Der Huf des Teufels (German Edition)
eurem Zimmer und habe interessante Dinge gefunden.«
Leif blickte entsetzt und völlig unbewusst auf den Schrank unter der Spüle, wo das Geld versteckt lag.
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Du bist völlig verrückt geworden. Wir waren es nicht«, sagte Leif laut. »Wir waren hier, als das alles passierte.« Das konnte ihn vielleicht noch retten.
»Wir beide wissen, dass dem nicht so ist. Leif, ich war bei euren Eltern. Ich glaube, ich verstehe, was das mit euch beiden ist, was euch verbindet. Aber du musst deinem Freund nicht ins Verderben folgen, hörst du? Du musst das nicht tun. Du bist frei. Du kannst entscheiden. Richtig oder falsch. Lasse ist dein bester Freund, er ist wie ein Bruder für dich, stimmt’s? Aber das heißt nicht, dass du dich für ihn opfern musst. Niemand muss sich für irgendwen opfern. Du bist nur für dich allein verantwortlich.«
Leif versuchte, das mit einem Lächeln abzutun, doch innerlich rang er um Fassung.
»Ihr habt es mit dieser Sache zu weit getrieben. Dabei solltet ihr am besten wissen, dass ein kleiner Fehler weitreichende Wirkungen haben kann. Ich weiß, dass auch der Tod von Simons Frau auf euer Konto geht.«
Das war ein mutiger Versuch von Shelly. Sie hatte mit Katja über Lasses Reitunfall gesprochen, und die Schilderungen legten eine derartige Vermutung nahe. Leifs Reaktion darauf zeigte ihr, dass sie richtiglag. Er wurde fast durchscheinend blass.
»Seine Mutter hat mir erzählt, dass Lasse auf Cleopatra geritten ist und sie ihn abgeworfen hat. Dabei brach er sich sein Bein. Sehr schmerzhaft so was. Ich kenne das. Das war genau zwei Wochen, bevor Simons Frau starb. Lasse war bis dahin schon wieder entlassen und musste sich jeden Tag selbst ein Mittel gegen Thrombose spritzen. Und nun haben wir diese Nadel gefunden. Eine Thrombose-Nadel. Lasse hält sich selbst für unfehlbar, also war er bestimmt richtig wütend auf Cleopatra. Er hat dem Pferd die Spritze aus Rache reingerammt und sie absichtlich abgebrochen, richtig? Was war mit Simons Frau? War die zufällig in der Box, oder hatte er mit ihr auch noch eine Rechnung offen? Das Pferd hat sie totgetrampelt, Leif. Saras Mutter. Zweiundvierzig Jahre alt.«
Leif war nachdenklich geworden. Völlig in Gedanken versunken, rief er sich die Erinnerungen an den Tag zurück.
»Das war Lasse, stimmt’s? Nicht du. Er ist es immer, und du hängst mit dran. Aber es ist außer Kontrolle geraten.«
Leif schüttelte den Kopf.
»Das Pferd zu vergiften, traue ich dir auch nicht zu. Dazu bist du zu schwach. Schwach im positiven Sinn.«
»Das stimmt alles nicht«, wehrte sich Leif. Es klang verzweifelt.
»Nein? Das ist alles nur Zufall? Ich weiß von der Firma Boltec & Co, ich weiß, wen ihr alles betrogen habt, wie viel Geld ihr kassiert habt, ich weiß, dass ihr Peter und Simon zu euren Sündenböcken machen wollt, ich weiß alles, Leif, den ganzen Plan. Und ich war bereits bei der Polizei. Die wissen auch alles. Also lüg mich nicht an, Junge! Du bist ein verdammtes Kind und zerstörst dein ganzes Leben und das vieler anderer. Du bist schuldig. Lasse ist schuldig. Und jetzt will ich, dass du reinen Tisch machst. Du musst zeigen, was du wirklich für ein Mensch bist. Du musst alles aufklären. Sag es endlich der Polizei.«
»Niemals. Niemals.«
»Du willst ihn schützen, das verstehe ich. Aber weißt du, ob er dich genauso schützen würde? Nein. Er würde nur sich selbst schützen, er würde dich ohne zu zögern verraten. Das würde er tun.«
»Niemals!«, schrie Leif und sprang auf.
»Ja, werd nur wütend. Du solltest wütend sein. Damit du endlich zur Polizei gehst und alles gestehst. Glaub mir, du wirst merken, dass es das einzig Richtige ist. Du entscheidest. Du musst dich selbst retten. Tu es, bevor er dich verrät.«
»Du kennst ihn überhaupt nicht.«
»Nein, aber ich weiß, was er getan hat. Und dass es schlecht ist. Dass er schlecht ist. Denk darüber nach. Ich lass dich jetzt allein.« Shelly erhob sich.
Leif stand in sich zusammengesunken da, starrte ins Nichts und sagte kein Wort mehr. Er hatte sogar Geraldine vergessen, die in ihrem Unterschlupf unfreiwillig Zeugin des Gesprächs geworden war.
»Shelly?«, hörte er Geraldine plötzlich in seinem Rücken fragen. Shelly, die die Türklinke noch in der Hand hielt, drehte sich überrascht um, als sie die fremde weibliche Stimme vernahm.
Geraldine kam unter dem Bett hervor. Ihre Augen waren rot und geschwollen und ihre Wangen nass von Tränen.
»Leif war
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