Der Huf des Teufels (German Edition)
Hast du was zu schreiben?«
»Nein«, sagte er aufrichtig.
»Tja, also, dann pass auf. Ich geh gleich zu Sara rein, und dann suche ich ein hübsches Blatt Papier und gebe dir ein Autogramm, in Ordnung?«
»Nein. Ich hab was Besseres. Ich komme gleich wieder.« Eilig lief Peter davon. Shelly schüttelte amüsiert den Kopf und gesellte sich zu Cleo.
Sie blieb vor der Box stehen. »Der Peter. Hat er dich erschreckt? Das macht nichts, wir gehen ein anderes Mal raus, ja? Aber den Zucker hast du dir trotzdem verdient.« Sie streckte ihre Hand mit dem Würfelzucker darauf aus.
Cleo bewegte sich kein bisschen. Sie stand so, als hätte sie sich nie bewegt.
»Na, gut. Ich leg’s einfach hier ins Stroh, in Ordnung?«
Shelly ließ den Zucker im Stroh und verschloss die Tür. Erst als sie den Stall verlassen hatte, ging Cleo einen Schritt vor und fraß den Zuckerwürfel.
Shelly klingelte, und Sara öffnete ihr. Sie trug noch ihre Jacke. Sie war draußen im Wald gewesen und hatte mit Bernd SMS ausgetauscht. Der große Tag sollte morgen, am Sonntag, sein. Da würden sie sich in dem Hotel treffen, von dem er gesprochen hatte.
»Hallo, Shelly, ich bin eben erst vom … Reiterladen gekommen. Willst du was essen?«
»Nein, danke. Hat dein Vater dir schon von unserem Deal erzählt?«
»Ja, er meinte, er hätte dich überredet, mir Gitarrenstunden zu geben.«
Sie gingen in die Küche, wo Sara sich ein paar Nudeln von gestern aufwärmte.
»Das hat er gesagt? Dein Vater ist echt …«
»Was?«
»Na ja, das ist nur die halbe Wahrheit. Eigentlich habe ich ihm ein Geschäft vorgeschlagen, und er musste darauf eingehen. Ich darf es mit Cleo versuchen, wenn ich dir dafür das Spielen beibringe, das hat er wohl vergessen zu sagen.«
»Im Ernst?« Saras Augen leuchteten. Als Shelly nickte, fiel Sara ihr um den Hals. »Oh Mann, du bist wirklich klasse! Das hat noch niemand geschafft.«
»Was, dir das Spielen beizubringen?«
»Du weißt, was ich meine.«
»Tja, also wann hast du Zeit?«
Sara tat sich eine Portion auf den Teller und aß im Stehen. »Jetzt«, meinte sie mit vollem Mund.
»Gut. Willst du Gitarre spielen?«
»Mmh?«
»Willst du Gitarre spielen?«
Sara blinzelte unschlüssig. »Ich hab’s mal gewollt.«
»So. Und jetzt nicht mehr? Warum?«
»Ach, ich weiß nicht. Ich hab einfach so wenig Zeit. Da ist die Schule, Hausaufgaben, das Reiten, das Reiten und das Reiten.«
»Willst du das denn?«
»Ja. Ich möchte gern alles machen, aber es ist zu wenig Zeit. Ich weiß manchmal gar nicht, wie ich es schaffen soll.«
»Verstehe. Weißt du, zum Gitarrespielen brauchst du einen ruhigen Moment. Das könnte so etwas wie eine Auszeit für dich sein. Ein Moment, der nur für dich da ist. Wann könnte der sein?«
»Keine Ahnung. Abends, schätze ich.«
»Gut. Dann setz dich abends für eine Stunde in dein Zimmer oder an einen anderen Ort und spiele. Nur für dich. Was du magst.«
»Was ich mag?«
»Natürlich, was denn sonst?«
»Meine Gitarrenlehrerin hat mir immer Noten gegeben, von Übungsliedern.«
»Du musst die Musik schon mögen. Du kannst spielen, was du willst. Du hörst doch Musik, oder?«
»Ja klar.«
»Na komm, zeig mir mal deine Gitarre.«
Sie gingen ins Wohnzimmer, und Sara setzte sich auf einen Esszimmerstuhl.
»Warum steht die im Wohnzimmer?«
»Keine Ahnung. Hier ist Platz?«
»Es ist dein Instrument, es muss bei dir sein. Fast wie ein Tier. Komm, wir gehen in dein Zimmer.«
Sara ging mit der Gitarre in der Hand voraus. Shelly sah sich in ihrem Zimmer um. Dort standen einige Bauernmöbel, wie der Kleiderschrank und eine Kommode. Das weiß furnierte Bett war wahrscheinlich von Ikea und der Schreibtisch auch. Ein Bild von Saras Mutter hing an der Wand, außerdem ein paar Bilder von ihr und Fürst Metternich.
»Okay, spiel mir was vor.«
»Was denn?«
»Spiel einfach.«
»Aber ich weiß nicht, was.«
»Egal. Spiel einfach drauflos. Ein paar Akkorde kannst du doch sicher.«
Sara setzte die Gitarre auf ihrem Bein ab, legte ihre Finger auf die Saiten und begann zu spielen. Sie war unsicher, machte immer wieder Fehler und hörte schließlich auf. »Siehst du? Ich kann’s einfach nicht.«
»Das ist eine schöne Gitarre, aber sie ist zu groß.«
»Bitte?«
»Dein Arm liegt nicht richtig auf, und deine Finger sind zu kurz für den breiten Hals. Was ist das für eine? Eine 44er?«
»Keine Ahnung.«
»Ich denke schon. Vierundvierzig ist zu viel für dich. Aber das kriegen wir hin.«
Shelly
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