Der Hüter des Schwertes
weit«, sagte Barrett.
Tatsächlich ritten sie nur etwa eine Meile die Straße entlang, bis sie einen schmalen, augenscheinlich nur selten benutzten Pfad erreichten.
»Hier entlang«, drängte Barrett.
Sobald auch Conal die Straße hinter sich gelassen hatte und sie auf dem schmalen Pfad ein paar Pferdelängen weitergekommen waren, drehte Barrett sich um und machte eine Handbewegung in Richtung Straße. Sofort verschwanden die Hufabdrücke, und Gras wuchs auf der blanken Erde; die kleinen Büsche zu den Seiten des Pfades wurden größer und wuchsen zu einem riesigen Busch zusammen, sodass man den Pfad von der Straße aus nicht mehr sehen konnte.
Es ging etwa eine weitere Meile den Pfad entlang, der in sehr vielen Kurven und Windungen leicht anstieg, bis sie eine große Hütte erreichten. Inzwischen war der Zauberer auf seinem Pferd zusammengesackt und hing am Hals des Tieres. Er streckte die Hand aus und öffnete so die Tür der Hütte, die keinen Griff hatte.
»Hier sicher. Weckt mich morgen«, nuschelte er, schlief ein und rutschte wie ein nasser Sack von seinem Pferd.
Conal kümmerte sich um die Pferde, während Martil erst Karia und Barrett und anschließend seine Taschen in die Hütte brachte. Dort war es überraschend sauber und gemütlich. An der Wand standen ein paar Betten, ein großer Tisch mit Stühlen nahm die Mitte des Raums ein, und diverse Küchenschränke umrahmten eine Feuerstelle an der gegenüberliegenden Wand. Es roch frisch, sauber und ganz leicht nach Lavendel. Martil legte den Zauberer auf ein Bett, die aufgeregte Karia in das andere und entfachte ein Feuer. Er machte sich gerade Gedanken darüber, was sie nun machen sollten, als Conal hereinkam.
»Ich weiß, dass wir abseits der Straße sind und der Pfad versteckt ist, aber was, wenn sie den Rauch riechen?«, fragte Conal warnend.
Martil fluchte und machte das Feuer aus. »Gut mitgedacht.«
»Nun ja, ich habe in meinem früheren Gewerbe das ein oder andere Mal Verfolger abschütteln müssen«, gab Conal zu.
»In deinem früheren Gewerbe? Und was tust du jetzt?«, fragte Martil lachend.
»Jetzt bin ich ein Held. Zauberer retten, Soldaten bewusstlos schlagen. Alles im Laufe eines Arbeitstages.«
Martil schenkte ihm keine weitere Beachtung und fand ein paar Öllampen, die ohne Rauch für Licht sorgen würden.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Conal.
»Wir warten darauf, dass er aufwacht. Wenn er der Magier der Königin ist, dann kann er uns bestimmt helfen, es zur Königin zu bringen«, stellte Martil fest.
»Oder uns in einen Kerker sperren. Einen Tag benehme ich mich anständig, und abends bin ich schon wieder auf der Flucht!«
»Sieh die Dinge mal von meinem Standpunkt aus«, begann Martil. »Ich war unterwegs Richtung Norden, wo ich etwas Ruhe und Frieden finden und mir ein kleines Haus am Meer kaufen wollte. Jetzt habe ich das gesamte Heer eines rücksichtslosen Thronräubers im Nacken. Und all meine Hilfsmittel sind ein kleines Mädchen, das mich dazu zwingt, mit Puppen zu spielen; ein magisches Schwert, das mich tötet, wenn ich ihm nicht gehorche; ein schlafender Zauberer und ein einarmiger ehemaliger Bandit.«
»Du bist ein echter Glückspilz«, erwiderte Conal.
Sie verstummten, und Karia setzte sich in ihrem Bett auf.
»Kannst du mir etwas vorsingen? Aber jetzt ein anderes Lied. Das alte langweilt mich.«
Martil setzte sich neben ihr aufs Bett und versuchte sich etwas auszudenken. Ihm fiel nichts ein, also dachte er sich einige Zeilen aus.
»Schließ jetzt die müden Äugelein
Und tritt ins Reich der Träume ein.
Wach erst auf, wenn vorbei die Nacht,
Wach auf, wenn die Sonne lacht.
Schlaf nun, Karia, schönes Kind,
Schlaf schon ein und ganz geschwind!
Träume gut die ganze Nacht,
Liebes, bis der Tag erwacht.
Schließ fest zu die Äugelein
Und schlafe gut, mein Sonnenschein.«
Martil war angenehm überrascht, dass er sogar eine gewisse Melodie und ein paar Reime hinbekommen hatte, und noch überraschter, als er merkte, dass es funktioniert hatte und Karia eingeschlafen war.
Er drehte sich zu Conal um, der ihn mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck ansah.
»Was ist? Hast du noch nie jemanden etwas schief singen hören?«, fragte Martil finster.
Conal holte tief Luft, und ein Schauder überlief ihn. »Ich habe meinen Kindern früher auch Gutenachtlieder vorgesungen«, gab er schließlich zu.
»Wo sind sie jetzt?«
Conal zögerte, bevor er antwortete. Das war keine Geschichte, auf die er stolz war, aber
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