Der Huf des Teufels (German Edition)
sie belauschen. Sie erreichten das Wohnhaus und stellten ihre Räder in den Zwinger. Oben im ersten Stock betraten sie ihr Zimmer. Es war unaufgeräumt wie immer, Klamotten, Pizzapackungen, Flaschen und Chipstüten lagen verstreut auf dem Boden herum.
»Ich mach ’n paar Nudeln. Ist eigentlich noch Bier da?«, fragte Leif und stellte sich vor die kleine offene Küchenzeile.
»Setz dich«, befahl Lasse.
»Was? Ich hab Kohldampf, Mann.«
»Setz dich!«
Lasse zeigte auf Leifs Bett. Leif ließ sich auf der Bettkante nieder.
»Und was kommt jetzt?«
Lasse wollte gerade ansetzen, da klopfte es.
»Was denn?«, rief er genervt.
Die Tür öffnete sich, und Geraldine lugte herein.
»Hab ich gesagt, dass du reinkommen darfst?«, fragte Lasse.
»Ja, ja, stell dich nicht so an. Hört zu, Jungs, ich will heute lernen, es wäre wirklich toll, wenn ihr euren Fernseher mal etwas leiser stellen könntet, ja?«
»Oh, die Dame möchte lernen.«
»Ja, wir haben nämlich bald Prüfung, falls ihr das noch nicht mitbekommen haben solltet.«
»Wir brauchen nicht lernen, wir wissen bereits alles.«
»Oh, klar, das hatte ich vergessen, die beiden Supergenies. Aber nicht jeder ist so’n Einstein wie ihr. Also, ein kleines bisschen leiser, ja?« Sie zog ihren Kopf wieder zurück und verschwand.
»Die fällt sowieso durch«, lästerte Lasse.
»Also, was ist jetzt so wichtig?«, fragte Leif ungeduldig.
»Ich habe heute einen Riesenfisch an Land gezogen. Ich hatte es dir versprochen, und hier ist er«, tönte Lasse und hielt Leif sein Handy hin. Der nahm es entgegen und blinzelte auf das Display. »Du wirst gleich hintenüberfallen, Alter, schnall dich besser an. Das ist unsere große Chance!« Lasse drückte auf Play, und das Video startete.
Augenblicklich weiteten sich Leifs Augen, seine Augenbrauen schoben sich höher und höher und legten seine Stirn in tiefe Falten. »Alter Schwede!«, entfuhr es ihm. Er sah zu, wie Hofstätter und Sara übereinander herfielen und starrte immer noch auf den kleinen Bildschirm, als das Video stoppte. »Wo hast du das her?«
»Hab’s heute Morgen aufgenommen, in dieser kleinen Hütte im Wald oben an der Koppel.«
»Das ist … wow!«
»Ganz genau. Das ist wow! Unser Sechser im Lotto.«
»Sechser?«
»Ja, natürlich, Mann, wir haben den Hofstätter jetzt voll am Arsch! Der ist verheiratet, bekannt wie’n bunter Hund und hat einen Sohn. Für dieses verdammte Video wird er zahlen, was immer wir von ihm verlangen.«
Leif sah seinen Freund lange an. Dann nickte er.
»Jetzt ist endgültig Schluss mit dem Rumgerechne. Schluss mit hier dreihundert, da zweitausend und zwischendurch nichts. Das ist das große Geld. Der hatte sogar noch den Schneid, danach auf den Hof zu kommen, Mann. Hat sich mit Simon gestritten, als hätte er nicht soeben erst seine Hand unter Saras Sweatshirt gehabt. Kann übrigens sein, dass wir da von anderer Seite noch’n bisschen Ärger bekommen.«
»Wieso?«
»Ich hab Hofstätter um achtzehnhundertfünfzig Mäuse geprellt. Aber statt das einfach als Systemfehler zu verbuchen und noch mal zu bezahlen, meint er jetzt, das Gestüt wär schuld.«
»Hofstätter? Wieso den? Wir hatten gesagt, keine Kunden des Gestüts.«
»Ich konnte einfach nicht widerstehen, Onlinebanking sei Dank. Der Kerl hat mich quasi in sein System eingeladen. Ist voll auf eine Phishing-Mail von mir reingefallen. Ich hätte nur nicht gedacht, dass der gleich so’n Lärm macht, wenn die Mahnung kommt. Für den sind das doch nur Peanuts, das hat er bald vergessen. Aber das hier …« Lasse hielt sein Handy in die Luft wie den heiligen Gral. »Das vergisst er nicht.«
Dritter Streich
Max und Moritz, gar nicht träge,
Sägen heimlich mit der Säge.
Eins
Shelly hatte im Supermarkt alle Grundnahrungsmittel in ihren Einkaufswagen geladen. Er quoll bereits dermaßen über, dass sie ihn kaum noch um die Kurven bugsieren konnte. Am Spirituosenregal suchte sie nach einem guten Bourbon. Ihr Lieblingswhisky war nicht dabei, was sie nicht weiter verwunderte, also nahm sie sich zwei Flaschen Four Roses aus dem Regal und schob weiter. Es krachte, als sie an der Ecke mit einem anderen Wagen zusammenstieß, den sie nicht hatte kommen sehen. Es waren Leif und Lasse, die einen fast leeren Wagen vor sich her schoben. Shelly erkannte darin Tiefkühlpizza, eine Flasche Whisky in einer Dose als Verpackung und ein Paket Luftpolster-Umschläge der Größe DIN - A5 .
»Sorry, sorry!«, rief Shelly und konnte kaum
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