Der Huf des Teufels (German Edition)
war eine einzelne Euromünze versteckt. Und auf dem Zettel stand ein einziger Satz: »Hasta la vista, du Penner!«
* * *
Erst hatten sie sich ganz langsam und vorsichtig geküsst, dann waren sie immer schneller und fordernder geworden. Leif hatte lange gewartet, bis er seine Hände unter Geraldines T-Shirt gleiten ließ. Sie trug einen Sport- BH , der vorne geöffnet wurde. Es waren zwei Haken daran, und sie half ihm ein wenig, damit es schneller ging. Als sie ihre Hand auf seine Hose legte und den Reißverschluss öffnen wollte, hörten sie plötzlich ein Poltern. Nebenan fiel irgendetwas um. Schritte stampften, und Lasses Stimme war zu hören. Er murmelte energisch etwas vor sich hin. Geraldine und Leif hielten inne und lauschten. Nach ein paar Sekunden wussten sie, dass sie nicht mehr weitermachen konnten. Enttäuscht ließen sie voneinander ab und richteten ihre Kleidung.
»Ich geh besser mal rüber.«
»Ja, leider.«
Schweren Herzens und gleichzeitig höchst besorgt schlich Leif rüber in ihr Zimmer. Es musste etwas schiefgelaufen sein. Es klang nicht nach einer freudigen Reaktion auf die Geldübergabe.
»Lasse, alles in Ordnung?«, fragte er laut und vernehmlich, als er die Tür öffnete.
»Komm rein, verdammt!«, fuhr Lasse ihn an. Er sah schlecht aus. Verschwitzt, mit dunklen Ringen unter den Augen und blasser, fleckiger Haut.
»Wie geht’s dir? Was machen die Kopfschmerzen?«, fragte Leif mit einem Blick, der Lasse sagen sollte, dass sie ihr Spiel weiterspielen mussten, selbst wenn etwas Ungeplantes eingetreten war. Lasse sah ihn nur an und reichte ihm den Zettel. Leif las, und unwillkürlich entwich ihm ein kurzes Lachen. Sofort spürte er einen harten Stoß auf der Brust und stolperte rückwärts gegen sein Bett. Er setzte sich auf den Hosenboden.
»Was gibt’s da zu lachen, he?«
»Nichts …«
» Einen Scheiß-Euro hat er reingetan! Einen Scheiß-Euro!« Lasse hielt die Münze zwischen den Fingern, als wollte er sie zerbrechen.
»Leise«, zischte Leif und deutete mit einem Blick in Richtung Tür an, dass Geraldine sie hören konnte.
Lasse kam ganz nah an ihn heran und fauchte: »Er hat uns reingelegt, der verdammte Mistkerl. Er hat uns reingelegt.« Er sah Leif mit weit aufgerissenen Augen an, und sein Blick fiel auf Leifs Lippen, die rot und wund waren. »Was ist das?« Er deutete mit dem Zeigefinger auf Leifs Mund. Der fühlte sich, als ob ihm ein Krümel dort hängen geblieben war. »Du solltest sie ablenken, nicht mit ihr vögeln, du Penner«, flüsterte Lasse wütend.
»Hab ich nicht!«, verteidigte sich Leif.
Lasse ließ sich müde in seinen Stuhl fallen und rieb sich mit einer Hand die Stirn. Leif ließ den Zettel kraftlos neben sich aufs Bett fallen.
»Was machen wir jetzt?«, fragte er nach einer Weile, aber was er meinte, war eigentlich, was Lasse jetzt vorhatte. Er wusste, dass sein Freund irgendwie auf den Affront von Hofstätter reagieren musste.
»Dafür wird er büßen. Das macht er nicht noch mal mit mir. Niemand macht sich über mich lustig, niemand. Der wird es noch bitter bereuen, das schwör ich dir.«
Drei
Möbel Krake hatte die erste Lieferung pünktlich um sechzehn Uhr mit einem Dreitonner gebracht. Bis spät in die Nacht hatte Shelly haufenweise Kartonverpackungen, Styropor und Luftpolsterfolie entfernt und die Möbel und Lampen immer wieder hin- und hergeräumt, bis sie endlich zufrieden war. Schweren Möbeln wie dem Sofa hatte sie Handtücher untergelegt, damit sie sie ohne Kratzer über den Boden schieben konnte. Zum Glück hatte sie Dielen und keinen Teppichboden, sonst wäre sie allein verloren gewesen. Um kurz nach eins rollte sie schließlich den großen Perser im Wohnzimmer aus, der wie eine Säule an der Wand gestanden hatte. Sie stand breitbeinig an dessen Ende und pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Das sah doch mal nach einem Wohnzimmer aus. Und heute Nacht würde sie auf der Couch schlafen.
Sie wachte wie immer von dem Sonnenlicht auf, das am Morgen durch die Fenster fiel. Die Vögel zwitscherten. Als sie aufstand und hinausblickte, sah sie eine feine Schneeschicht, dünn wie Staub, über dem Land liegen. Es war viel zu kalt für diese Jahreszeit. In den Gärten der Nachbarn hatte sie schon die Spitzen der Krokusse und Tulpen aus der Erde lugen gesehen. Trotz der nur fünf Stunden Schlaf machte sie sich fertig und brühte sich einen frischen Kaffee auf. Sie wollte noch einige Dinge besorgen, bevor Oppermann und Lembke vom Antik-Markt
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