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Der Huf des Teufels (German Edition)

Der Huf des Teufels (German Edition)

Titel: Der Huf des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bent Ohle
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ging Shelly rüber zum Gestüt. Zuerst ritt sie mit Pancake aus, danach kümmerte sie sich um Cleopatra. Heute war wieder ein klarer, aber sehr kalter Tag. Über Nacht hatte es gefroren. Doch die Sonne hatte schon Kraft und ließ die Feuchtigkeit auf dem Hof in trägen Schwaden verdampfen. Überall war geschäftiges Treiben, wie immer.
    Die Azubis brachten einige Pferde auf die Koppel. Peter lief mit seiner Schubkarre umher und säuberte die Boxen. Die Tierärztin und Jülich unterhielten sich vor der Besamungsstation. Leif führte gerade einen Hengst hinein, der heute auf den Dummy springen sollte. Es war eine alltägliche Prozedur, doch jedes Mal war Vorsicht geboten, dass sich die Hengste nicht verletzten.
    Es dauerte nicht lange, da war auch schon alles vorbei. Die Samenflüssigkeit wurde gleich ins Labor gegeben und untersucht. Jeder ging weiter seinen Aufgaben nach, doch dann wurde es plötzlich mucksmäuschenstill auf dem Hof. Alle hielten inne und starrten auf den Eingang des alten Stalls. Leif, mit dem Hengst am Zaumzeug, Zinnbacher und Jülich, Peter, die anderen Azubis und Lasse, der ebenfalls ein Pferd am Halfter führte.
    Shelly kam ganz langsam aus dem Stall. Sie sah aus, als hielte sie in ihren Händen etwas versteckt. Hinter ihr trat Cleopatra aus dem Schatten des alten Gebäudes heraus. Sie hielt den Kopf wie immer gesenkt, ihre Augen waren ausdruckslos, aber sie trottete mit angelegten Ohren hinter Shelly her. Keiner konnte glauben, was er dort sah. Shelly ging über den Hof, und Cleo blieb an ihr dran wie von einer unsichtbaren Leine gezogen. Dann hörte man ein Geräusch. Sofort stellten sich die Ohren von Cleopatra auf, und sie blieb stehen. Es war Simon, der telefonierend aus dem Haus kam. Er blieb wie angewurzelt stehen und vergaß seinen Gesprächspartner.
    »Komm, Cleo, weiter«, sagte Shelly, und das Pferd konzentrierte sich wieder auf sie. Sie gingen einen großen Kreis. Shelly blieb stehen, lobte das Tier und gab ihm ein Stück Zucker. Simon verschwand im Haus. Als er weg war, begannen auf dem Hof alle langsam wieder, sich zu bewegen. Sie setzten ihren Weg fort, doch ihre Augen blieben an Shelly und der Stute haften. Katja Zinnbacher kam zu ihr. Sie bewegte sich vorsichtig, als würde sie sich auf einen nur dünn zugefrorenen See hinauswagen.
    »Das ist unglaublich.« Die beiden Frauen lächelten sich an.
    »Haben Sie ihre Hinterhand gesehen? Sie hat eine Verletzung. Ich denke, ich kann sie reiten, aber das sollten wir erst … ähm, X-Ray?«
    »Röntgen? Schön wär’s. Das lässt Simon niemals zu.«
    Shelly blickte zum Haus.
    »Ich werde mit ihm reden.«
    Nachdem sie die Stute wieder in ihre Box gebracht hatte, ging Shelly rüber ins Wohnhaus. Sie klingelte, und Simon öffnete ihr.
    »Komm rein«, sagte er trocken.
    »Sie ist sehr ängstlich, aber ich denke, wir verstehen uns ganz gut.«
    »Sara?«
    »Nein, Cleopatra. Du hast sie doch gesehen.«
    Simon blickte zur Seite.
    »Sie muss gerön…«
    »Geröntgt werden? Weiß du, was das kostet?«
    »Ich kann es bezahlen, wenn du nicht kannst oder willst. Genau, ich zahle das Röntgen, und wir beide sind quitt mit dem Transport von Pancake.«
    »Ach, hör doch auf.«
    »Simon, das Pferd ist verletzt. Es hat Schmerzen. Lass doch deine Wut …« Shelly beendete den Satz nicht, weil Simon ruckartig den Kopf hob und sie drohend ansah. Da hörte man das Schloss klicken, und Sara kam herein.
    »Oh, hallo«, sagte sie mit dünner Stimme.
    Shelly sah sie prüfend an.
    »Hallo, Schatz«, sagte Simon.
    »Bereit für eine Stunde Gitarre?«, fragte Shelly. Saras sonst so aufgeschlossene, fröhliche Art war verschwunden. Stattdessen hatte sich ein Schatten auf ihr Gesicht gelegt.
    Sara nickte nur stumm und zog ihre Jacke aus.
    »Dann lass uns doch gleich in dein Zimmer gehen«, schlug Shelly vor.
    »Geht es voran?«, fragte Simon.
    »Ja, ja«, antwortete Shelly abwesend. »Ach übrigens, ich würde euch beide heute Abend gern in mein Haus zum Essen einladen.« Sie waren schon auf der Treppe. Simon sah zu ihr hoch und wollte gerade antworten, als es plötzlich lange und durchdringend klingelte. Er machte auf. Peter stand vor der Tür und war fürchterlich aufgeregt.
    »Dem Hofstätter sein Pferd ist tot«, sagte er atemlos. Katja Zinnbacher kam hinter ihm die Eingangsstufen herauf und stellte sich neben Peter.
    »Aladdin?«, fragte Simon.
    »Ja, ich hab gerade mit Spieß telefoniert«, sagte Katja. »Er lag heute Morgen tot in seiner Box. Spieß meint,

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