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Der Huf des Teufels (German Edition)

Der Huf des Teufels (German Edition)

Titel: Der Huf des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bent Ohle
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bevormundest, klar?« Es klang wie eine sehr ernstzunehmende Drohung.
    Leif lächelte trotzdem. »Ich will nur, dass wir auf dem Teppich bleiben.«
    »Du profitierst doch ganz gut von meinen Ideen, oder nicht?«
    »Ja, das ist richtig. Und du profitierst von meiner Vorsicht.«
    Lasse sah ihn lange unbewegt an, bevor auch er ein Lächeln sehen ließ. »Putz deine Zähne, du riechst schlimmer aus dem Mund als’n Pferd ausm Maul.«

Drei
    Nachdem Shelly zum Kutscher-Hof rübergegangen war, hatte sie es sich im Wohnzimmer auf der Luftmatratze von Sara bequem gemacht und sich mit zwei Wolldecken zugedeckt. Obwohl sie ihre Augen kaum noch hatte offen halten können, war eine tiefe Traurigkeit in ihr aufgekommen. Hier so allein in einem völlig leeren Raum zu liegen, in einem fremden Land, einer fremden Stadt, hatte sie wehmütig gemacht. Sie vermisste etwas, jemanden. Sie war völlig ohne Bezug, auch wenn die Namen ihrer Urgroßeltern auf dem Balken ihres neuen Hauses verewigt waren, auch wenn sie soeben nette und freundliche Nachbarn kennengelernt hatte. Sie war allein. So allein, wie man nur sein konnte. Mit diesen Gefühlen war sie eingeschlafen und wachte am nächsten Morgen schon gegen acht Uhr wieder auf, weil keine Vorhänge oder Gardinen die Sonne davon abhalten konnten, direkt in ihr Zimmer zu scheinen.
    Als allererstes musste sie Pancake sehen. Er war ihr einziger Freund hier, ihr einziges Stück Heimat. Sie duschte ohne Gel oder Shampoo, weil sie nichts mitgebracht oder im Haus hatte. Sie würde einkaufen gehen müssen. Aber irgendwie musste sie ihre Einkäufe dann auch transportieren.
    Eine Viertelstunde später stand sie im Stall ganz nah bei ihrem Pinto und streichelte ihm die Ohren. Sie beobachtete die Stute auf der anderen Seite. Jetzt, bei Tageslicht, sah sie nicht mehr kläglich, sondern wirklich erschreckend aus. Das Fell war ungepflegt und starrte vor Dreck und Matsch von der Weide. Ihre Augen waren gelb und wässrig, und ihr Blick sah verlassen und verloren aus. Etwa so, wie Shelly sich gestern Abend gefühlt hatte.
    Ein Rascheln riss Shelly aus ihren Gedanken über das Pferd und den Unfall von Simons Frau.
    Etwa zehn Meter weiter rechts stand ein Mann bei den Wasserschläuchen. Er hatte sich ganz dicht an die Wand gedrückt und verschwand fast im Schatten der Nische. Nur seine linke Schulter ragte heraus und wurde vom Tageslicht erfasst. Shelly fuhr zusammen, als sie ihn bemerkte. Sie konnte seine Augen nicht sehen, doch sie wusste, dass er sie beobachtete. Um Fassung ringend, erhob sie ihre Stimme, so laut es eben ging.
    »Hallo!«, rief sie.
    Er antwortete nicht, stand nur regungslos da und starrte sie an. Shelly trat aus der Box und ging dem Mann langsam entgegen. Er drückte sich immer mehr in die Ecke, aber schließlich konnte sie sein Gesicht erkennen. Wieder fuhr sie zusammen. Seine Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen, und er schien verwirrt zu sein.
    »Hallo«, sagte sie erneut, nur leiser. Sie konnte ihn atmen hören. »Wer sind Sie?«
    »Hey, Jones, ich sage Ihnen eins: Ich werde Sie verfolgen, und wenn es das Letzte ist, was ich in meinem nutzlosen Leben tue. Ich kriege Sie, und wenn ich Sie habe, werden Sie büßen müssen für das, was Sie getan haben. Ich bin Marshall Stone, vergessen Sie den Namen besser nicht. Er wird unter Ihrem Haftbefehl stehen, wenn Sie ins Kittchen einfahren.«
    Shelly machte einen Schritt zurück. Diese Worte waren ihr sehr vertraut und doch fremd. Sie brauchte einige Sekunden, um zu verstehen, dass es ihre eigenen waren, auf Deutsch. Eine Textzeile aus ihrer Serie. Irgendeine der letzten Folgen aus der dritten Staffel, sie wusste es nicht mehr genau. Aber sie sah die Szene deutlich vor sich.
    »Sie sind Marshall Stone«, hörte sie den Mann sagen. Er klang ängstlich und nervös.
    »Ja, bin ich. Sie haben recht.«
    Er bewegte sich langsam von ihr weg. Er hatte lockiges braunes Haar und kräftige Wangenknochen. Er trug ein kariertes Hemd und eine Jeansjacke über einer schmutzigen Arbeitshose und zertretenen, rissigen Sportschuhen.
    »Wer sind Sie?«, fragte Shelly erneut, doch wieder bekam sie keine Antwort.
    »Was tun Sie hier bei uns?«, fragte der Mann mit zittriger Stimme. »Wie kommen Sie hierher?«
    »Ich …« Shelly wollte sagen, sie würde jetzt hier wohnen, doch das schien ihr zu viel Information zu sein. Zu viel für diesen Mann und zu viel, was sie von sich preisgeben würde.
    »Hat es einen Mord gegeben? Sind Sie deshalb hier?«
    »Nein. Es

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