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Der Hueter und das Kind

Der Hueter und das Kind

Titel: Der Hueter und das Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Ziel schon erreichen würde - auf eine Weise, die er noch nicht zu verstehen imstande war, und geleitet von etwas, das in ihm war, ohne daß er es begriffen hätte.
    Da war so vieles in ihm, bereit, genutzt zu werden, und doch vermochte er es nicht zu tun. Weil seine Kraft noch längst nicht genügte, um all die Dinge zu beherrschen und all das Wissen zu begreifen und einzusetzen - doch zu welchem Zweck?
    Auch diese Erkenntnis spürte Gabriel in sich.
    Spürte sie ... mehr nicht.
    Wie gebannt hing sein Blick an Monte Cargano ...
    Mit jedem Quentchen fremder Energie, dessen er habhaft wurde, bröckelte die Schale um jene Geheimnisse in seinem Innersten ein kleines bißchen.
    Zu langsam!
    Gabriel setzte sich auf.
    Er erinnerte sich an die Anfänge. An die Zeit nach seiner Geburt, als er dem Schoße Mariahs entflohen war. Unmittelbar danach hatten ihn Energien genährt, die mit nichts anderem vergleichbar waren. Solcher Art mußten die Kräfte sein, die ihn nährten. Sie würden ihn reifen lassen in dem Maße, wie es sein mußte.
    Vampirische Kraft, vom dunklen Keim durchdrungen, brauchte er, wollte er! Er mußte ihre Quellen nur finden und sie ausschöpfen.
    Gabriel legte sich zurück, und diesmal schloß er die Augen.
    Er träumte, ohne indes zu schlafen. Im Traum sandte er den Wid-derköpfigen aus, auf daß er fand, wonach ihn gelüstete.
    Und die Trauminkarnation wurde fündig. In einer Stadt, die man Rom hieß. Nicht weit entfernt.
    Gabriel erhob sich, schlich ohne besondere Vorsicht aus dem Haus und über den Hof.
    Am Tor angelangt, blieb er noch einmal stehen, wandte sich um.
    Ein Schrei schnitt durch die Nacht, schwer von Schmerz und Trauer.
    Giuseppe Mazzano weinte um seine Frau, die just an völliger Entkräftung gestorben war.
    Gabriel fuhr mit den Fingern über sein Gesicht. Es war das eines acht- oder neunjährigen Kindes. Und sein Denken hatte sich verändert, ein klein wenig. Wissen erschloß sich ihm.
    Er hob den Blick, sah hinauf zum Kloster.
    »Ich komme wieder«, flüsterte er in die Dunkelheit hinein. »Denn du bist mein Ziel ...«
    Das zumindest wußte er. Was er an jenem Ziel zu tun hatte, wußte er nicht.
    Noch nicht .
    Vielleicht würde er es wissen, wenn er aus Rom zurückkehrte.
    Gabriel verschwand in der Nacht. Die Stadt am Tiber war nur einen Traum entfernt.
    *
    Indien
    Sahya Patnaik trieb Timots Leib unbarmherzig voran. Es kümmerte ihn nicht, daß die Menschen ihm schreiend Platz machten auf dem Weg zur Grand Trunk Road. Nur der Kelch war ihm wichtig.
    Der Kelch - und das, was er darin erspürt und berührt hatte. Ganz flüchtig nur. Weder die Moschee der Vampire noch die Straße wa-ren der rechte Ort, es weiter zu erforschen. Und erforschen wollte er es - o ja, nichts wollte er lieber!
    Selbst seinen eigenen Leib hätte er verschmäht, hätte man ihn vor die entsprechende Wahl gestellt. Denn Timots Körper taugte für das, was er zu tun hatte, ebenso gut. Es kam letztlich doch nur auf den Geist an, der darin wohnte und die Herrschaft führte.
    Und Timot schwieg.
    Weil die Kraft des »Erweckers« schier explodiert war und alles andere neben sich niedergekämpft hatte, als er das Fremde im Kelch ertastete - die Ahnung eines Geheimnisses, das größer war als alles, was er bislang erkundet hatte.
    Im Gral der Alten Rasse wartete eine Aufgabe auf ihn, die eines Magiers seiner Größe wahrlich würdig war.
    Und wenn es das Letzte war, das er je tat - diese Sache, diese Erkenntnis würde jedes Opfer wert sein .
    Patnaik ließ den fauligen Leib des Vampirs in das Haus an der Grand Trunk Road stürmen. Achtlos stieß er jene beiseite, die er sich zur Gesellschaft erschaffen hatte, und stieg die Treppe in die finsteren Kellergewölbe des Hauses hinab, wo er jenen Raum aufsuchte, in dem er seit jeher mit Vorliebe zu »operieren« pflegte.
    Das Gewölbe quoll über vor Gerätschaften und Instrumenten, deren bloßer Anblick einen normalen Menschen zumindest hätte frösteln lassen. Die steinernen Wände verschwanden hinter Regalen, die vollgestopft waren mit Tiegeln und Töpfen, in denen wiederum absonderlichste Mixturen vor sich hinstanken. Doch dieser Gestank war nichts im Vergleich zu dem, den die eingetrockneten Flüssigkeitsreste, die überall auf dem Boden und den Tischen klebten, absonderten.
    Die Treibhauswärme, die hier unten herrschte, trug ein Übriges dazu bei.
    »Perfekt«, murmelte Patnaiks Stimme aus fremdem Mund.
    Mit den Füßen schuf er in dem Durcheinander, das den Boden

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