Der Huf des Teufels (German Edition)
hielt.
Fast eine Stunde saß Leif oben auf dem Boden am Fenster und starrte auf den Hof und die Straße unter ihm. Er dachte darüber nach, warum er Lasse nicht die Stirn bieten konnte, warum er nicht den Ton angab oder zumindest einmal Nein sagte. Lasse konnte sich alles erlauben. Aber so war nun mal ihre Beziehung. Leif wusste, dass, wenn er nur einmal aufbegehren und Lasse widersprechen würde, ihre Freundschaft in Feindschaft umschlüge. Er liebte Lasse. Lasse war sein bester Freund. Er war sein Bruder. Zumindest glaubte er, dass es sich so anfühlen musste, einen Bruder zu haben. Jemanden, den man in- und auswendig kannte, mit dem man sich blind verstand und dem man blind vertraute. Es rumpelte laut unter ihm. Aladdin war in seiner Box umgefallen. Es vergingen nur wenige Sekunden, dann hörte er Lasse auf der Leiter. Er schwang sich zu ihm auf den dunklen Boden.
»Leif? Alles klar?«
»Wir können, es ist niemand da.«
Lasse hockte sich neben ihn. Ihre Schultern berührten sich.
»Ist er schon …«, fragte Leif vorsichtig.
Lasse nickte und hielt beweiskräftig sein Handy hoch. »Ist alles dokumentiert. Du gehst zuerst.«
Fünfter Streich
Fort damit, und in die Ecke
Unter Onkel Fritzens Decke!!!
Eins
Shelly sah aus dem Fenster. Oppermanns vollgepackter Laster fuhr auf ihren Hof, direkt dahinter folgte ein weißer Mercedes mit einer rötlichen Schrift auf der Seite. Das musste der Mann von der Baufirma sein. Shelly lief hinaus. Herr Daniel stieg gleichzeitig mit Oppermann aus.
»Ach nee, hier schlägt wohl heute die ganze Handwerkskammer von Fischbach auf«, rief Oppermann.
»Was machst du denn hier?«, fragte Daniel und reichte Oppermann die Hand.
»Ich gebe Schauspielunterricht. Was hast du gedacht, was ich hier mache?«
»Guten Morgen, die Herren. Sie kennen sich?«, fragte Shelly und reichte beiden die Hand.
»Bleibt nicht aus in dem Kaff. Weißt du überhaupt, mit wem du es hier zu tun hast?«, fragte Oppermann Daniel.
»Schscht!« Shelly stieß ihn an.
»Ach ja, ’tschuldigung.«
»Wieso? Sollte ich Sie kennen?«, fragte Daniel irritiert.
»Nein. Herr Oppermann …«
»Ich hab in meinem Leben zu viel Pflanzenschutzmittel eingeatmet«, beeilte sich Oppermann zu sagen. »Bin schon ein wenig plemplem.«
»Na gut. Sie wissen ja Bescheid und können einfach anfangen, oder? Ich geh mit Herrn Daniel mal rüber zum Stall«, sagte Shelly und winkte Daniel mit sich. »Sie haben also das Haus renoviert? Es ist schön geworden, ich mag es.«
»Danke, das freut mich. Jetzt ist also der Stall dran. Herr Renter wusste bisher nicht, ob Sie ihn weiter nutzen wollen. Sonst hätten wir schon angefangen«, meinte Daniel.
»Ich bin ja gerade erst eingezogen und wusste bis jetzt selbst nicht, was damit werden soll.«
Shelly schloss die Tür auf, und sie betraten den alten Stall. Daniel sah sich genau um und prüfte einige Wände und Balken.
»Tja, egal, was Sie machen wollen, grundsanieren müssen wir in jedem Fall.«
»Ja, das ist mir klar. Ich hab da ein paar Wünsche.«
»Gut, dann erzählen Sie mal«, forderte er sie auf. Während sie sprach, betrachtete er sie genauer.
»Also, ich möchte gern, dass hier acht Boxen entstehen, vier auf jeder Seite. Und hier vorn möchte ich eine Art Werkstatt einrichten. Mit einer Tür zum Stall und einer raus in den Hof. Die Fenster sollen größer werden. Jedes Pferd soll rausgucken können. Und in der Werkstatt brauche ich auch größere Fenster. Ganz hinten möchte ich einen Lagerraum für das Heu haben, sodass wir den Boden völlig weglassen können. Und Dachfenster hätte ich auch gerne, geht das?«
»Es geht grundsätzlich alles. Das ist nur eine Frage des Geldes«, sagte Daniel langsam. Jetzt erst schien ihm etwas an ihr aufzufallen.
»Ums Geld machen Sie sich mal keine Sorgen. Wann können Sie anfangen?«
Daniel lachte und lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Balken. Er zog sein iPhone aus der Tasche und sah im Terminkalender nach.
»Nächste Woche frühestens.«
»Und wann können Sie fertig sein?«
»Sie haben es aber eilig. Das hängt von vielen Dingen ab.«
»Ungefähr. Ich möchte, dass es so schnell geht wie möglich.«
Daniel legte die Stirn in Falten und verzog abschätzend den Mund. »Drei Monate Minimum.«
Shelly nickte.
»Möchten Sie einen Reiterhof aufmachen?«
»So was in der Art.«
»Darf ich Sie was fragen?«
»Sie fragen mich doch schon die ganze Zeit.«
»Ja, ich meine, was anderes. Kenne ich Sie irgendwoher?«
»Das
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