorstellbar entmutigend.
»Ich glaube, es ist Zeit, wieder etwas schneller zu werden«, sagte Barrett leise.
Eine Sekunde später ertönte der befürchtete Ruf: »Ihnen nach!«
Martil blickte sich um und sah, wie Havrick und ein Dutzend Milizsoldaten durchs Tor kamen. Aber keiner von ihnen saß auf einem Pferd, und glücklicherweise hatte keiner einen Bogen. Sie hielten Ausschau und suchten nach Spuren, bis Havrick ihnen befahl, ihre Pferde zu holen und die Flüchtigen zu verfolgen. Martil drängte Tomon in einen nicht zu schnellen Trab, und sie verschwanden hinter einer Kurve, noch bevor die Milizsoldaten einen Trupp zu ihrer Verfolgung zusammengestellt hatten.
»Sie können uns nicht einholen«, sagte Martil zuversichtlich und blickte zu Conal, den es viel Mühe kostete, Noxie Schritt halten zu lassen. »Es sei denn, es wird eine längere Verfolgungsjagd.«
»Es ist nicht mehr
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