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Der Huf des Teufels (German Edition)

Der Huf des Teufels (German Edition)

Titel: Der Huf des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bent Ohle
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schlug der Vorsitzende des Reitverbandes Niedersachsen, Herr Gregor, eine Akte auf.
    »So, herzlich willkommen, Herr Wilhelm, zu Ihrer Abschlussprüfung zum Pferdewirt in der klassischen Reitausbildung«, begann er. »Sie sind, wie mir Herr Jülich und auch Herr Simon bestätigt haben, einer der Hoffnungsträger dieses Jahrgangs. Ihre Leistung in der Zwischenprüfung spricht für sich. Für heute hoffe ich, dass Sie sich zum einen gut vorbereitet haben, und dass wir eine geeignete Prüfung für Sie ausgesucht haben. Wir alle wünschen Ihnen viel Erfolg.« Er blickte nach links und rechts, und dann übergab er Lasse eine schwarze Mappe mit der Prüfungsaufgabe. »Das ist Ihre Aufgabe. Bitte lesen Sie sie gut und aufmerksam durch. Wir treffen uns dann bitte vor der Reithalle. Bis gleich.«
    Lasse klemmte sich die Mappe unter den Arm und ging hinaus. Geraldine saß jetzt auf dem Stuhl, den Helm auf ihrem Schoß. Neben ihr stand Leif, der gleich sein Ergebnis gesagt bekommen würde.
    »Und?«, flüsterte er.
    »Wie bei der Bundeswehr. Ich hätte beinah salutiert.«
    Lasse warf einen Blick in die Aufgabe und klappte die Mappe wieder zu.
    »Das lässt sich machen.«
    »Viel Glück«, wünschte Geraldine, und Leif zwinkerte ihm zu. Lasse ging hinaus, um sein Pferd aus der Box zu holen.
    Die Prüfung dauerte über eine Stunde. Der Schwerpunkt lag auf der Dressur, obwohl Lasse lieber gesprungen wäre. Aber nichts konnte ihn heute aus der Fassung bringen, und sein Ehrgeiz tat ein Übriges. Er wollte allen beweisen, was für ein Talent er war. Sein Pferd ging geschmeidig und reagierte auf seine Befehle wie ein hochempfindlicher Sensor. Sie waren eine Einheit, und Lasse spürte während des Ritts, wie begeistert die Augen der Kommission auf ihnen lagen. Gegen Ende der Prüfung war dem Pferd die Anstrengung deutlich anzumerken. Das Fell glänzte vor Schweiß, und weißer, flockiger Schaum stand ihm vor dem Maul. Aber Lasse ließ kein Nachlassen zu und hielt es auf Niveau bis zum letzten Schritt. Als er sich verbeugte und in die Gesichter der Männer sah, die alle mit ihren Notenblättern vor der Brust in einer Reihe standen, beschloss er, unbedingt noch einen kleinen, aber feinen Akzent zu setzen. So einfach wollte er diese alten Kerle nicht entlassen.
    »Herr Wilhelm, vielen Dank. Wir sehen uns gleich im Unterrichtszimmer wieder«, rief Herr Gregor ihm zu. Lasse lächelte und gab seinem Pferd die Sporen, dass es aus dem Stand lossprang und in einen schnellen Galopp kam. Der Ausgang der Halle war wie immer mit einer bauchhohen Bande verschlossen. Lasse hielt direkt darauf zu. Der Durchgang war nicht sehr breit, und so, wie Lasse auf das Hindernis zupreschte, sah es aus, als würde gleich ein schwerer Unfall passieren. Alle hielten den Atem an. Gregor machte sogar zwei Schritte nach vorn, als könnte er noch irgendetwas ausrichten, aber das war natürlich utopisch. Lasse stemmte seine Beine in die Bügel, stand auf und beugte sich über den Hals des springenden Pferdes. Mit gut einem halben Meter Platz über der Bande setzten sie über das Hindernis und verschwanden im hellen Sonnenlicht vor der Halle.
    »Himmelherrgott!«, rief Gregor und drehte sich zu Jülich um. Der lächelte verlegen.
    »Herr Wilhelm ist auch ein sehr guter Springer.«
    »Was Sie nicht sagen.« Gregor keuchte und pustete aus dicken Backen die Luft heraus.
    Als Lasse wenig später vor der Kommission stand, um seine Benotung in Empfang zu nehmen, musterte Gregor ihn gründlich.
    »Herr Wilhelm, eine Reitausbildung ist auch immer dazu da, dem Menschen den angemessenen Umgang mit dem Tier beizubringen. Wir haben es als Reiter mit einem sensiblen und auch fragilen Tier als Partner zu tun, und wir tragen die Verantwortung für dieses Tier.«
    Lasse spürte eine Unsicherheit in sich aufkommen. Hatte sein kleiner Streich ihn etwa die Prüfung gekostet? Es hatte doch nur ein kleiner Scherz sein sollen.
    »Es tut mir leid, da ist wohl vor lauter Freude das Temperament mit mir durchgegangen«, entschuldigte er sich.
    »Zum Glück war es nur Ihr Temperament und nicht Ihr Pferd. Das haben Sie ohne Frage unter Kontrolle. Die Prüfung war hervorragend, wir alle waren sehr beeindruckt von Ihrer Leistung. So etwas wie am Ende dürfen Sie sich jedoch nicht wieder erlauben. Haben wir uns da verstanden?«
    »Ja, natürlich«, sagte Lasse kleinlaut, konnte sich ein Lächeln aber nicht verkneifen.
    »Sie und Ihr Freund Leif Busch sind, wie mir berichtet wurde, ein so

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