Der Huf des Teufels (German Edition)
weniger.«
Leif musste lächeln, und sie war beruhigt, dass er ihren Wink verstanden hatte.
* * *
Sara fuhr so schnell sie konnte. Bis Nienhagen war es weit, an die zwölf Kilometer, aber das würde sie schon schaffen. Es wartete ja auch eine Belohnung auf sie. Bernd würde schon dort sein und hatte vielleicht etwas romantische Musik aufgelegt und eine Flasche Sekt gekauft.
Sie kam an die B 214 und wartete, bis weit und breit kein Auto mehr zu sehen war, bevor sie die Fahrbahn überquerte. Dann ging es weiter in einen Waldweg, der von Süden her nach Nienhagen führte. Das kleine Hotel hatte sie im Internet gefunden und sich die Wegbeschreibung gemerkt. Ein wenig kannte sie sich in dem Ort auch aus, zumindest was die Hauptstraßen betraf.
Sie kam an einem Wohngebiet heraus. Es war eine kleine Sackgasse, der sie in Richtung Hauptstraße folgte. An einer Bäckerei fuhr sie links in Richtung Westen, und als sie die Leuchtreklame des Hotels erkannte, stellte sie ihr Fahrrad vor einem kleinen Elektroladen ab und ging zu Fuß weiter. Sie drosselte ihren Atem und spürte, wie ihr jetzt der Schweiß ausbrach. Als sie an der Straße Hofstätters Wagen stehen sah, machte ihr Herz einen Sprung vor Glück und Erregung. Er war da. Es trennten sie nur noch ein paar Meter voneinander. Doch zunächst musste sie ungehindert an der letzten Hürde vorbeikommen. Der Rezeption. So geschminkt, wie sie war, würde sie als über zwanzig durchgehen. Also musste sie einfach nur Ruhe bewahren und sich nicht einschüchtern lassen. Keine Angst zeigen, dachte sie, bevor sie die Eingangsstufen hochschritt und die Tür aufdrückte.
Der Mann an der Rezeption war eingenickt. Unter dem Tresen lief ein kleiner Fernseher und warf mattblaues, flackerndes Licht auf sein massiges Gesicht. Seine Arme hatte er über dem Kugelbauch verschränkt, und er atmete durch den offenen Mund. Sie hätte sich an ihm vorbeischleichen können, doch sie wollte sich nicht wie ein kleines Mädchen verhalten. Bis auf drei Schlüssel hingen noch alle an dem Brett hinter dem Tresen. Sara legte eine Hand über die Tischklingel, zog sie dann aber doch wieder zurück und räusperte sich nur laut. Der Mann setzte sich sofort auf und tat so, als hätte er gar nicht geschlafen.
»Guten Abend, junge Frau! Was kann ich für Sie tun? Möchten Sie Ihren Schlüssel?«
»Mein Mann, Herr Böhm, hat bereits eingecheckt«, sagte sie und versuchte, so erwachsen zu klingen, wie es eben ging. Der Mann fuhr mit dem Finger über das Datenblatt in seinem Buch.
»Herr Böhm, ja, hier. Zimmer 5, bitte. Dort die Treppe rauf, den Gang links runter und dann das letzte Zimmer.«
»Danke.« Sara befürchtete, dass man ihre unglaubliche Vorfreude schon in ihrer Stimme vernehmen konnte, und räusperte sich ein zweites Mal. Als sie die ersten beiden Stufen genommen hatte, rief der Mann: »Ach, Frau Böhm?«
Sara blieb stehen. Er hatte etwas bemerkt. Den Altersunterschied. Ihr fehlendes Gepäck. Irgendetwas war ihm aufgefallen, und alles würde auffliegen. Dieser dicke schlafende Mann würde all ihre Träume zerstören.
»Ja?«, sagte sie mit piepsiger Stimme.
Er sah sie prüfend an. Sara schluckte und versuchte, ihre Angst zu verbergen.
»Wünschen Sie Kaffee oder Tee zum Frühstück? Damit meine Frau Bescheid weiß, wie viel sie kochen muss.«
Erleichtert ließ Sara die angestaute Luft aus den Lungen.
»Kaffee, bitte.«
»Gut, alles klar. Bis morgen. Frühstück ist von sieben bis neun.«
»Danke. Gute Nacht.«
Endlich war es geschafft. Sie stieg die Treppe hinauf und spürte die Hitze in sich aufsteigen. Ihr war fast ein wenig schwindelig. Oben huschte sie auf Zehenspitzen zum letzten Zimmer und klopfte an.
»Ja?«
Es war seine Stimme. Sie drückte die Klinke hinunter und betrat das Zimmer. Es war nicht hübsch und auch nicht sehr geräumig. Aber es war ihr Zimmer. Nur für sie beide. Sie schloss die Tür ab, um alles andere außen vor zu lassen. Dann ging sie die paar Schritte durch den dunklen Flur bis in den fast quadratischen Raum, wo Bernd schon auf dem Bett saß. Die Vorhänge waren geschlossen. Nur die Nachttischlampen brannten. Seine Jacke hing über dem Stuhl. Er trug eine dunkle Hose und ein blaues Oberhemd. Gott, wie gut er in diesem Blau aussah. Sie lächelte ihn an, öffnete den Reißverschluss ihrer Jacke und roch ihr eigenes Parfum, das sie in einer kleinen Wolke um sich trug.
Aber etwas war nicht in Ordnung.
* * *
Leif und Lasse fuhren mit gepackten Rucksäcken zum
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