Der Huf des Teufels (German Edition)
wo ein kleiner Unterstand den Pferden Schutz vor schlechtem Wetter und eine Krippe zur Futteraufnahme bot. Der alte rostige Trecker, von dem die rote Farbe überall abbröckelte, rumpelte los.
»Ob Marshall Stone mir eine Unterschrift gibt?«, rief Peter Lasse über den Lärm des Motors hinweg zu.
»Ein Autogramm? Bestimmt.«
Peter lächelte glücklich und blickte wieder nach vorn. Nach fünf Minuten Fahrt, in denen Peter mindestens dreimal »Nicht so schnell!« gerufen hatte, kamen sie an den Unterstand. Zu ihrer Überraschung stand Fürst Metternich gezäumt und gesattelt bei den frei laufenden Hengsten. Von Sara keine Spur.
»Hoffentlich ist ihr nichts passiert«, sagte Peter.
»Was meinst du?«
»Vielleicht ist sie abgeworfen worden.«
Sie ließen den Heuballen auf der Gabel des Traktors und suchten die Gegend nach Sara ab. Lasse stemmte die Hände in die Hüften und blickte nach Osten zu einem kleinen Waldausläufer.
»Lass uns da drüben nachschauen.«
Sie marschierten los und sprangen in einer Seitwende über den Drahtzaun, der das Grundstück vom Wald abtrennte. Ein schmaler, sandiger, von Kiefernwurzeln durchzogener Weg führte tiefer in den Wald hinein. Die beiden folgten ihm etwa zwanzig Meter, bis sie vor sich eine kleine Hütte erkannten. Es war eine Wanderstation, gebaut aus alten Kiefernästen, die zu einem runden, nach vorn hin offenen Pavillon aufgeschichtet waren. Von ihrer Position aus konnten sie nicht in das Häuschen sehen. Lasse drehte sich zu Peter und drückte den Zeigefinger auf seine Lippen. Dann zog er ihn ins Unterholz abseits des Weges. Hinter einer großen Kiefer, die während des letzten Herbststurms gefallen war, versteckten sie sich. Aus der Hütte waren leise, unterdrückte Stimmen zu hören. Im Schutz ihrer Deckung krochen sie weiter vor, bis sie endlich ins Innere des Pavillons spähen konnten. Lasse durchfuhr ein herrlich schöner Schreck. Sara war dort. Aber nicht allein. Sie lag in den Armen eines Mannes, den Lasse kannte. Es war Bernd Hofstätter. Die beiden küssten sich leidenschaftlich, geradezu gierig. Ihre Hände fuhren über den Körper des anderen. Peter gingen fast die Augen über. Stumm wies Lasse ihn erneut an, keinen Mucks von sich zu geben.
»Papa hat gestern so über dich gelästert … ich konnt mir das kaum anhören …«, flüsterte Sara atemlos.
»Ich will nichts von ihm hören. Ich will nur dich«, raunte Hofstätter zurück.
Lasse zog schnell sein Handy aus der Tasche und begann, die Szene zu filmen. Er wusste, dass Peter auch ein Handy hatte, und streckte die Hand aus, damit Peter es ihm gab. Es konnte zwar keine Videos machen, aber eine Fotofunktion besaß es allemal. Lasse filmte und fotografierte gleichzeitig.
Hofstätter ließ seine Hände über Saras Brüste, Hüften und Beine gleiten. Er schob seine Hand unter ihre Reitweste, und beide atmeten immer schwerer und lauter.
»Stopp, stopp«, bat Sara plötzlich. »Ich will dich, aber nicht hier. Das ist zu gefährlich.«
»Ich halte das nicht mehr aus. Ich muss dich haben!«
»Dann lass uns einen anderen Ort suchen. Irgendwo, wo wir unerkannt zusammen sein können.« Sie überlegte angestrengt.
Lasse stupste den staunenden Peter an, und sie zogen sich zurück. Geduckt wie zwei Späher, die sich vor dem Feind verstecken, machten sie sich davon. Lasse wollte wieder am Traktor sein, bevor Sara Verdacht schöpfen konnte. Er sprintete über die Weide und zog Peter mit sich, der kaum Schritt halten konnte. Völlig außer Atem erreichten sie den Trecker. Gerade noch rechtzeitig, um den Motor anzuwerfen, bevor Sara am Waldrand auftauchte. Lasse ließ die Gabel herunter und streifte den Heuballen ab, Peter hielt fest. Lasse konnte schon von Weitem sehen, wie Sara sich eine Ausrede zurechtlegte.
»Du hältst schön die Klappe, verstanden?«, zischte er Peter zu. Er packte ihn an der Jacke und zog ihn näher zu sich heran. Der Trecker diente als Sicht- und der Motor als Geräuschschutz. »Wenn du nur ein Sterbenswörtchen darüber verlierst, wird Simon verdammt sauer werden. Er wird furchtbar böse auf dich sein, verstehst du? Und dann wird er dich feuern, und du weißt, dass dich kein anderer einstellen würde. Niemand will jemanden wie dich haben. Also enttäusch Simon nicht.«
Peter stand die nackte Angst in den Augen.
»Nein, nein, ich …«
»Klappe!«, fuhr Lasse ihn an und schubste ihn in Richtung Heuballen. Peter rollte ihn in den Unterstand, als Sara das Häuschen erreichte.
»Hallo,
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