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Der Huf des Teufels (German Edition)

Der Huf des Teufels (German Edition)

Titel: Der Huf des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bent Ohle
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hervor. »Was dagegen? Wir sind doch draußen.«
    »Nein, machen Sie nur. Aber Sie wissen, dass es Sie irgendwann umbringen wird.«
    » Sie bringen mich um, wenn Sie noch mal im Teufelsgalopp über mich drüberbügeln.« Er nahm einen tiefen Zug und genoss ihn ausgiebig.
    »Können wir jetzt? Wir haben viel zu tun.«
    »Na, hoffentlich. Sie sind mir eine. Marshall Stone bestellt Pflanzen beim alten Oppermann. Wenn ich das beim Stammtisch erzähle …«
    »Was Sie mir zuliebe natürlich nicht tun werden.«
    »Richtig. Ich denke nur dran, es zu erzählen.«
    »Wunderbar.«
    »Wieso sprechen Sie eigentlich Deutsch?«
    »Hab ich auf dem Flug hierher gelernt«, witzelte Shelly und ging etwas schneller.
    »Da ist Ihr Pilot wohl ’nen kleinen Umweg geflogen.«
    »Haben Sie was zum Schreiben dabei? Die Bestellung wird etwas größer.«
    »Meine Pumpe hat ein kleines Problem, mein Gedächtnis aber nicht. Ich merk mir das.«
    Shelly sah ihn zweifelnd an. Oppermann hatte einen hochroten Kopf, hervortretende Augen und rote Äderchen auf der Nase. Das letzte ihm verbliebene Dutzend Haare hatte er quer über seinen runden Schädel gekämmt und auf der anderen Seite mit Gel befestigt.
    »Okay, vorn hinter der Mauer möchte ich ein Beet haben, einen halben Meter breit mit kleinen Pinien im Abstand von zwei Metern. Die Steine im Hof können bleiben, nur die Ränder möchte ich mit einem rötlichen Stein einfassen, da müssen Sie mir noch Muster zeigen. Hinter dem Haus und dem Stall möchte ich große Steine haben, also Felsen. Wie nennt man die?«
    »Findlinge.«
    Sie gingen nach hinten durch.
    »Ich will mindestens zwölf von den Dingern.«
    »Welche Farbe?«
    »Beige oder sandfarben. Geht das?«
    Oppermann nickte.
    »Gut, hier hinten an der Terrasse würde ich gerne zwei größere Bäume pflanzen. Jetzt müssten sie mir sagen, ob das möglich ist. In meiner Heimat, in Texas, wachsen Mesquite-Bäume. Die werfen einen wunderbaren Schatten. Kennen Sie Mesquite-Bäume?«
    »Natürlich, aber das ist ein Baum, der in Wüstenregionen zu Hause ist. Ist zwar nicht so, dass hier nie die Sonne scheint, aber als Wüste würde ich Niedersachsen nicht bezeichnen. Vielleicht haben wir trotzdem Glück. Wir sind hier in der südlichen Heide, und das Heideland ist ein sehr sandiges. Deshalb sehen Sie hier auch öfter den Kiefernwuchs. Das könnte Ihnen zugutekommen und die Anpflanzung von Mesquite-Bäumen begünstigen, da muss ich allerdings zuerst Bodenproben nehmen. Und so ein Wüstenbäumchen hab ich auch nicht im Kofferraum, den müssten wir bestellen. Am besten wär es vermutlich gewesen, Sie hätten gleich einen mitgebracht.«
    Auch wenn er komisch aussah und sich sehr frei ausdrückte, meinte Shelly doch, den Richtigen gefunden zu haben. Sie gingen eine gute Stunde über ihr Anwesen, und er nahm im Geiste alles auf, was sie von ihm wollte. Am Ende stellte er einen sehr durchdachten und reellen Zeitplan auf, nach dem die Bepflanzung ihres Hofes vonstattengehen sollte, und versprach, gleich morgen mit der Arbeit zu beginnen.

Zwei
    Hofstätter fuhr in seinem Panamera auf der B 188 in Richtung Gifhorn. Es war eine kalte Nacht. Der Mond stand als eisige Sichel am wolkenlosen nachtblauen Himmel. In den entlang der Straße geparkten Wohnwagen leuchteten rote Herzen und bunte Lichterketten. Es gab kaum Verkehr. Er durchfuhr den kleinen Ort Abbeile, in dem der Erse Park, ein alter, mächtig angestaubter Vergnügungspark für Kinder, zu Hause war. Am Ortsende beschleunigte er auf der Geraden, die ihn auf die Kreuzung zur B 214 führen würde. Von dort waren es noch dreihundert Meter in südlicher Richtung, und er wäre da. An der verabredeten Stelle, wo der Erpresser auf ihn warten würde. Hofstätters Herz schlug schmerzhaft schnell in seiner Brust, und sein Mund war so trocken, dass er ständig schlucken musste. Aber das Schlimmste war die Kälte. Er hatte die Temperatur im Wagen auf achtundzwanzig Grad hochgefahren, und dennoch fror er, als liefe er im T-Shirt durch die frostige Nacht. Seine Hände lagen wie taube Eisklumpen auf dem Lenkrad. Er zitterte, als hätte er Schüttelfrost. Neben ihm auf dem Beifahrersitz stand der gefüllte Rucksack seines Sohnes. Dieses alte, kaputte Stück Stoff würde über sein Leben entscheiden. Gott, wie er es hasste, so hilflos zu sein, und wie er es hasste, sich so klein und schwach zu fühlen.
    Er erreichte die Ampel und bog nach rechts ab. In der kleinen Straße links stand, etwas zurückgesetzt, ein weiterer

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