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Der Huf des Teufels (German Edition)

Der Huf des Teufels (German Edition)

Titel: Der Huf des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bent Ohle
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Wasser ab und legte den Schlauch wie ein Lasso zusammen. Gemeinsam mit Torben trat er aus der Reithalle auf den Hof. Jülich kam ihnen mit einer kleinen Mappe in der Hand entgegen. Kurz bevor er sie erreichte, hörten sie hinter sich die Hufe eines Pferdes und das leise Tuscheln mehrerer Stimmen. Sie drehten ihre Köpfe dem Geräusch zu. Sara führte Cleopatra aus dem alten Stall. Sie ging langsam und bedächtig vor dem Pferd her, das ihr mit hängendem Kopf folgte. Hinter ihnen trat Shelly aus dem Schatten. Sie trug einen Sattel vor sich.
    Jülich zog besorgt seinen Mund in die Breite. »Sie wird doch nicht …«
    Sara führte Cleo in die Mitte des Hofes. Es war jetzt vollkommen still. Cleopatra wedelte die Fliegen mit ihrem Schweif von ihren Hinterläufen. Ein kleines Pflaster erinnerte noch an die Operation. Shelly ging an die linke Seite des Pferdes und streichelte das Tier, bevor sie ihm ganz langsam den Sattel auf den Rücken legte. Cleopatra nickte tief und prustete durch ihre Nüstern. Shelly bückte sich und griff unter Cleos Bauch hindurch nach dem Riemen.
    »Das überlebt sie nicht«, sagte Jülich. Doch Cleopatra ließ es geschehen. Ihre Flanken zuckten. Shelly führte den Riemen in die Schnalle und zog ihn fest.
    »Zehn Euro, dass der Gaul sie abwirft«, raunte Lasse dem Stallmeister und Torben zu. Jülich wartete ein paar Sekunden mit seiner Antwort.
    »Zwanzig dagegen.«
    Lasse schaute ihn erstaunt an. Sara stellte inzwischen die Steigbügel ein, die in der Sonne blitzten. Dann umarmte sie Cleopatra und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Shelly machte vier Schritte rückwärts und sah zu, wie Sara ihren Fuß in den Steigbügel setzte.
    »Scheiße, Sara will da rauf?« Jülich setzte sich in Bewegung, um die beiden Frauen von ihrem Vorhaben abzubringen, doch da schwang Sara sich auch schon in den Sattel. Cleopatra tänzelte zwei Schritte zurück und warf ihren Kopf nach oben. Die Mähne flog. Das Pferd schnaubte.
    »Schschsch«, machte Shelly, und Sara presste ihre Beine fester gegen den Körper des Tieres. Cleopatras Hals bog sich. Jülich streckte eine Hand aus und wollte etwas rufen, da atmete Cleo ganz tief aus und entspannte ihren Körper. Sie sank förmlich einige Zentimeter nach unten und ließ ihre Reiterin gewähren.
    »Gut, feines Tier«, lobte Sara und streichelte ihren Hals. Jülich blieb stehen. Der ganze Hof blickte gebannt auf das Pferd und seine Reiterin. Sara übte leichten Druck mit ihren Stiefeln aus, und Cleopatra ging. Ruhig und majestätisch stolzierte die Stute über den Hof. Sara lenkte sie auf die Reithalle zu. Sie gingen direkt an Lasse und Torben vorbei. Und dann konnten die Schüler ihre Begeisterung nicht mehr zurückhalten. Sie applaudierten. Niemand hatte mehr damit gerechnet, dass dieses Pferd sich jemals wieder würde reiten lassen.
    Shelly steckte die Hände in die Hosentaschen und lächelte stolz ihren beiden Schützlingen hinterher. Jetzt purzelten die Stimmen durcheinander, jeder sprach mit jedem, und es wurde wieder gelacht. Die Pferde wurden in die Ställe zurückgebracht. Shelly beobachtete das alles von der Mitte des Hofes aus. Lasse warf ihr einen abschätzenden Blick zu.
    »Lasse?«, hörte er sie plötzlich rufen.
    »Was ist?«, rief er zurück.
    »Komm bitte mal.«
    Lasse überlegte kurz und fand, dass hier in der Öffentlichkeit keine Gefahr bestand, mit Shelly zu reden. Er ging langsam auf sie zu. Sie stand da und wartete. So wie sie aussah, mit ihren Cowboystiefeln, der engen Jeans und dem Westernhemd, bekam er das Gefühl, sie beide wären die Protagonisten eines Westerns. Sie trafen sich in der Mitte der Straße zum Duell. Wer zuerst zog, hatte gewonnen. Gut gegen Böse. Schwarz gegen Weiß. Mit vier Metern Abstand zwischen ihnen blieb Lasse stehen.
    »Komm her«, sagte Shelly und nahm eine Hand aus der Hosentasche. Lasse trat näher. Ihre Augen trafen sich, und sie tauschten einen langen und abschätzenden Blick. Dann sah Lasse, wie Shellys Züge weicher wurden und sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht zeigte. »Herzlichen Glückwunsch.« Sie streckte die Hand aus.
    »Was soll das?«, fragte er.
    »Ich will dir gratulieren. Herzlichen Glückwunsch«, wiederholte sie.
    Lasse schob unsicher seine Hand in ihre. Er wusste immer noch nicht, was hier gespielt wurde.
    »Du hast gewonnen. Ihr habt gewonnen.«
    Sie schüttelte seine Hand wie nach einem Wettkampf.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Es ist, wie es ist. Ich habe alles versucht, aber es hat nichts genützt. Ihr

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