Der Huf des Teufels (German Edition)
ist alles in Ordnung.«
»Sie suchen doch bestimmt den Mörder. Ich weiß aber nichts.«
»Nein, hören Sie, es ist alles okay.«
»Peter?«, hörte Shelly plötzlich eine Stimme von weiter hinten fragen. Sie drehte sich um und erkannte die beiden jungen Männer von gestern.
»Hey, Jungs!«, rief der Mann. »Hallo! Hier ist Marshall Stone, habt ihr gesehen?«
»Ja, ja. Gestern schon«, sagte Lasse und kam näher. Leif legte Peter beruhigend eine Hand auf die Schulter.
»Sie macht hier nur Urlaub. Und ihr Pferd bleibt so lang bei uns im Stall.«
»Aha. Da hab ich aber einen tüchtigen Schreck gekriegt«, sagte Peter und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß aus dem Gesicht. Mit einem Blick auf Pancake meinte er: »Aber das ist nicht ihr Pferd. Wo ist Lonestar?«
Lonestar war der Schimmel, den Shelly in der Serie ritt. Sie lächelte irritiert.
»Weißt du, Peter, Marshall Stone und dieses Pferd gibt es nur in der Serie. Das ist Frau Kutscher, eine Schauspielerin. Sie spielt nur diese Stone«, erklärte Leif. Peter blickte unverwandt von Leif zu Shelly und wieder zurück.
»Das ist Marshall Stone«, beharrte er. Leif wollte erneut ansetzen, doch Shelly griff ein.
»Ist schon gut. Hallo, Peter. Darf ich Peter sagen?«
»Sicher, so heiß ich doch.«
Leif und Lasse mussten grinsen.
»Also gut.« Shelly reichte ihm die Hand, und Peter schlug nach kurzem Zögern ein.
»Howdy, Gringo. Es waren sicher einige Jahre, die wir uns nicht gesehen haben. Bist älter geworden. Genauso wie ich. Aber deine Sporen haben keinen Rost angesetzt, wie ich sehe«, zitierte er.
Shelly lachte überrascht auf. »Das ist ja unglaublich, kennst du die Serie etwa komplett auswendig?«
»Ein Mann tut, was er kann. Eine Frau macht es ähnlich, nur besser«, sagte Peter, und alle fingen an zu lachen.
»Peter ist die gute Seele hier auf dem Hof. Aber dass er so ein wandelndes Lexikon ist, wusste ich auch nicht«, meinte Lasse.
»Das muss ich gleich Sara erzählen«, verkündete Peter.
»Ja, mach das«, sagte Leif. Er verabschiedete sich von Shelly und ging mit ihm. Lasse blieb noch stehen.
»Er hat Ihnen doch nichts getan, oder?«
»Nein, nein, er hat mich nur erschreckt, das ist alles.«
»Tja, er ist ein bisschen zurückgeblieben, unser Peter, aber eigentlich ganz harmlos. Kann man Sie leicht erschrecken?«, fragte er und kam einen Schritt näher.
»Was?«
»Ich frage, ob man Sie leicht erschrecken kann.«
»Ich weiß nicht, was das soll«, entgegnete Shelly und richtete sich auf. Sie war in ihren Stiefeln nur wenig kleiner als Lasse.
»Nun, wenn Sie wieder mal in Schwierigkeiten sind: Wir helfen Ihnen gern. Rufen Sie einfach nach uns.«
»Max und Moritz, richtig?«
»So ungefähr, ja.«
»Danke für den Hinweis.«
Lasse beugte sich vor, um ihr etwas im Vertrauen zu sagen. Sie entschied, dass keine Gefahr von ihm ausging, und zuckte nicht zurück, sondern wandte ihm ihr Ohr zu.
»Nehmen Sie den Jülich nicht so ernst, okay? Der kann ein echter Kotzbrocken sein.« Lasse richtete sich wieder auf und zwinkerte ihr zu.
Shelly nickte.
»Wissen Sie, was ›Kotzbrocken‹ bedeutet?«
»Ich denke, ich hab dich ganz gut verstanden«, sagte Shelly.
»Gut, also bis dann.«
»Howdy«, sagte Shelly und griff kurz an den Schirm ihrer Mütze.
Vier
Das Autohaus Fischbach, eine Volkswagen-Vertretung, die aber auch Gebrauchtwagen anderer Marken im Verkauf hatte, befand sich noch in der Startphase seines Arbeitstages. Der erste Kaffee war gekocht und dampfte in einigen Bechern auf den Schreibtischen der Mitarbeiter in der Verkaufs- und Werkstattabteilung. Die meisten gingen am Computer ihre für heute anstehenden Aufträge durch, die beiden Empfangsdamen richteten noch ihre Frisuren und frischten den Lippenstift auf. Aus der Werkstatt drangen metallische Geräusche gedämpft in die Verkaufshalle, und draußen putzte ein Angestellter die Scheiben der Autos. Herr Kohlmichl, der Chef der Verkaufsabteilung, saß zurückgelehnt in seinem Bürosessel und rief gerade einen Kunden an, bei dem sich nur der Anrufbeantworter meldete. Er wartete bis zum Piepton und hinterließ seine Nachricht.
»Ja, Kohlmichl, Autohaus Fischbach, guten Morgen, Herr Weidmann, es geht um den Termin heute Nachmittag, wenn Sie bitte …« Er stoppte mitten im Satz, und sein Mund blieb offen stehen, als er draußen die Frau entdeckte. Er folgte ihr langsam mit den Augen, und auch die Blicke der übrigen Mitarbeiter blieben an ihr haften, als sie mit ihrem Pferd
Weitere Kostenlose Bücher