Der Huf des Teufels (German Edition)
auf, und zum Vorschein kam eine wunderschöne Westerngitarre, rotbraun mit blitzenden Messingbeschlägen und einem eingebrannten Schriftzug auf dem Korpus. Es war Saras Name. Dem Mädchen standen die Tränen in den Augen.
»Ich denke, die wird besser passen. Der Hals ist schmaler.«
»Oh mein Gott, Shelly, die ist unglaublich.« Sara staunte ihr neues Instrument an. »Wo hast du die her?«
»Hab ich selbst gemacht.«
»Was?«
»Im Ernst?«, fragte Simon und beugte sich ungläubig nach vorn.
»Ja, ich hab doch gesagt: Vielleicht mache ich eine Gitarrenwerkstatt auf.«
Sara konnte nichts mehr sagen, sie lehnte sich über den Tisch und umarmte Shelly.
»Spielen, spielen!«, riefen die Gäste und klatschten in die Hände. Jetzt wurde Sara rot.
»Na los«, meinte Shelly.
Sara nahm die Gitarre zur Hand. Es wurde still. Und dann fing sie an zu spielen. Ein sauberer, klarer Klang ertönte. Sara spielte nur drei Akkorde, dann tobte die Menge und klatschte begeistert.
Als sich alle wieder beruhigt hatten und jeder einen Gesprächspartner am eigenen Tisch gefunden hatte, räusperte sich Simon und lächelte Shelly an.
»Was ist?«, fragte sie.
»Shelly, ich weiß, dass du ein Mensch bist, der Luxus und die High Society gewohnt ist. Du bist Schauspielerin, und alle kennen und lieben dich. Aber du bist auch jemand, der sehr gut mit Pferden umgehen kann, und wenn du tatsächlich in Betracht ziehst, für längere Zeit hierzubleiben, wollte ich dich fragen, ob du vielleicht Interesse hättest, als Reitlehrerin für den Westernstil bei uns anzufangen. Das wäre doch eine Idee, oder?«
Shelly blickte Simon erstaunt an. Damit hatte sie nicht gerechnet.
»Ups«, sagte sie nur. »Ich weiß es noch nicht. Das kommt etwas überraschend für mich.«
»Denk darüber nach.«
»Das mach ich.«
Das Fest dauerte noch bis in die späten Abendstunden. Gegen halb elf spazierte Shelly durch die warme Abendluft nach Hause. Die Linden dufteten süßlich, und der Mond schien hell an einem sternenübersäten Himmel. Als sie an ihrem Hof ankam und das Haus mit der fast fertigen Veranda im silbrigen Licht liegen sah, dachte sie, dass dies kein schlechter Ort war. Nein, selbst wenn der Mesquite-Baum, den Oppermann besorgt und im Garten eingepflanzt hatte, nicht hierhergehörte, vielleicht konnte er sich an seine Umgebung gewöhnen. Vielleicht würde er Wurzeln schlagen.
Kurz, im ganzen Ort herum
Ging ein freudiges Gebrumm:
„Gott sei Dank! Nun ist’s vorbei
Mit der Übeltäterei!!“
Marion Griffiths-Karger
WENN DER MÄHDRESCHER KOMMT…
Landkrimi
ISBN 978-3-86358-217-3
Leseprobe zu Marion Griffiths-Karger,
WENN DER MÄHDRESCHER KOMMT…
eins
Abendstille lag über dem kleinen Ort Birkendorf, der eigentlich nur aus einer Handvoll von Bauernhäusern bestand. Die Menschen hier lebten von der Viehzucht und dem, was die Äcker hergaben, arbeiteten, aßen und tranken – manchmal etwas zu viel – und beteten. Die Tage vergingen einer wie der andere, man hielt sich an die Regeln der katholischen Kirche und im Wesentlichen wohl auch an die des Gesetzes.
So zumindest hatte es den Anschein.
Niemand in Birkendorf hatte sich jemals etwas zuschulden kommen lassen, wenn man von den Prügeleien absah, die sich hin und wieder auf Schützenfesten oder Hochzeiten zutrugen. Auch das eine oder andere Huhn hatte wohl schon bei Nacht und Nebel den Besitzer gewechselt. Doch die Geschehnisse im Sommer dieses Jahres irgendwann in den Siebzigern sollten das Vertrauen der Birkendorfer in ihre eigene Wohlanständigkeit zutiefst erschüttern.
Dem lauen Abend folgte eine ruhige Nacht. Die Vögel kündigten wie immer im Morgengrauen den Tag an. Die aufgehende Sonne und die feuchten Schwaden, die über den Wiesen und Feldern aufstiegen, tauchten den frühen Morgen in ein kühles Licht. Die Blätter der riesigen Kastanie, die die Großenjohannsche Hofeinfahrt schmückte, hatten sich schon weit hervorgewagt und gaben sich alle Mühe, den betagten VW -Käfer, der unter ihnen parkte, vor dem in den letzten Tagen üppig niedergegangenen Mairegen zu schützen.
Es war kurz nach sieben Uhr, als Marie Großenjohann gähnend das leise quietschende Gartentor hinter sich schloss und auf ihren Käfer zusteuerte. Sie hatte sich heute in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett gequält, um eine Vorlesung zu besuchen, die sage und schreibe um acht Uhr begann. Es war wie so oft um diese Jahreszeit ein nebliger, kühler Morgen, aber am Himmel arbeitete sich ein zartes Blau
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