Der Huf des Teufels (German Edition)
habt gewonnen. Euer Plan ist aufgegangen.«
»Das ist eine Falle.«
»Nein, Lasse, leider nicht. Dafür ist es zu spät. Die Polizei glaubt mir nicht. Peter und Simon bleiben in Haft. Es wird Anklage gegen sie erhoben. Die Beweise waren zu, ähm …«
»Sie wiegen zu schwer«, half Lasse ihr aus.
»Ja, genau. Ich habe alles versucht, aber mich hast du ebenfalls erfolgreich ausgeschaltet. Ich habe heute Morgen sogar versucht, Leif zu überreden, dich zu verraten.«
Lasses Mundwinkel fielen herab. Er starrte sie aus Augen an, die unheimlich und düster glänzten. Eine tiefe, abgründige Schwärze lag darin.
»Aber was soll ich sagen? Leif würde sich lieber umbringen, als dich zu verraten. Keine Sorge, er hat nichts gesagt.«
Lasse entspannte sich etwas und atmete aus.
»Bei der Gelegenheit habe ich erfahren, dass Leif eine Freundin hat. Geraldine. Dank ihr weiß die Polizei jetzt auch, dass ihr ein Alibi habt. Sie hat inzwischen sicher alles zu Protokoll gegeben. Ihr habt’s geschafft.«
Lasse lächelte überrascht.
»Deshalb kamen die beiden heute zu spät?«
»Ja, du brauchst deinem Freund nicht böse sein. Auch wenn er vielleicht das Mädchen liebt. Du bist sein Freund. Du kannst ihm vertrauen.«
»Wow«, sagte Lasse, »ich hätte nie gedacht, so etwas mal aus Ihrem Mund zu hören.«
»Das denke ich mir. Ich bin schrecklich wütend auf euch beide, aber ich weiß, wann ich verloren habe. Also dann.«
»Es war mir ein Vergnügen, Marshall Stone.« Lasse lächelte breit. Shelly griff sich an einen imaginären Hut und ging. Lasse blieb stehen und sah ihr hinterher. Dann lief er in die Kantine. Alle saßen bereits am Tisch und aßen. Er nahm sich auch etwas vom Büfett und setzte sich dann Leif und Geraldine gegenüber. Sie sahen beide nicht richtig glücklich aus. Bei ihr ist das verständlich, dachte Lasse, man macht ja nicht jeden Tag eine Aussage bei der Polizei, aber Leif hätte erleichtert sein müssen. Hatte Shelly ihm doch eine Falle gestellt?
»Geraldine, wie war denn dein Morgen so?«
Sie sah ihn an und blickte dann zu Leif.
»Ich war bei der Polizei. Die hat mich über euch ausgefragt. Aber ich … ich hab gesagt, wie es gewesen ist«, flüsterte sie konspirativ.
»Gut«, lächelte Lasse. »Sehr gut. Lasst es euch schmecken.« Er stach mit der Gabel in das Fleisch und begann zu essen.
Vierzehn
Es war vier Uhr fünfundzwanzig, als der erste Vogel anfing zu singen. Die Luft war kühl, knappe sieben Grad. Tau lag auf dem Gras. Dünne Schleierwolken hingen wie Daunen am Himmel. Shelly erwachte aus einem merkwürdigen Traum. Als sie sich blinzelnd in Simons Wohnzimmer umsah, konnte sie sich nicht mehr an den Inhalt erinnern, nur an eine unglaublich schnelle Abfolge von Bildern, die zuckend vor ihrem inneren Auge vorbeigehuscht war.
Sara schlief noch oben in ihrem Zimmer. Shelly hingegen stand auf und zog sich an. Katja und Jülich hatten sich früh angekündigt.
Die Prüfungen begannen um acht Uhr. Es wurde eine Prüfungskommission von acht Personen erwartet. Jeder hier auf dem Hof machte sich Sorgen, dass Simons Verhaftung das Gestüt ruinieren könnte. Dieser Tag, so schön er auch begann, bedeutete viel für dieses Gestüt und lag wie eine schwere Last auf den Schultern aller Mitarbeiter.
Jülich war die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Als er gegen sechs Uhr dreißig vor der Tür stand, zeigten bräunliche Ringe unter seinen Augen, dass er kaum geschlafen haben konnte. Sara öffnete und ließ ihn ein. Am Wohnzimmertisch gingen sie zusammen mit Katja, die schon eine halbe Stunde früher eingetroffen war, den Ablaufplan für diesen Tag durch. Jeder Lehrling bekam eine praktische Aufgabe gestellt, die er in einer vorgegebenen Zeit lösen musste.
Um sieben Uhr rollten die Wagen der Mitglieder der Prüfungskommission auf den Hof. Sie alle hatten von Simons Verhaftung erfahren und schüttelten Jülich und Sara mit betretenen Mienen die Hand. Im Unterrichtsraum mit einer Tasse Kaffee in der Hand versammelt, sprachen alle fast ausschließlich von dem Erpressungsfall. Die Prüfung war, zumindest für sie, in den Hintergrund gerückt.
Ein Lehrling nach dem anderen wurde schließlich ins Zimmer gerufen und bekam seine Aufgabe zugeteilt, die er oder sie umgehend zu absolvieren hatte. Leif und Lasse standen als Vorletzte auf der Liste, Geraldine würde die letzte Prüfung absolvieren müssen. Das hieß, dass die drei noch bis zum frühen Nachmittag Zeit hatten.
Leif und Lasse sahen zunächst
Weitere Kostenlose Bücher